Wenn Jammern ein Verein wär

Es ist schon schräg, in welch‘ paradoxen Zuständen wir doch eigentlich leben: Vereine organisieren Veranstaltungen, Sporttrainings oder Konzerte – doch wehe, man verlangt beim Dorffest ein paar Euro Eintritt. Dann fühlen sich die Besucher gleich, als wolle man ihnen das letzte Hemd abknöpfen. Dabei hat man gerade noch 50 Euro für eine Handyhülle hingeblättert, die nichts kann außer glänzen; und 150 Euro für die hippen neuen Sneaker, um auch garantiert mit jedem Trend Schritt halten zu können. Aber ein paar Euro für ein Fest, bei dem Menschen ihre Freizeit opfern? –„Eine Frechheit!“
Ehrenamt als All-inklusiv-Buffet
Das Ehrenamt ist leider längst zur Servicebranche verkommen: Trainer haben gefälligst verfügbar zu sein, wenn das hochkomplexe Freizeitmanagement der Familien es diktiert. Trainingszeiten punktgenau zwischen Ballett, Klavierunterricht und Englisch-Stunde; Wettkämpfe bitte so, dass die Wochendplanung nicht leidet. Doch wehe, der Trainer selbst fehlt einmal – schon hallt der Ruf nach professionellem Ersatz. „Wir zahlen schließlich Mitgliedsbeitrag!
“ Klar, da sind 24/7-Betreuung und medaillenträchtige Erfolge natürlich inklusive?!
Und als ob diese Erwartungen nicht schon hoch genug wären, türmen sich dazu noch Auflagen bei Veranstaltungen: Security, Pfandsysteme, Lärmgutachten, Hygienekonzepte.
Von Pflicht und Vorschrift
Ein Vereinsfest ist ein ganzer Aktenordner voller Vorschriften. Früher: Zelt aufstellen, Bier zapfen, Musik machen. Heute braucht’s einen Projektmanager fürs Becherpfand – und dazu noch Freiwillige, die ihre Freizeit hinter der Bar statt am See verbringen.
Doch das Gejammer über die Eintrittspreise bleibt. Und wehe, es fällt dann mal was aus! „Früher hat’s das immer gegeben!“ Früher hat man aber auch noch selber Kuchen gebacken, Gläser gespült, Bierbänke geschleppt und beim Aufräumen mitgeholfen. Heute reicht die Energie gerade noch zum Nörgeln über das zu warme Bier, die zu laute Musik oder die viel zu fade Tombola.
Dennoch sollten wir bei all dem Gejammere aber eines nicht vergessen: Ohne die unzähligen Freiwilligen, die ihre Freizeit (und Nerven) opfern, gäbe es keine Vereinsfeste, keine Nachwuchstrainings, keine Konzerte; und auch niemanden, der aus dem Bett springt, wenn der Hut oder das Haus brennt, Tiere vermisst werden oder die Neophyten überhandnehmen.
Ein Dank, der viel zu selten kommt
Und: Die tun das nicht, weil sie müssen, sondern weil sie wollen! Darum: Heute mal ein GROSSES DANKE an alle Ehrenamtlichen, die trotz Vorschriften, Kritik und endlosen Diskussionen weitermachen. Wer also beim nächsten Vereinsfest seinen Eintritt zahlt, darf das jetzt dann mit Stolz tun – als kleine Wertschätzung für etwas, das ohnehin unbezahlbar ist.