Zum Inhalt springen
badgebadge
Job AnzeigerImpulsTrendig MagazinServus

Wenn am Gehirn ein Tumor tickt

Jakob Riser war der kommende Mann bei den Tiroler Sozialdemokraten: Drei Jahre lang zog er hinter den Kulissen die Fäden der Tiroler SP. Im Sommer des Vorjahrs warf er jedoch für viele unerwartet das Handtuch. Doch der Reihe nach: Es war ein Tag wie jeder andere, im April 2003. Plötzlich vernahm Riser ein eigenwilliges Rauschen im Ohr. Zuerst beachtete er es kaum. Erst auf Drängen seiner Frau und einer ihm bekannten Krankenschwester ging er zu einem Ohrenarzt. Diagnose: Gehörsturz. Die übliche Behandlung (Infusionen) zeigte trotz des drei Wochen zurückliegenden Abstands zum aktuellen Ereignis Wirkung. Im November 2006 folgte der zweite Gehörsturz. „Es hat bei einem Luftpistolenschießen mit der Kirchberger Mannschaft begonnen. Das Rauschen war so stark, dass ich mich nicht mehr konzentrieren konnte.“ Nicht nur das Ohrensausen erreichte eine beinahe unerträgliche Lautstärke, dazu kamen Schwindelgefühle und Gleichgewichtsstörungen. Mit Medikamenten konnte keine Linderung erzielt werden.

Tumor drückt auf Gehörnerv

Nun galt es der Sache genau auf den Grund zu gehen. Beim zweiten Gehörsturz ist eine Computertomographie üblich. Danach kam die schwer zu begreifende Diagnose: Accusticus Neurinom, ein Tumor auf dem Gehörnerv, der etwa einen Zentimeter im Durchmesser groß ist.

Üblicherweise werden Tumore operativ entfernt. „Es gibt zwar zwei Methoden. Da er jedoch auf dem Gehörnerv sitzt, der zum Kleinhirn führt, ist die Gefahr sehr groß, am rechten Ohr taub zu werden. Dazu besteht die Gefahr einer Gesichtslähmung.“ Eine Alternative besteht, den Tumor mit Strahlen zu bekämpfen. Allerdings möglicherweise mit den gleichen Folgen wie bei einem operativen Eingriff. Es kann, muss aber nicht sein: Auslöser für die Krankheit könnte Stress sein.

Liebe zum Burgenland

Der weitere Lebensweg ist deshalb völlig neu geplant. „Wir werden spätestens mit 1. August 2009 nach Bad Tatzmannsdorf übersiedeln“, schildert er. „Wir haben uns bereits eine Liegenschaft gekauft.“ Die Liebe zum Burgenland haben Riser und seine Ehefrau bereits vor Jahren entdeckt. „Wir finden das milde pannonische Klima sehr angenehm.“ Der Termin für den Ortswechsel wird durch den jüngsten Sohn Tobias vorgegeben, der noch die Hauptschule besucht. Die höher bildende Schule, ob Gymnasium, Höhere Technische Lehranstalt oder Tourismusfachschule, wird er bereits im neuen Heimatland absolvieren. Die beiden älteren Kinder werden in Tirol bleiben.

„Ich habe mein Leben total umgekrempelt“, schildert Riser. „Ich habe alle Nebentätigkeiten niedergelegt und widme mich nur noch meiner Firma und meiner Familie.“ Beruflich stark schaumgebremst: „Es muss nicht immer alles am gleichen Tag erledigt werden. Und wenn ich tagsüber müde werde, lege ich mich einfach eine Stunde nieder.“ Nicht mehr aktiv ist er auch als Basketballtrainer und -schiedsrichter.

Zwei, drei Gänge zurück

Ganz aufgeben wird er seine berufliche Tätigkeit nicht. „Zwei- oder dreimal im Monat werde ich für mehrere Tage nach Tirol kommen und meine Kunden betreuen.“ Lange Autofahrten tut er sich nicht mehr an: „Bis Salzburg mit der Bahn und von dort mit einem Leihauto.“ Die Wohnung in Kirchberg wird er aufgeben, der Hauptwohnsitz dann Bad Tatzmannsdorf lauten. Dort hat er dank der zahlreichen Aufenthalte bereits Anschluss gefunden. Wie etwa einen benachbarten Weinbauern, wobei er sich vorstellen kann, diesem von Zeit zu Zeit zur Hand zu gehen. Eines steht fest: Obwohl dem 48-Jährigen die politische Tätigkeit immer Spaß bereitet hat, wird er im Burgenland kein politisches Amt übernehmen.

Selbst wenn Jakob Riser zwei oder drei Gänge zurückschaltet, bleibt er aktiv. Mittlerweile hält er im Burgenland Seminare. „Ich bin zuversichtlich, dass der Tumor nicht mehr wächst oder gar zu schrumpfen beginnt. Was in dieser Situation hilft, ist Lebensmut. „Ich blicke voller Optimismus in die Zukunft.“
Suche