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Kitzbüheler Anzeiger
Federer, Foidl, Hautz
Max Foidl und Kameramann Martin Hautz trafen Tennis-Ikone Roger Federer zu einem Drehtermin in Dubai.

Weniger Fast & Furious, dafür mehr Hangover

Er war sieben Jahre lang als Produzent bei Red Bull Mediahouse beschäftigt, arbeitete mit international bekannten Sportstars wie Roger Federer, David Alaba, Dominic Thiem und Max Verstappen zusammen und momentan genießt er die Zeit in seiner Heimat Fieberbrunn. Der Kitzbüheler Anzeiger hat den Filmemacher und Journalisten Max Foidl zum Gespräch getroffen.

Max, welche Erlebnisse oder Einflüsse haben deine Leidenschaft für Journalismus und Film geweckt?
Mein Papa war begeisterter Hobbyfilmer im Filmklub Fieberbrunn. Als ich etwa zehn, elf Jahre alt war, hat er mir eine alte DV-Kassettenkamera gegeben, die er eigentlich schon ausmustern wollte. Damit habe ich dann mit Freunden angefangen, Skivideos zu drehen und zu schneiden.

Das war die beste Schule, die man sich vorstellen kann: Man musste jede Szene vorher gut planen, weil das Band nur begrenzt Platz bot. Wenn sich das Band dann mal beim Zurückspulen verheddert hat, waren tagelange Aufnahmen im Eimer – das hat wehgetan, aber man hat daraus gelernt.

Wo stehst du aktuell beruflich – und wie hat sich dein Weg dorthin entwickelt?
Nach fast 15 Jahren im Film- und Showgeschäft habe ich gemerkt, dass mich immer mehr die Bodenständigkeit und die einfachen, echten Dinge im Leben anziehen. Vor etwas über drei Jahren habe ich – damals 27 Jahre alt – meinen Job als Leiter der Sendung „Sport und Talk aus dem Hangar-7“ bei Red Bull/ServusTV gekündigt. Keine Kinder, keine finanziellen Verpflichtungen, kein großes Risiko – ich dachte mir: „Wenn nicht jetzt, wann dann?“

Gleichzeitig war ich auch ein Stück weit satt von der Oberflächlichkeit der Branche. Die Zeit auf der Rohreralm hat mir gezeigt, dass das Wertvollste oft im Einfachen liegt: ehrliche Begegnungen, Arbeit mit den eigenen Händen, Produkte, hinter denen man zu hundert Prozent steht. Tiere haben mich dabei am meisten gelehrt – sie sind gnadenlos ehrlich.

Sie zeigen dir sofort, wenn ihnen etwas nicht passt, und genauso klar, wenn sie sich freuen. Auch bei einer kleinen Jause vom Almrind, selbstgemachter Marmelade oder Honig von unseren Bienen spürst du diese Ehrlichkeit: Da ist nichts Aufgeblasenes, nur etwas Echtes, das Freude macht – weil es mit Überzeugung und Liebe entstanden ist. Und seit kurzem kam ein weiteres Herzensprojekt dazu: Beim gemeinsamen Frühstück mit einem Freund, der sich gerade von einem Schlaganfall erholte, erfuhren wird, dass die älteste Latschenölbrennerei der Welt schließen würde.

Wir nahmen über Umwege mit der Firma Kontakt auf und beschlossen, gemeinsam dieses Projekt zu übernehmen. Vor kurzem konnten wir dieses unter den Namen Primavera Naturparadies Pillersee starten.

Auf der Rohreralm in Fieberbrunn genießt Max Foidl momentan seine Zeit: auch für die eigenen Ziegen ist der Filmemacher zuständig
Auf der Rohreralm in Fieberbrunn genießt Max Foidl momentan seine Zeit: auch für die eigenen Ziegen ist der Filmemacher zuständig

Was war der besonderste Moment in deiner beruflichen Laufbahn?
Ganz klar: Roger Federer zu treffen. Mein Team und ich reisten nach Dubai für einen Drehtermin und dachten, das wird ein kurzes 10-Minuten-Interview mit Bodyguards wie bei Cristiano Ronaldo. Stattdessen kam er allein, wollte wissen, wer wir sind, was wir machen, und hat sich erst einmal in Ruhe mit uns unterhalten – über Tirol, den Musikunterricht seiner Tochter, über alles Mögliche. Erst nach einer Stunde haben wir überhaupt begonnen zu drehen.

Am Ende hat er sich zwei, drei Stunden für uns genommen, obwohl wir in zehn Minuten fertig gewesen wären. Das hat mir gezeigt: Wirkliche Größe erkennt man nicht an Titeln oder Trophäen, sondern daran, wie man mit anderen umgeht – vor allem dann, wenn man es nicht müsste.

Was ist an deinem Job am herausforderndsten / coolsten?
Immer wieder neue Facetten seiner eigenen Kreativität zu entdecken. Das ist herausfordernd & cool zugleich.

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Max Foidl

Was inspiriert dich bei deinen Projekten – Menschen, Orte oder Themen?
Von allem ein bisschen was. Durch die Begegnungen mit ganz unterschiedlichen Charakteren auf der ganzen Welt entwickelt man ein Gespür für Menschen. Ich habe oft gedacht: Es wäre die beste Schule,wenn jeder Jugendliche für einen Monat auf jedem Kontinent bei einer Gastfamilie leben könnte. Eine utopische Idee, klar – möglicherweise würde sie viel Neid, Hass und Missgunst verhindern.

Was hast du bei deiner Zeit bei Red Bull gelernt?
Junge Menschen ins kalte Wasser zu werfen – egal welche Ausbildung oder Vorgeschichte sie haben. Ich habe erlebt, was Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten bewirken kann, wenn man Verantwortung bekommt, bevor man sich vielleicht selbst bereit dafür fühlt.

Wie gehst du mit Erwartungsdruck um – und was machst du, wenn dir mal gar nichts einfällt?
Früher habe ich recherchiert, gelesen, gegoogelt – und mich manchmal auch stundenlang in völlig unwichtigen Videos verloren. Aber genau daraus kam oft der zündende Funke. Manchmal reicht ein einziges Wort oder Bild, und plötzlich verbinden sich lose Gedanken zu einer Idee. Heute gibt’s ChatGPT – Spaß!

"Toleranz lernt man am besten, wenn man wirklich über den eigenen Tellerrand hinausschaut."
Max Foidl, Filmemacher

Wie gehst du mit Kritik um?
Für mich ist das Wichtigste, dass ich meine Arbeit so mache, dass ich am Abend mit gutem Gefühl einschlafen kann. Wenn ich etwas aus voller Überzeugung und auf Basis meiner Erfahrung entschieden habe, kann ich Kritik viel leichter annehmen und einordnen – weil ich sie nicht persönlich nehme.

Schwieriger wird es, wenn man selbst nicht zu hundert Prozent hinter etwas steht, dann trifft einen Kritik oft stärker. Darum ist es für mich entscheidend, Projekte so anzugehen, dass ich hinter jedem Schritt stehen kann – dann wird Kritik zu einem wertvollen Werkzeug statt zu einer persönlichen Attacke.

Gab es eine Person, die dich beruflich besonders geprägt hat?
Ja – mein ehemaliger Redaktionsleiter bei ServusTV. Ich hatte weder Studium noch journalistische oder filmische Ausbildung, und trotzdem hat er mir direkt beim Praktikum meinen ersten TV-Beitrag machen lassen. Kein stundenlanges Erklären, einfach: „Mach mal.“

Nicht, weil es ihm egal war, sondern weil er mir zeigen wollte, dass er mir vertraut. Dieses Vertrauen hat mich beflügelt – und ich habe alles gegeben.

Max Foidl China
Für Dreharbeiten ging es unter anderem nach China, wo Max und sein Team einen Beitrag über die größte Fußballschule der Welt produzierten.

Was würdest du Menschen raten, die in den Journalismus einsteigen wollen?
Einfach machen – und keine Angst vor Fehlern haben. Ihr werdet viele machen, aber wenn ihr daraus lernt, werdet ihr richtig gut. Journalismus kann man nur teilweise studieren – man muss ihn viel mehr leben. Das Gespür für Geschichten und Menschen ist das Wichtigste – und das kommt mit der Zeit.

Frage Kitzbüheler Anzeiger: Was sind deine nächsten Projekte?
Beruflich gesehen möchte ich das Naturparadies Pillersee zu einem einzigartigen Aushängeschild der Region entwickeln. Was mein Privatleben betrifft: Um es in Filmsprache zu sagen – weniger Fast & Furious, ein bisschen Hangover und am liebsten irgendwann eine (hoffentlich) schrecklich nette Familie.

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