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Kitzbüheler Anzeiger

Weihnachtsgeschenk

Ich bin am Waltenberghof in Kitzbühel aufgewachsen. Als ich acht Jahre alt war, wurden für mich die ersten Ski zusammengebastelt. Es waren alte, bereits gebrauchte Erwachsenen-Ski. Einer davon war hinter der Bindung abgebrochen. Es wurden dann beide in etwa auf die gleiche Länge abgeschnitten, für mich waren sie immer noch lange genug, als Bindung diente ein Lederriemen. Meine Übungsstrecke war die „Rem“-Einfahrt (Scheunenzugang); dort ging es leicht bergan, ich stapfte hinauf und hinunter ging es ja von selbst.

Rem als Übungswiese

„Übung macht den Meister“ – und auch ich wurde immer besser. Skistöcke gab es damals noch nicht, so mussten als Hilfe die zwei Kuhtreibstöcke vom Stall herhalten. Weil ich nichts anderes kannte, erlernte ich auch auf diese Weise das Skifahren.

Und so kam auch der Heilige Abend heran, ich freute mich schon sehr auf das Christkindl, mehr aber vielleicht noch auf die Geschenke.

Kloatzenbrot mit Zettel

Das übliche Ritual mit Abendessen und Rosenkranzbeten war ja nicht meine große Freude (wahrscheinlich ging es mehreren Kindern so), denn man musste dabei die ganze Zeit knien.
Endlich war es dann soweit, wir gingen hinauf in die „Schönkammer“ im oberen Stock.       Die Kerzen am Christbaum waren angezündet, Weihrauchduft erfüllte den Raum, es war wirklich sehr feierlich.

Am Waltenberghof, das muss man sagen, hat es immer Geschenke gegeben und zwar nicht nur Socken oder sonstiges Gestricktes, sondern für uns Kinder auch Spielsachen. Dazu hat jeder einen Kloazenwecken (Früchtebrot), schön beschriftet mit dem Namen,  bekommen. Irgendwie suchten aber meine Augen noch, so als spürte ich etwas Besonders.  Ja es war dann wirklich so, da standen noch ein paar Kinderski, sogar mit einer richtigen Bindung (damals war die so genannte „Huitfeld“-Bindung gerade am Markt) drauf, unterm Christbaum. Meine Freude war natürlich übergroß. Ja so groß, dass ich die ersten Nächte die Skier mit ins Bett nahm, sie durften also bei mir schlafen. Als ich sie dann nach der Verwendung tagsüber wieder einmal mitnehmen wollte, sie waren natürlich noch voll Schnee und Eis, da wurde es mir dann aber verboten!

Ski um einen Schilling

Die Skier hatten zwar bereits einige kleine Kratzer, das störte aber meine große Freude überhaupt nicht.  Später hab‘ ich dann einmal erfahren, dass dieses Paar Ski ein Gast im Grandhotel hinten gelassen hatte. Der damalige Skiwächter hat sie dann dem Geschäft Müller-Wazl verkauft und der Waltenbergbauer hat sie um einen Schilling gekauft.

Ich hab‘ sie dann noch gewachselt und gleich am Tag darauf mussten sie ausprobiert werden. Das ganz Besondere war eben auch die „richtige“ Bindung.Vor lauter Freude musste ich die Skier natürlich auch meinem etwas jüngeren Freund, dem „Erber Hans“ (Hechenberger Hans) zeigen, aber laut Foto war dieser nicht besonders begeistert.


Aufgeschrieben von Örg Jöchl, Jochberg im Dezember 2008

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