Weihnachtliches Jubiläumskonzert
Kaum zu glauben: schon wieder 25 Jahre, seit Kitzbühels Pfarrkirche eine neue Orgel erhielt, nachdem die alte, eine elektropneumatische, im wahrsten Sinn des Wortes das „Pneuma“, den Atem – zwar nur fast aufgegeben hatte, aber doch nahe daran war (die hohen Reparaturkosten!), dazu die neue eine „Pirchner“, und der Name bürgt bekanntlich für Qualität.
Kitzbühel | Jubiläum! Man hatte sie, diese Orgel, wie man in alten Zeiten sagte, zu „schlagen“ – dies geschah tatsächlich in den Anfängen, als die Tasten noch handbreit waren und mit den Fäusten regelrecht, ja eben geschlagen werden mussten – die hervorragende Organistin Katharina Königsfeld geladen; dazu den Bariton Frederik Baldus und den Trompeter Hermann Mitterer – ein Gespann, das in seiner Leistung dem Anlass mehr als gerecht wurde. Gespielt hat man Werke von J. S. Bach, G. F. Händel – diese beiden schwerpunktsmäßig, darüber hinaus W. A. Mozart, C. Franck, P. Cornelius, F. Bernard und J. F. Wade.
Eine „Mulitmediashow“ in der Pfarrkirche
Das ganze war, für den Kirchenraum doch etwas ungewöhnlich, als Multimedia (Show möchte man nicht sagen) adaptiert und damit stark auch auf äußere Wirkung zugeschnitten: vor dem Presbyterium eine große Projektionsleinwand, sodass man die Musiker in Aktion sah – z. B. die Organistin, wie sie in den Manualen fingerte, mit den Füßen das Pedal traktierte… Wer hat schon jemals die Gelegenheit, neben einem Organisten zu stehen und dessen Spiel live mitzuerleben? Freilich – und die Frage muss erlaubt sein –, ob der Kirchenraum der rechte Ort für Multimedia ist? Gewiss, man hatte so von den Darbietungen ungemein mehr als bei sonstigen Kirchenkonzerten.
Dass dabei der Kirchenraum mit einem Konzertsaal verwechselt wird, ist allerdings eine andere Sache. So wurde denn auch kräftig applaudiert und dies störenderweise nach jeder Nummer und am Schluss nicht nur geklatscht, sondern es hallten ärgerlicherweise auch deplatzierte Bravorufe durch den heiligen Raum. (Pfiffe unterblieben Gottseidank!) Es mag ja verführerisch sein, denn: wie heißt es in Goethes Faust. „Man kommt zu schau’n, man will am liebsten seh’n.“ Dies galt nicht nur für das rein musikalische Geschehen, sondern es wurden vereinzelt selbst die gespielten Noten eingeblendet – eben Multimedia, und selbst für das Auge gab’s etwas: z. B. die Goldjacke der Organistin. (Effekt?)
Dies die eine Seite, die andere: Der Unterzeichnete schrieb vor Jahren in einer Rezension, Organisten wären gewissermaßen Eingemauerte, d. h. während andere Künstler sich voll dem Publikum zeigen und viel Applaus einheimsen dürfen, bleibt der „Musikant Gottes“ auf seiner Orgelbank normalerweise völlig in der Intimität. Es sind immer nur wenige Verständnisvolle, welche im Stillen die jeweilige Leistung würdigen.
Aber dieses quasi „Eingemauertsein„ ist gut, denn in einer Kirche gehört doch letzt-lich die Ehre allein Gott bzw. Christus, der in geheimnisvoller Weise im „Tabernaculum“ anwesend ist und wenn, wie im gg. Fall, die Multimediamethode Schule machen sollte, ist die fortschreitende Profanierung des Kirchenraums und damit die Zweckentfremdung vorprogrammiert. Nun, es ging um das Jubiläum und darum, die Jubiläums-Orgel in ihren vielfältigen Möglichkeiten vorzuführen, wozu das virtuose Spiel Katharina Königsfelds alles lieferte. In Verbindung mit dem Klang der Trompete – Hermann Mitterer. Er bläst einen sehr schlanken Ton (wechselte übrigens zwischen Trompete und Flügelhorn) wurde noch mehr „Klang“ – die Obertöne! – in den Raum gezaubert. Auch er virtuos im Spiel! Schließlich farbiger Klang, wenngleich von an-derer, von baritonaler, eher gedämpfter Art, durch die Vorträge Frederik Baldus.
Die Kirche war unerwartet voll
Kein Zweifel: man hat ein wunderschönes, wenngleich in den gewählten Stücken vielleicht etwas zu konservatives Konzert (einige „Ohrwürmer“) gehört. Übrigens: eine dezente Kameraführung nahm dem Showmäßigen doch etwas die Spitze. Und die Kirche? Unerwartet voll! Hugo J. Bonatti
Bild: Hermann Mitterer, Katharina Königsfeld und Frederik Baldus (v. li.) begeisterten das Publikum in der Kitzbüheler Stadtpfarrkirche. Foto: Königsfeld