Wanderer halten Retter auf Trab
Der Bergsommer geht zu Ende und damit verringert sich auch die Zahl der Einsätze für die alpinen Retter. Ihr Appell an alle Bergsportler: Die Touren besser vorbereiten, sich davor unbedingt die Wetterberichte einholen und sich vor allem körperlich nicht überschätzen.
Bezirk | Verirrte Wanderer, verletzte Kletterer sowie Bergsteiger, die körperlich und mental erschöpft in Bergnot geraten sind: Das Einsatzspektrum für die Bergretter ist breit gefächert, zumal der Bergsport seit wenigen Jahren boomt. Immer mehr Touristen suchen das Alpinerlebnis und viele unter ihnen, gestärkt durch ihre Erfahrungen in der Kletterhalle, wagen sich in die Felskletterei.
Zahlreiche Unfälle durch Ausrutschen
Die Alpinunfälle und damit verbunden auch die Anzahl der Rettungseinsätze häufen sich. Umso mehr überrascht ein Blick in die Statistik der Alpinpolizei: Die Anzahl der Alpinunfälle im Bezirk Kitzbühel hat heuer abgenommen, was vermutlich auf die anfänglich lang anhaltende Regen- und anschließende Hitzeperiode zurückzuführen ist. „Im Zeitraum von 1. April bis 30. September waren fünf Sucheinsätze, 18 Wander-
unfälle und elf Kletterunfälle, zwei davon mit tödlichem Ausgang, zu verzeichnen“, erläutert Martin Hautz, Leiter der Alpinpolizei Kitzbühel. Im Vergleich dazu scheinen in der Vorjahres-Statistik sieben Sucheinsätze, 37 Wanderunfälle – drei davon endeten tödlich – und elf Kletterunfälle auf.
Wer glaubt, dass Bergsteiger vor allem bei riskanten Touren verunglücken, irrt: Die meisten Unfälle passieren durch Stolpern und Ausrutschen beim Wandern und auf eher leichten Wegen, weil da die Konzentration nachlässt, so hat es Norbert Zobl, der stellvertretende Landespolizeidirektor und Leiter der Alpinpolizei Tirol, bereits bei einer Pressekonferenz vergangene Woche geschildert.
Bergsteiger brechen oftmals zu spät auf
Mangelnde Vorbereitung der Touren und oftmals eine ungenügende konditionelle Verfassung der Wanderer ortet der St. Johanner Bergrettungschef Herbert Pali. Er erzählt von einer sechsköpfigen Gruppe, die heuer zu der rund vierstündigen Tour auf die Fleischbank über den Nordgrat viel zu spät aufgebrochen ist. Pali: „Die Folge war, dass die Bergsteiger völlig erschöpft erst gegen 20.30 Uhr vom Gipfel einen Notruf absetzten und anschließend biwakieren mussten.“
Seine Empfehlung ist, sich schon im Vorhinein unbedingt ausreichend über die Wetterlage zu informieren. Denn dann, so der St. Johanner Bergrettungschef, ließen sich Einsätze wie jener am Ellmauer Tor vermeiden: Wanderer waren trotz einer angesagten Schlechtwetterfront und der Warnungen des Hüttenwirts vom Stripsenjoch zum Ellmauer Tor aufgebrochen und hatten sich beim Abstieg auf die Gaudeamushütte im Schneegestöber hoffnungslos verirrt. Und wieder einmal mussten Bergretter ausrücken, um die überforderten Bergsportler sicher ins Tal zu bringen. Zum Glück, so freut sich der St. Johanner Bergrettungschef, sei seine Mannschaft sehr gut aufgestellt. Alexandra Fusser
Bild: Eine Bergung am Fleischbank Pfeiler übten die St. Johanner Bergretter mit Dyneemaseilen. Foto: Bergrettung St. Johann