
Wald-Kindergarten: Hunde müssen an die Leine
Sie liegen unter Büschen, neben Wegen oder inmitten von Wiesen: Rehkitze. Doch nicht nur die Rehe bekommen derzeit ihre Jungen, auch beim Rotwild gibt es Nachwuchs. Hasen, aber auch am Boden brütende Vögel, sind in diesen Wochen ebenfalls mit der Aufzucht beschäftigt.
Kitzbühels Bezirksjägermeister Hans Embacher weist darauf hin, dass gerade in den nächsten Wochen Rücksicht im Wald gefragt ist. Auch wenn die meisten Wanderer inzwischen wissen, wie man sich richtig verhält, wenn man ein Rehkitz findet. Trotzdem ruft Kitzbühels oberster Jäger Sportler, Wanderer, Hundebesitzer und Bauern zu erhöhter Rücksicht auf, um kein Jungwild zu verschrecken.
Erhöhte Rücksicht auf Jungwild nehmen
Liegen lassen, nicht anfassen oder gar aufnehmen und schon gar nicht mit nach Hause nehmen, lauten die Regeln im Umgang mit dem tierischen Nachwuchs. Rehgeissen legen ihre Kitze in der Regel ab und erwecken dadurch manchmal den Eindruck, dass die Tiere verwaist sind. Das stimmt so nicht. Nach Beendigung der Störung kümmert sich die Geiß wieder um ihren schutzbedürftigen Nachwuchs.
Es sei oft gar kein böser Wille, sondern eigentlich nur Gedankenlosigkeit, wenn Wanderer und Mountainbiker Abkürzungen quer durch das Gelände nehmen und so Tiermütter und -kinder stören, ist der Bezirksjägermeister überzeugt. Am besten sei es überhaupt, die Wege in der nächsten Zeit gar nicht zu verlassen, appelliert er.
„Ganz wichtig ist es auch, dass alle Hunde an die Leine genommen werden“, betont Embacher. Zu verführerisch sind die Gerüche, als dass nicht der folgsamste Hund einmal ausbüchst und dem Wild hinterherstellt. „Wir alle, die wir diese wenigen Grundsätze beherzigen, leisten einen wertvollen Beitrag zum Schutz und zur Erhaltung unserer heimischen Tierwelt“, hofft der Bezirksjägermeister auf Verständnis.
Auch die Bauern sind in dieser Hinsicht gefordert. Um ihren Nachwuchs zu schützen, legen Rehgeissen diesen gerne im hohen Gras ab. In der gerade laufenden Mähsaison sind die Kleinen allerdings dem sicheren Tod ausgeliefert, da die Kitze sich bei Gefahr noch mehr ins Gras ducken und auch nicht fliehen, wenn die Mähmaschine anrollt. Allein in Tirol werden jährlich hunderte Rehkitze Opfer der Mähmaschinen.
Die meisten Bauern bitten Jäger um Hilfe
Die meisten Landwirte sind sich ihrer Verantwortung den Tieren gegenüber bewusst und bitten dann die Jäger um Hilfe. Kurz bevor gemäht wird, gehen Trupps durch die Wiesen und versuchen, die Kitze aufzuspüren. Sie werden dann aufgehoben und in einer Kiste oder einem Korb in Sicherheit gebracht. Legt man sie nur am Waldrand ab, flüchten sie gleich wieder in die Wiese zurück. In den letzten Jahren hat sich überdies auch der Einsatz von Drohnen mit Wärmebildkameras etabliert – fast 900 Rehkitze konnten so schon in Tirol vor dem sicheren Tod gerettet werden.