VP-Wahl erntet heftige Kritik
Wie der KITZBÜHELER ANZEIGER bereits berichtete, hat der Hochfilzener Bürgermeister Sebastian Eder bei einer geheimen Abstimmung mit 14 zu 11 Stimmen bei fünf Enthaltungen im Wahlkreis Unterland gegen den Kufsteiner Josef Lettenbichler seinen Rang als Spitzenkandidat für die bevorstehende Nationalratswahl verloren. Nur auf Listenplatz zwölf positioniert, zog er daraufhin seine Kandidatur zurück. Der Brixener Bürgermeister Ernst Huber zog ebenfalls die Konseuqenzen und ließ sich aus Protest von der Liste streichen.
„Schlangengrube“
Bezirkspartei
Unter den Schwarzen im Bezirk gilt es mittlerweile als offenes Geheimnis, dass für dieses Ergebnis die aus Kitzbühel stammenden Parteifunktionäre verantwortlich sind. Für viele Politiker eine Vorgehensweise, die sie allerdings nicht mittragen wollen.
Besonders harsche Worte fand der langjährige Landtagsabgeordnete Sepp Hechenbichler bei den Sommergesprächen des Bauernbundes, wo er die Bezirks-VP öffentlich als „Schlangengrube“ bezeichnete. „Wenn man jemandem von einem Tag auf den anderen das Vertrauen entzieht und hinterrücks abserviert, wie dies in meinem Fall bei den Landtagswahlen und jetzt bei Sebastian Eder geschehen ist, so ist das aufs Schärfste zu verurteilen. Man muss sich beinahe schämen, im Bezirksvorstand der Kitzbüheler Volkspartei zu sein“, wurde Hechenbichler mehr als deutlich. Auch LA Franz Berger bestätigt, dass ihm der Posten als Spitzenkandidat sehr überraschend und schnell angeboten worden war. Er zeigt sich über die Abwahl Sebastian Eders bekümmert: „Mit ihm verlieren wir einen guten Mann und guten Gesundheitspolitiker. Innerhalb der Bezirkspartei sollte man sich unbedingt bald zu einem klärenden Gespräch zusammensetzen.“
Keine Vorbildwirkung für Jung-Politiker
Bezirks-Jungbäuerin Maria Steiner, die ebenfalls für einen Spitzenplatz auf der Kandidatenliste vorgesehen gewesen war, hat ihre Kandidatur bereits einige Tage früher zurückgezogen: „Diese Vorgehensweise und das Niveau sind wahrlich keine Ermutigung für junge engagierte Menschen, in der Politik mitzumachen!“
Sebastian Eder selbst sieht seine Abwahl eher pragmatisch: „So ist eben die politische Realität. Ich habe aus meiner Meinung zum Krankenhaus nie ein Hehl gemacht, aber es gab da mit den Kitzbühelern keine Gesprächsbasis. Auf
diese Art und Weise hat man aber leider ein Mandat für den Bezirk Kitzbühel verspielt. Jeder neue Kandidat braucht wieder eine gewisse Zeit, bis er sich einarbeitet.“
Eder will verstärkt in Gemeinde arbeiten
Die praktizierte Vorgangsweise sei jedenfalls kein gutes Signal für jemanden, der in die Politik gehen will, sagt Eder. „Politikverdrossenheit stellt sich dann auch bei den Funktionären ein, was allerdings wiederum kein Spezifikum unserer Partei ist. Ich werde mich nun auf meine Arbeit als Bürgermeister und im Forum Land konzentrieren und vielleicht gibt es einen Neuanfang in einer anderen Art und Weise.“