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Von der Badhaussiedlung zum Finanzchef in Berlin

Berlin | Wenn das Hotel Adlon-Kempinski-Berlin an das deutsche Bundeskanzleramt eine Rechnung über den Aufenthalt eines Staatsgastes stellt, trägt sie die Unterschrift eines Kitzbühelers: Otto Steger (62), aufgewachsen in der Badhaussiedlung, ist Finanzchef von Deutschlands prestigereichster Luxusherberge.
Es gibt weltweit nur wenige Häuser, die mit dem Hotel Adlon mithalten können. Die Luxusherberge wurde ursprünglich zwischen 1905 und 1907 von Lorenz Adlon am Rande des zu dieser Zeit verkehrsreichsten Platzes Europas, dem Pariser Platz, und in Sichtweite des Brandenburger Tores errichtet. Innerhalb kürzester Zeit wurde es zu dem führenden Haus Deutschlands, in dem der Hochadel, Politiker, Schauspieler, Künstler und sonstige Berühmtheiten aus und ein gingen. Um nur einige zu nennen: Kaiser Wilhelm II., Marlene Dietrich, Henry Ford, Franklin D. Roosevelt, Paul von Hindenburg, usw., usw. In den klassisch gestalteten Sälen fanden Bälle. Kongresse, politische Diners, internationale Konferenzen und dergleichen statt.

Von Rang und Namen

Den Zweiten Weltkrieg überstand das Haus fast unbeschädigt. Ein Brand im Mai 1945 zerstörte jedoch den nach Kriegsende im Ostteil Berlins stehenden Prachtbau bis auf einen Seitenflügel. Noch im Krieg dienten die erhaltenen Räume als Lazarett, später wurde es zu einen Lehrlingsheim umgestaltet. 1984 wurde das Gebäude abgerissen.

Nach dem Fall der Mauer erwarb die Kempinski-Hotelbetreiber-GesmbH. die Genehmigung für den Wiederaufbau. Die Zustimmung kam von Hedda Adlon, die sowohl das Ankaufsrecht für das Grundstück als auch die Namensrechte früh an Kempinski übertragen hatte. Es entstand erneut ein Luxushotel der allerbes
ten Güte. Wegen seiner Lage in Sichtweite des Brandenburger Tores und nur einen Steinwurf vom Regierungsviertel entfernt, dient es auch als inoffizielles Gästehaus der deutschen Bundesregierung.

Die Prominenz geht wie eh und je ein und aus: Die Königin von England, Queen Elisabeth II., war da, Georg W. Bush, Barack Obama, allein oder als Paar Bill und/oder Hillary Clinton und der Dalai Lama. Dazu auch Michael Jackson: Wie er sein Baby stolz aus dem Fenster der im sechsten Stock gelegenen Präsidentensuite (eine Nacht 12.000 Euro) hält. Diese für eine Gänsehaut sorgenden Bilder gingen um die Welt.

Für die Finanzen des 40 Millionen Euro umsetzenden Hotels (382 Betten, bis zu 450 Mitarbeiter) zeichnet ein Mann verantwortlich, der seine Wurzeln in Kitzbühel hat: Otto Steger. 1948 geboren und in der Badhaussiedlung aufgewachsen, begann seine Karriere als Kochlehrling im Arlberger Hof in Innsbruck. Wahrscheinlich stünde er auch noch heute hinter dem Herd, wenn es da nicht ein Schlüsselerlebnis gegeben hätte: „Es war im Hessischen Hof in Frankfurt, wo wir Köche Speisen vorlegen mussten“, erinnert er sich. „Damals nahm ich mir vor, ich möchte zu jenen Leuten gehören, denen das Essen aufgetischt wird.“

Auf dem zweiten Bildungsweg

Doch so einfach war der Weg dorthin nicht: „Ich begann mich für die kaufmännische Seite der Hotellerie zu interessieren“, schildert er. Schon bald erkannte er, dass zwischen Wollen und Können eine Lücke klafft. „Ich habe dann die dreijährige Hotelfachschule in Heidelberg besucht“, erzählt Steger. Wo er übrigens mit Klaus Gasteiger einen Kitzbüheler traf, mit dem ihm heute noch eine enge Freundschaft verbindet. Parallel dazu legte er mittels Fernkurs die Matura ab, später folgte Lehrgang um Lehrgang, wie zum Beispiel eine zweijährige Weiterbildung zum Controller. Damit ihm keiner ein X für ein U vormachen kann, legte er die Bilanzbuchhalterprüfung ab.

Von Acht-Stunden-Tag keine Rede

Der Weg nach oben bedeutet die gleiche harte Arbeit wie dann oben zu sein: „Von einem Acht-Stunden-Tag kann keine Rede sein. Jeder Euro, die wir einnehmen oder ausgeben, geht über meinen Schreibtisch“, sagt er. Oft bei verschärften Arbeitsbedingungen: „Wenn Staatsgäste logieren, gleicht das Hotel einer Festung. Als der chinesische Staatspräsident kam, mussten alle Gäste die Halle verlassen.“

Einmal Tiroler, immer Tiroler: „Ich verfolge interessiert das Geschehen in der Heimat. Ich freue mich über Wacker Innsbruck als Tabellenführer.“ Wie er überhaupt ein begeisterter Sportler ist: „Ich laufe gerne, am Berlin-Marathon habe ich fünfmal mitgemacht“, sagt er stolz „Ich höre gerne Volksmusik und volkstümliche Musik, allerdings nicht im Übermaß.“

Einmal im Jahr steht Tirol fest im Reiseplan: Zu Weihnachten, wenn er das Fest bei seiner Mutter in Hall verbringt.

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