
Vom Ursprung des Lebens bis zum Papst
Kardinal Müller verbrachte auf Einladung von Kitzbühels Stadtpfarrer Michael Struzynski ein Wochenende in Kitzbühel, feierte zwei Gottesdienste und hielt einen Vortrag im Pfarrhof. Für Müller war es der erste Besuch in der Region – ermöglicht auch durch seinen Sekretär, der wie Struzynski aus Polen stammt. Der 77-jährige Theologe stammt aus Mainz, war Bischof von Regensburg und leitete in Rom fünf Jahre lang die Glaubenskongregation. 2014 wurde er Kardinal, heute ist er Richter am obersten Kirchengericht des Vatikans. Über 400 wissenschaftliche Publikationen und Bücher zeugen von seiner Arbeit.
In Kitzbühel zeigte er sich zugleich nahbar: „Ich bin ja auch nicht als Kardinal auf die Welt gekommen“, sagte er schmunzelnd. Mit 14 habe er einmal nicht mehr in den Gottesdienst gehen wollen – „meine Mutter hat es mir verboten“. Geprägt haben ihn auch die Religionslehrer in der Schule.
Vortrag: Herkunft und Zukunft
In seinem Vortrag „Herkunft und Zukunft aus christlicher Sicht“ stellte Müller klar: „Die Herkunft des Menschen liegt in Gott, die Zukunft ebenso. Christus steht im Mittelpunkt. Wir sind auf einem Pilgerweg des Glaubens, um die Frohe Botschaft zu verkünden. Mit dem Tod ist nicht alles aus – im Licht Gottes geht es weiter.“
Eindrücke vom Konklave
Besonders eindrücklich sprach er über seine erste Teilnahme am Konklave 2025, wo Papst Leo XIV. gewählt wurde: „Es ist menschlich bewegend, wenn man das erste Mal an einer so wichtigen Entscheidung teilnimmt. Wir tragen eine große Verantwortung für die Kirche.“ Dass sich die Kardinäle in „atemberaubender Geschwindigkeit“ auf einen eher unbekannten Kandidaten einigten, sei für ihn „ein Zeichen des Heiligen Geistes, der klüger ist als der Mensch“.
Kirchenaustritte als Herausforderung
Auf die aktuellen Kirchenaustritte angesprochen, meinte Müller: „Das ist eine Katastrophe, weil die Kirche kein Verein ist. Wir wandern dem Ewigen entgegen. Hoffnung dürfen wir nicht auf Politiker oder Ideologen setzen, sondern auf Gott – und auf das Vorbild einfacher Christen.“ Tatsächlich zeigen die jüngsten Zahlen der Erzdiözese Salzburg auch Hoffnungsschimmer: 2024 sind im Tiroler Teil zwar 2.086 Menschen ausgetreten, aber immerhin 123 wieder oder neu eingetreten.
Den Glauben weitergeben
Besonders am Herzen liegt Müller die Glaubensvermittlung an junge Menschen: Ministranten sollten nicht nur Aufgaben im Gottesdienst übernehmen, sondern auch Inhalte und Lehre kennenlernen. „Man kann nur überzeugen, wenn man selbst überzeugt ist. Kinder müssen lernen, nicht etwas zu tun, weil man es halt macht, sondern aus eigener Überzeugung.“