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Kitzbüheler Anzeiger
Prader Franz mit Gattin und Tochter
Franz Prader mit seiner Gattin Bettina und Tochter Stephanie an seinem 88. Geburtstag. Foto: Alexander Rußegger

Vom Bauernbuben zum Promischneider

Herbst 1935. In Europa herrscht durchwegs bittere Armut, zwei Tyrannen, in Italien Benito Mussolini und in Deutschland Adolf Hitler, regieren mit brutaler Hand.

Vor 90 Jahren, am 20. Oktober 1935, erblickt auf der Plose, hoch über Brixen im Eisacktal, Franz Prader als sechstes von 14 Kindern das Licht der Welt. Wie alle Südtiroler standen seine Eltern 1940 vor der Frage, in der Heimat zu bleiben und Italiener zu werden, oder nach Nordtirol und damit nach Deutschland (Österreich war damals als Ostmark Teil des deutschen Reiches) zu übersiedeln. Die Familie entschied sich für das Auswandern. „Unsere erste Station war Erl, danach wechselten wir ins bayerische Amerang, anschließend nach Luxemburg und schließlich zurück nach Amerang und weiter nach München und Absam“, schildert Prader. Sein Vater, der ursprünglich Bauer war, bekam eine Anstellung bei Swarovski-Optik, wodurch sich die Lebensqualität schlagartig verbesserte.

Die Härte seiner Kindheit prägte sein ganzes Leben. „Ich weiß, was Hunger bedeutet“, sagt er, „ich erinnere mich, dass Leute aus der Not heraus Kartoffeln stehlen gegangen sind.“ Deshalb zeichnen Bescheidenheit und Dankbarkeit seinen Lebensweg. „Wir sind armselig aufgewachsen und hatten dennoch eine herrliche Jugend.“

Für Franz endet die Odyssee in Innsbruck, wo er bei dem damals bekannten Emanuel Nowotny den Beruf eines Schneiders lernte.

Warum gerade Schneider?
„Meine Mutter hat mir dazu geraten.“ Mit dem Argument: „Du bist dann immer in einer warmen Stube.“ Nicht zuletzt deshalb, weil die Familie viele Jahre nicht nur hungern, sondern auch frieren musste. „Ich war bei Lehrbeginn noch keine 14 Jahre.“ Es folgten Gesellen- und Meisterprüfung.

„Ich bin am 7. September 1960 nach Kitzbühel gekommen und habe bei dem bekannten Sepp Reinalter gearbeitet. Sein damaliger Arbeitsplatz war im ersten Stock des Pfleghofes.“ Als die Firma verkauft wurde und nach einem Zwischenspiel bei einem Schneider namens Insam wagte Prader den Weg in die Selbstständigkeit. „Ich habe 1961 in der Hahnenkammstraße mein Geschäft eröffnet, es war meine beste Entscheidung, obwohl mir viele von dem Standort abgeraten haben.“

Prominente Kunden und treue Freunde
In den knapp 70 Jahren wurde der Franz, wie er allgemein genannt wird, zu einer Kitzbüheler Institution. Seine ersten prominenten Kunden waren die Filmschauspielerin Romy Schneider, der Hollywoodstar Robert Redford und der mexikanische Staatspräsident Miguel Alemán Valdés.

Die Liste lässt sich beliebig fortsetzen: Unter anderem nahm er Maß beim ehemaligen Präsidenten der Europäischen Kommission, Jean-Claude Juncker, oder bei Arnold „Arni“ Schwarzenegger sowie den lokalen Größen wie Toni Sailer oder Hansi Hinterseer.

Zu seiner privaten Seite: Franz Prader ist mit Bettina, geborene Heger, verheiratet und Vater dreier Kinder: Clemens (45), der sein Hobby Golf zum Beruf gemacht hat und als Pro in Düsseldorf arbeitet, Susanne (59), die mit Ehemann Roland Reisch das Restaurant Red Bull am Golfplatz Rasmushof führt, sowie Stephanie (34). Sie ist die rechte Hand von Bergbahn-Vorstand Toni Bodner. Ein Schicksalsschlag traf den Familienvater 1994: Völlig unerwartet starb im Alter von erst 22 Jahren Tochter Gabrielle.

Mehrere Eigenschaften zeichnen den Familienvater aus: Nicht nur die Qualität seiner Arbeit, sondern auch die stete Anwesenheit in seinem Geschäft. Wann immer man vorbeikommt, ist der Franz da, und wer auch immer vorbeischaut, bekommt einen Kaffee oder ein Schnapserl angeboten.

Ein weiterer Wesenszug: Was auch immer in der Hahnenkammstadt passiert, er lobt seine Stadt über den grünen Klee. Auch wenn er sich über so manches ärgert, er verliert nie ein böses Wort über einen Mitbürger. Mit einem Satz: Franz Prader ist ein Gentleman vom Scheitel bis zur Sohle. Ein echter Sir.
Von Alexander Rußegger

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