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Kitzbüheler Anzeiger

Verwahrlosung bei Älteren nimmt zu

Auch im Bezirk Kitzbühel nimmt die Anzahl jener älterer Menschen zu, welche unter unwürdigen und oftmals krankmachenden Bedingungen leben müssen. Der Sozialsprengel Kitzbühel, Aurach und Jochberg musste sich im vergangenen Jahr wieder um mehrere Fälle von schwerwiegender Verwahrlosung kümmern, die viel zu spät bekannt wurden. Nun möchte man das Problem und mögliche Lösungsansätze öffentlich ansprechen. 

Untragbare Lebensbedingungen

“Durch die große Anzahl von Singlehaushalten machen wir immer mehr die Erfahrung, dass uns niemand kontaktiert, auch wenn es dringend notwendig wäre. Sehr oft leben die Menschen in Wohnungen, die in keinster Weise mehr ihren Bedürfnissen entsprechen. Bad und Küche sind komplett veraltet, Erledigungen werden immer schwieriger und die wenigen Angehörigen sind weit weg. Hier müssten Nachbarn und Bekannte früher aktiv werden”, mahnt Margit Luxner, organisatorische Leiterin der Hauskrankenpflege. Auch Christa Blaschke, zuständige Gemeindemitarbeiterin bestätigt, dass der Trend nach oben geht. Für sie sind die hohe Inflation und die vielen generellen Preissteigerungen hauptverantwortlich für diese negative Entwicklung. “Man kommt nicht mehr aus mit dem Geld, die Lebensunterhaltskosten sind speziell in Kitzbühel sehr hoch. Es gibt viele Betroffene, so haben wir in Kitzbühel alleine rund 150 Ansuchen um Mietzinsbeihilfen. Dabei geht es nicht um kleine Summen, ca. 150.000 Euro werden da von der Stadt vergeben”, so Blaschke. “Der Bedarf wäre sicher noch größer und natürlich trifft das auch viele Mindestrentner”.

Recht auf Hilfe

Beide wissen, dass Menschen mit wenig Einkommen oft fürchten, sich keinerlei Hilfe leisten zu können, oder gar entmündigt zu werden. Es gibt aber viele Möglichkeiten der Unterstützung und im Sozialsprengel will man die Menschen ermutigen, früher aktiv zu werden. “Die Leute haben oftmals nicht einmal um Pflegegeld angesucht, auf das sie ein Recht haben, weil sie glauben, zu gesund zu sein”, weiß Sprengelobfrau Getraud Rief. Das beginnt bereits beim Anrecht auf eine gewisse Betreuung wie etwa Einkaufen oder Heizmaterial besorgen. Auch die Demenz wird inzwischen als Grund anerkannt. Welche Pflegestufe tatsächlich zum Tragen kommt, stellt der Hausarzt fest, die Formulare gibt es im Sozialamt der Gemeinde oder beim Sprengel. Eine unverbindliche und kostenlose Beratung über Förderungen (z. B. auch Medikamentenbefreiung) bekommt man im Sozialsprengel. “Unser Vorteil ist die große Kompetenz unserer Mitarbeiter, die gute Zusammenarbeit mit dem Sozialamt und wir haben auch die besten Kontakte mit den Ärzten, die ihre Patienten ja gut kennen”, so Rief.

Soziale Preisstaffelung

Die Tagesbetreuung wird, (auch aus Kostengründen), immer noch zu wenig in Anspruch genommen. Aber nun soll – so wie bislang nur in den Heimen – auch in diesem Bereich die staatlich geförderte Grundsicherung bzw. eine einkommensabhängige Preisstaffelung zum Tragen kommen. Der Sozialsprengel Kitzbühel wurde als einer von tirolweit 15 Probesprengel ausgewählt, zu testen, wie dies funktionieren könnte. Gertraud Rief hat in der vorbereitenden Arbeitsgruppe des Landes mitgearbeitet. Ab April wird dieser Probelauf in Kraft treten. Klienten (etwa Mindestpensionisten) müssen ihren Einkommensnachweis beim Sozialsprengel vorlegen und je nach Einkommmen kostet die Betreuungsstunde für die ambulante Pflege mehr oder weniger.

Verbesserungen für ganz Tirol

“Was uns auf die Kalkulation fehlt, weil unser Preis ja gleich bleibt, das wird von der Grundsicherung (Sozialabteilung des Landes, Anm. d. Red.) bezahlt. Strenge Kontrollen durchzuführen wird und kann aber nicht unsere Aufgabe sein”, erklärt Altenwohnheim-Geschäftsführer Karl Hauser. Generell geht es dem Land um eine möglichst gerechte Tariffestlegung bei der ambulanten Pflege. Das bezieht sich auf die gesamte Betreuung, die vom Sprengel geleistet wird, also medizinische Leistung, Grundkörperpflege und Unterstütz-ung wie einkaufen, kochen, putzen, etc. Nach diesem Pilotversuch soll ab Jänner 2009 die Regelung für ganz Tirol zwingend werden.sura
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