
Unterbürg: Gegner machen mobil
Die Volksbefragung über das Gewerbegebiet „Unterbürg“ rückt näher und der Ton wird rauer. Die Grünen und die „Freunde des Niederkaisers“ haben Kampagnen gestartet. Postwurfsendungen und ein Dorf voller Schilder wie zu besten Wahlkampfzeiten – in wenigen Tagen werden die St. Johanner zu den Urnen gerufen, um über die mögliche Umwidmung von „Unterbürg“ abzustimmen. Die Grünen sowie die „Freunde des Niederkaisers“ machen buchstäblich mobil.
Wie mehrfach berichtet, planen die Gemeinden St. Johann, Going und Reith im Bereich einer aufgelassenen Hofstellen direkt an der Loferer Bundesstraße die Entwicklung eines Gewerbegebietes auf einer Fläche von 7,5 Hektar – über einen Zeitraum von 20 bis 30 Jahren. Die Initiative „Freunde des Niederkaisers“ ist entschiedene Gegnerin des Projekts und hat die Volksbefragung, die am 23. März stattfindet, durchgesetzt.
Nur wenige Tage vorher herrscht Wahlkampfstimmung in der Marktgemeinde – sowohl die Grünen als auch die Initiative kommunizieren per Postwurf ihre Meinung zum Projekt. Flächenfraß, fehlende Zahlen, die Verkehrs- und Hochwasserproblematik sowie weitere Aspekte werden thematisiert. Grüne und „Freunde“ sind überzeugt, dass es in St. Johann bereits genügend Gewerbeflächen gibt.
Überraschend für viele ist der jetzige Vorstoß der Grünen in der Causa Unterbürg und das strikte Nein – gab es doch im Gemeinderat bislang nie wesentlichen Widerstand gegen das Projekt. Im alten Gemeinderat (2016 bis 2022) stimmten die Grünen entweder dafür, enthielten sich oder waren nicht anwesend. Nur einmal soll es eine Gegenstimme von ihnen gegeben haben. Im neuen Gemeinderat wurde das Projekt Unterbürg – auch mit den Stimmen der Grünen – einstimmig beschlossen. Dies ist in den Protokollen nachzulesen.
Verkehr bleibt ein heißes Thema
Wie sich in den vergangenen Wochen herauskristallisiert hat, treibt viele St. Johanner das Thema Verkehr um. Besonders die Anrainer entlang der Innsbrucker Straße sowie in den Ortsteilen Weitau und Bachern fürchten durch die Erschließung ein massives Verkehrsaufkommen – zumal die Bacherkreuzung, die in die Loferer Bundesstraße mündet, umgebaut und entschärft werden soll. Dies gilt sowohl mit als auch ohne Gewerbegebiet.
Bürgermeister Stefan Seiwald hat bereits mehrfach betont, dass es dazu etliche Verkehrsgutachten gibt. „Ein entscheidender Bestandteil der Planung ist die gezielte Verkehrslenkung, um das Ortszentrum zu entlasten. Maßnahmen wie neue Straßenführungen, Tempolimits und Radarkontrollen sollen den Verkehrsfluss optimieren und den Durchzugsverkehr aus dem Zentrum fernhalten“, heißt es seitens der Gemeinde St. Johann.
Tonnagebeschränkungen für den Schwerverkehr über 7,5 Tonnen sowie eine engere Taktung im öffentlichen Verkehr sind weitere Maßnahmen zur Eindämmung des Individualverkehrs. Zudem sollen Radwege eine direkte Anbindung an das Ortszentrum ermöglichen und E-Bike-Verleihstationen die umweltfreundliche Mobilität fördern. In einem Teil der Innsbrucker Straße wird das Tempolimit von 60 km/h auf 50 km/h gesenkt, im Bereich der LLA Weitau ist Tempo 30 angedacht.
Sozialer Wohnbau soll angekurbelt werden
Die Gemeinde weist außerdem darauf hin, dass ein zentrales Element von Unterbürg die verpflichtende Nachnutzung der bisherigen Betriebsflächen in den Orten ist – unter anderem für sozialen Wohnbau. Unternehmen, die ins Gewerbegebiet übersiedeln, verpflichten sich vertraglich, ihre alten Standorte zu einem gedeckelten Preis bereitzustellen. „Dadurch entstehen neue Entwicklungsmöglichkeiten, etwa Wohnungen für Jungfamilien – und das ohne zusätzliche Versiegelung“, wirbt Bgm. Seiwald für das Gewerbegebiet.