
Unser Einkaufsstandort steht unter Druck
Die neue, umfassende Handelsanalyse für die Region Kitzbühel vom Beratungsunternehmen CIMA wurde von den hiesigen Standortentwicklern bereits mit Spannung erwartet. Im Vergleich zur ersten Erhebung vor sieben Jahren weisen zahlreiche Kenndaten nach unten.
Immerhin: Die Kaufkraft-Eigenbindung bei Waren des täglichen Bedarfs („kurzfristig“) ist im Regio3-Gebiet mit 91 Prozent nahezu gleich wie vor sieben Jahren. Jene in den an der Studie beteiligten Brixentalgemeinden Kirchberg, Westendorf und Brixen stieg in diesem Bereich sogar von 61 auf 79 Prozent. Bei Waren des mittelfristigen Bedarfs – wie z.B. Mode oder Sportgeräte – „beginnt das Match, ob ich ein attraktiver Einkaufsstandort bin“, sagt Studienautor Roland Murauer. Und hier nahm die Einkaufstreue der Kunden ab.
Die gesamte Kaufkraft-Eigenbindung über alle Warengruppen hinweg beträgt in der Regio3 75 Prozent – minus vier Prozent gegenüber 2018. In den beteiligten Brixentalgemeinden steht der Kennwert bei insgesamt 47 Prozent (minus 4 Prozent).
St. Johann behauptet sich an der Spitze
St. Johann als einer der zentralen Einkaufsorte im Bezirk Kitzbühel gelingt es übrigens, sich zu behaupten: Schon vor sieben Jahren mit 73 Prozent der Klassenprimus in Sachen Kaufkraft-Eigenbindung, verlor man über die Jahre „nur“ ein Prozent. Die Stadt Kitzbühel steht bei 54 Prozent Eigenbindung (minus drei Prozent). Fieberbrunn zeigte sich mit 53 Prozent exakt auf dem selben Niveau wie vor sieben Jahren.
Die gesamten Kaufkraft-Zuflüsse aus externen Kundengruppen betragen 149,5 Millionen Euro (minus 13 Prozent seit 2018). Besonders schmerzhaft: Der touristisch generierte Anteil an den Handelsumsätzen ging zurück. In der Stadt Kitzbühel – zuvor der absolute Spitzenreiter in dieser Disziplin – von 63 Prozent auf 53 Prozent. Und in St. Johann von 20 Prozent auf mittlerweile nur noch acht Prozent. Die drei Brixentalgemeinden müssen diesbezüglich ein Minus – von 48 Prozent auf 44 Prozent – einstecken.
Der Region gingen insgesamt Einzugsgebiete verloren, z.B. aus dem benachbarten Bundesland Salzburg. Die Gesamtzahl der Kaufkraftabflüsse an externe Standorte beträgt in der Regio 3 ein Viertel des Gesamtvolumens, konkret 63,4 Millionen Euro. Der größte Kaufkraft-Absauger ist der Online-Handel mit 39,9 Millionen Euro. Das entspricht einer Steigerung von 153 Prozent gegenüber der letzten Studie. Im Brixental schaut‘s nicht anders aus: 35,1 Millionen Euro des lokalen Kaufkraftvolumens – das sind 53 Prozent – fließen weg. Alleine 12 Millionen Euro gehen an den Online-Handel (+ 144 Prozent gegenüber 2018). Insgesamt ging der Einzelhandelsumsatz in der Regio 3 um ein zartes Prozent nach oben. In St. Johann sind es drei Prozent auf 121,7 Mio. Euro, in Fieberbrunn stolze 22 Prozent auf 35 Millionen Euro und in Kitzbühel minus zehn Prozent auf 126,6 Millionen Euro. Im Brixental steht unterm Strich ebenfalls ein Minus bei den Umsätzen. Es beträgt insgesamt sieben Prozent. Die Bruttoflächenproduktivität – ein sperriger Begriff, aber laut Murauer „die Mutter aller Kennzahlen“ – ging in der Regio 3 um drei Prozent nach oben. St. Johann (plus 5 Prozent) und Fieberbrunn (+ 17 Prozent) legten hier zu – Kitzbühel musste Federn lassen und rangiert bei einem aktuellen Wert von 3.980 Euro pro Quadratmetern (minus vier Prozent). Im Brixental steht man bei einem Minus von sieben Prozent.
Die CIMA-Studie mit weiteren, genauen Kenndaten ist über die Wirtschaftskammer bzw. die Regio 3 einsehbar. Zudem sollen weitere Präsentationen in den Gemeinden folgen.
Der Preis ist das Zugpferd
Geht es um die Wahl des Einkaufsstandorts sticht ein Motiv in der CIMA-Erhebung klar hervor: „Schnelle Einkaufsmöglichkeiten“ ist die Nummer eins. In der Gruppe der 30- bis 59-Jährigen sind sie mit 92 Prozent zum Beispiel ein dominanter Faktor. Auch große Produktauswahl und gemütliche Einkaufsatmosphäre punkten. Für jüngere Menschen ebenfalls noch wichtig: Die Nähe zu anderen Läden. In der Zielgruppe der Über-60-Jährigen steht die große Produktauswahl auf Platz eins der wichtigsten Faktoren, gefolgt von individueller Beratung.
Da schnelle Einkaufsmöglichkeiten eine wichtige Rolle einnehmen, dürfte es nicht verwundern, dass der persönliche Pkw nach wie vor das beliebteste Verkehrsmittel beim Warenkauf ist. Was die konkreten Kaufentscheidungen betrifft, heißt es „Der Preis ist heiß“. Für 65 Prozent der Konsumenten spielt er dabei die erste Geige.
Bekannte bzw. bewährte Marken sind auf dem Siegertreppchen an zweiter Stelle zu finden, gefolgt von „Empfehlungen.“ Mit 29 Prozent auf Platz vier liegt die Umweltfreundlichkeit. Bewertungen im Internet spielen nur zu 17 Prozent eine Rolle. Hinsichtlich der ökologischen Einkaufsmotive setzen 87 Prozent der Konsumenten auf regionale und saisonale Produkte. „Wenig Verpackung“ ist für 80 Prozent ein Argument.