Vom Umgang mit den Chalets
Das klassische Hotel war gestern, heute scheint sich das Interesse der Investoren mehr auf das Thema Chalets zu verlegen. Im Bezirk gibt es dazu bereits Projekte. Die neue Entwicklung stellt die betroffenen Gemeinden vor eine besondere Herausforderung: die Hoffnung auf warme Betten gegen das Diktat der Raumordnung.
Bezirk | Gerhard Föger, Leiter der Tourismusabteilung beim Land, bringt es auf den Punkt: „Es gibt beim Thema Chalets zwei Ansätze: einerseits, dass die Betreiber und Träger sicherstellen, dass die entsprechenden Abgaben an den Tourismus fließen, andererseits die Raumordnung. Die Interessen gehen hier auseinander.“ Aus rein touristischer Sicht spreche nichts dagegen.
Ähnlich äußert sich auch VP-Tourismussprecher LA Siegfried Egger auf Nachfrage des Kitzbüheler Anzeigers. „Wir müssen neue Formen überdenken und wo es hinpasst, auch zulassen.“ Dennoch plädiert Egger für ein gewisses Augenmaß – man müsse genau Standort, Platzverbrauch und Nutzung abwägen. Den Gemeinden rät er, „schon bestehende Projekte anzuschauen und diese Praxisbeispiele als Grundlage für die Entscheidung heranzuziehen.“ Es könne nämlich nicht sein, dass Chaletprojekte den Einheimischen den Grund streitig machen. Schließlich seien diese Projekte auch kein „Allerheilmittel für den Tourismus“.
Aber den Trend hin zu neuen Formen des Tourismus, den sieht natürlich auch Egger: „Der Gast sucht heute etwas anderes.“ Egger ergänzte, dass beim Land und der WK-Sparte Tourismus sehr wohl angedacht wird, für dieses Thema Strategien für Tirol zu entwickeln.
Die müssen die Gemeinden derzeit selbst finden: Große Schlagzeilen hat etwa der Vorstoß für ein Chaletprojekt in Oberndorf gemacht. Der dortige Bürgermeister Hans Schweigkofler sieht die Entwicklung positiv: „Aber mit strengsten Auflagen mit Betreibervertrag, wo es eventuell sogar Pönalen geben kann.“ Dies um auf jeden Fall Zweitwohnsitze über die Hintertür zu vermeiden.
Man könne sich der Entwicklung nicht entziehen, „auch der Zug in Tirol geht dorthin.“ Allerdings, setzte Schweigkofler nach, müsse sich die Raumordnung im Bezirk über das Thema klar werden. Gemeinden, sagt der Oberndorfer Bürgermeister weiter, seien gut beraten, sich im Vorfeld den potenziellen Betreiber genau anzuschauen. Und eine Hoffnung hegt Hans Schweigkofler noch mit Blick auf die Landesregierung: „Das Land wird endlich an eine Freizeitwohnsitz-Abgabe heran treten müssen, damit wir Gemeinden wieder Geld in die Kassen kriegen und gleichzeitig die Umgehungen abstellen.“
Die richtigen Partner gefunden hat man zumindest schon in Brixen: wo derzeit noch der alte „Sonnhof“ steht, ist ein Feriendorf geplant. Die Bauverhandlung ist bereits abgewickelt. Als Investor konnte die Tiroler Versicherung gewonnen werden, zudem steht ein Betreiberduo aus der Wildschönau in den Startlöchern, wie Bürgermeister Ernst Huber erläutert. Mit dieser Kombination hält er die gewünschte Nutzung als Hotelbetrieb für gewährleistet.
Wie bereits berichtet, gibt es auch für die Hopfgartener Kelchsau die Vision eines Hoteldorfes. Der Baustart hat sich bislang allerdings verzögert. Die Verhandlungen mit einem möglichen Betreiber laufen derzeit, wie Projektant Anton Pletzer jun. erläuterte.
Von einem geplanten Chaletdorf in Hochfilzen (Bereich Unterwarming) wird ebenfalls gemunkelt. Hier verwehrt sich jedoch Bürgermeister Sebastian Eder gegen wilde Spekulationen: „Es gibt noch nichts Konkretes“. Vielmehr musste sich der Hochfilzener Gemeinderat im Zuge der Fortschreibung des örtlichen Raumordnungskonzeptes grundsätzlich mit der Frage befassen, ob im Falle eines Hoteldorf-Projektes überhaupt eine entsprechende Widmung ermöglicht werden soll. „Der Gemeinderat hat sich dafür ausgesprochen, entsprechende Vorsorge zu treffen“ – dies allerdings nur unter bestimmten Voraussetzungen.
Elisabeth Galehr