Manche Türen und Herzen bleiben verschlossen
Es ist in keinsterweise eine traurige Geschichte – nur eben eine, die das Leben kennt und daher auch eine traurigere Seite hat.
Wenn aber die Kinder zur ersten Text- und Anprobe in den Kitzbüheler Pfarrhof kommen, sich freudig, ja schon aufgeregt begrüßen – schließlich kennen sich die Könige ja schon seit Jahren – und der Betrachter der Szenerie den Eifer, die Begeisterung spürt, vorallem aber merkt mit welcher Herzensfreude die jungen Menschen ans Werke gehen, weiß man: das Sternsingen lebt!
Brachtum leben – Solidarisch handeln
Das Sternsingen als traditioneller Brauch – welcher schon im 16. Jahrhundert dazu diente, die Not der Menschen zu lindern – verkündet die Frohbotschaft von der Geburt Jesus. Und all jene, die frohen Mutes diesen Brauch hochhalten, wissen um jene Weihnacht, die ein erfülltes und friedvolles Leben für alle Menschen verheißt und als große Hoffnung dafür steht, dass es eine Welt ohne Armut und Ausbeutung, eine Welt in der die Resourcen gerecht verteilt sind, geben könnte!
Aus dieser tiefen Erkenntnis heraus, ziehen die „Heiligen Drei“ auch heute noch von Haus zu Haus und überbringen den Segen – als Zuwendung Gottes – „Christus mansionem benedicat“. Und wie schön doch diese Botschaft ist, wünscht doch der Segensspruch als aufgemaltes C+M+B an den Türstöcken all den Bewohnern, im kommenden Jahr heil zu bleiben oder heil zu werden!
„Aber“, weiß die Koordinatorin in der Kitzbüheler Pfarre, Burgi Hauser, „es kommen schon von Jahr zu Jahr weniger Kinder. Nicht weil diese nicht wollten, sondern das Bringen für manche Eltern zu umständlich ist. Umso schöner aber dann mitzuerleben, mit welchem Eifer und Freude Texte einstudiert, Lieder gesungen und Königsgewänder anprobiert werden!“
Und für die prächtigen Kleidungsstücke, Ober- und Unterröcke, die unzähligen Kronen und Königsumhänge zeigt sich schon seit Jahren Annemarie Widmoser verantwortlich: „Eine unglaubliche Aufgabe, all die vielen Stücke im Fundus zu pflegen und zu hegen und jedes Jahr wieder den Kindern passgenau anzuvertrauen,“ weiß Burgi Hauser schon um ihre „Engel“ bescheid: „Die Sternsingeraktion spricht ohnedies – über die katholischen Pfarrgemeinden hinaus – Menschen an, die vielleicht ansonsten nicht so rege am Geschehen einer Wohnpfarre beteiligt sind, aber dennoch von dieser Freude am Freudeschenken ergriffen werden. Und es ist einfach eine Freude, die strahlenden Herzen der Kinder in ihrem Augenleuchten zu sehen, wenn diese spüren, dass ihr Singen wiederum die Menschen im Herzen berührt!“
Und wenn dabei noch Geld für die Ärmsten gesammelt wird und Jahr für Jahr über 500 Hilfsprojekte in Afrika, Asien und Lateinamerika finanziert werden können und so direkt eine Million Menschen erreicht, darf die Hoffnung um weltweite gerechte Strukturen weiterleben.
Wie verarmt und verletzt müssen wir in unseren Herzen sein, wenn wir diesen Heiligen Drei Königen nicht Einlaß gewähren wollen. „Aber es passiert immer wieder,“ weiß Burgi Hauser: „Und weil es eben auch zum Leben gehört, versuchen wir die Kinder darauf einzustellen!“
Schön wenn es dann trotzdem noch die „Heiligen Drei“ und viele Kinder gibt, welche die befreiende Botschaft des Evangeliums verkünden und an einer gerechten Welt mitwirken!
Christoph Hirnschall