Trauerschnäpper war in Kitzbühel
Kitzbühel | Der Frühsommer 2009 brachte im Stadtgebiet von Kitzbühel unweit der Kitzbüheler Ache eine unerwartete und bisher einmalige Vogelbeobachtung, die den Aufenthalt des Zugvogels Trauerschnäpper durch mehrere Wochen beobachten und dokumentieren ließ.
Als ich am 20. Mai 2009 das Haus verließ, hörte ich einen mir in unserer Umgebung unbekannten Vogelgesang. Die Neugierde der Vogelbeobachterin war natürlich sofort geweckt. Da der Gesang intensiv zu hören war, konnte der Sänger bald ausfindig gemacht werden. Es handelte sich um einen Trauerschnäpper (Ficedula hypoleuca).
Der unermüdliche Gesang des Männchens begann um 5.30 Uhr und endete um 21.20 Uhr.
Den typischen Gesang, ein zweisilbig auf- und absteigendes „wuti-wuti-wuti“ wiederholt das Männchen bis zu siebentausend Mal am Tag. Es bedurfte 14 Tage höchster Gesangsleistung, bis der Sänger von einem Weibchen erhört wurde.
Kampf um Nisthöhle
Das Männchen hatte in dieser Zeit drei Nistmöglichkeiten und ihre Umgebung inspiziert. Das Weibchen begutachtete die vom Männchen angebotenen Nistkästen. Es entschied sich für einen, in dem vorher eine Blaumeise gebrütet hatte. Sie wollte den Platz für ihre zweite Brut beanspruchen. Das Trauerschnäpper-Männchen konnte den ausgewählten Platz behaupten und vertrieb die Blaumeise durch ständiges Anfliegen des Nistkastens.
Vor der Eiablage wurde das Nest ein wenig „renoviert“. Das Brüten obliegt bei den Trauerschnäppern dem Weibchen allein. Das Männchen saß auf einer Aussichtswarte, die er nur bei zu heftigem Regen verließ. Es bewachte den Brutkasten und hielt dort immer wieder Nachschau.
Männchen versorgt brütendes Weibchen
Wenn das Weibchen einmal beim Brutgeschäft eine kurze Pause einlegte und aus dem Brutkasten zum Luftschnappen heraus kam, wurde es vom Männchen mit Raupen und vorbei fliegenden Insekten verwöhnt.
Die Wahl des Nistplatzes war nicht nur für die Vögel günstig, auch für die Beobachtung erwies er sich als ideal, denn das Geschehen um den Nistkasten konnte direkt vom Stiegenhausfenster beobachtet werden.
Viel Verständnis zeigten die Familien Johanna und Mag. Manfred Obermoser und Maria und Rudolf Obermoser, die während der Brutzeit des Trauerschnäppers keine gröberen Arbeiten in ihrem Garten in Angriff nahmen.
Am 27. Juni wurden beide Eltern beim Füttern beobachtet, bei Störung erfolgten Warnrufe durch das Männchen.
Drei Nestlinge wurden aufgezogen
Am 2. Juli waren erstmals die Bettelrufe der Nestlinge zu hören. Am 9. Juli verließ das letzte der drei Jungen das Nest. Am folgenden Tag waren die Warnrufe der Vogeleltern und die Bettelrufe der Jungvögel nochmals an der Ache zu hören.
Neben dem Brutnachweis in Kitzbühel gelang heuer auch einer in Telfs im Oberinntal, vor drei Jahren konnten brütende Trauerschnäpper in Tristach in Osttirol beobachtet werden.
Renate und Rudi Tengler konnten den Kitzbüheler Brutnachweis bestätigen.
Mag. Wolfgang Neuner von den Naturwissenschaftlichen Sammlungen der Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum wurde umgehend kontaktiert. Der Informationsaustausch ergab wertvolle neue Erkenntnisse über die erst seit den 1960er Jahren in Nordtirol brütende Vogelart. Die Kitzbüheler Beobachtung stellt einen wichtigen Beitrag zum rezenten Wissensstand dar und konnte auch bildlich sehr gut dokumentiert werden.
Falls jemand weitere Beobachtungen von Trauerschnäppern gemacht hat, möge er dies der Beobachterin (Tel. 0664 214 05 30) mitteilen. Gertraud Ritter