badgebadge
Job AnzeigerImpulsTrendig MagazinServus
Kitzbüheler Anzeiger

Toifi-Tag anno dazumal

Ich bin auf dem Waltenberghof aufgewachsen und ging von dort weg auch zur Schule. Sehr oft, manchmal auch schon um die Nikolauszeit, hatte es bereits sehr viel Schnee.

Damals war ich so acht, neun Jahre alt und wir hatten einen langen und nicht ungefährlichen Schulweg. An einer Stelle war er nur 50 cm breit, rechts war ein sehr steiler Hang und links ein Felsabbruch. Dort war es dann bei (viel) Schnee sehr gefährlich.
In den ersten Schuljahren musste ich in der Früh in einen Buckelkorb sitzen, den der Bauer sozusagen nachzog; und das hatte dann die Funktion eines Schneepfluges, d. h. die Korbspur machte zumindest einen schmalen Weg.

„Koa Angst vor‘m Toifi“

Dann kam es auch vor, dass es während der Schulzeit schneite. In solchen Fällen bin ich dann den breiten Weg (Fuhrwerksweg) nach Hause gegangen. Dieser führte an der Ebnerkapelle und am Erberhof vorbei.

Einmal – es war so um die Nikolauszeit – ging ich gerade am Erberhof vorbei, da sah mich die Bäuerin und wir grüßten uns. Sie sagte zu mir: „Örg, heit is ja Toifi-Tag! Hast koa Angst?“. „Angst, ha, ha, - i fürcht koan Toifi“ – gab ich ihr zur Antwort.

„Ja derf i da oan umischick’n?“ (das hätte mich eigentlich schon stutzig [aufmerksam] machen müssen) – fragte sie darauf, denn der Erberhof war ganz in der Nachbarschaft.

„Kannst ma schon oan schickn, den stich i glei o!“ – war meine „schneidige“ Reaktion. Also hatte ich scheinbar Schneid genug.
Daraufhin setzte ich meinen Heimweg fort. Als dann die Dunkelheit über den Walten-berghof hereinbrach und es Abend (Tschnachts) geworden war, da hatte ich die Gedanken vom Toifi schon wieder vergessen. Aber plötzlich war vor dem Haus ein mords Gebrüll und die Ketten rasselten. O jeh, wo war denn jetzt meine Schneid?

Hinter Ofen verkrochen

Der Bauer machte die Haustüre auf und ließ den Teufel herein. Es war ein fürchterlicher Anblick, eine hässliche Maske, das langzottelige Fell und dazu noch Kette und Rute. Ich hatte damals ja nicht gewusst, dass man solche Masken kaufen kann und glaubte deshalb an den Leibhaftigen.

Ich saß gerade auf der Ofenbank, mein Ziehbruder, der um drei Jahre ältere Sepp, reagierte schneller und war hinter den Ofen gekrochen. Der Teufel kam direkt auf mich zu, ja er hatte es wohl auf mich abgesehen, packte und schüttelte mich und ich wäre beinahe vor lauter Angst gestorben.

Der Bauer sagte: „Örg, du musst beten, dann lässt er dich in Ruhe!“ Ich fing an zu beten: „Vater unser, Vater unser, Vater unser, ……………..“  –  aber mehr ist mir in der höllischen Angst nicht mehr eingefallen, obwohl ich sonst das „Vater unser-Gebet“ auswendig kannte.

Toifi trug Gummistiefel

Ich sagte zum Toifi: „Pack doch den Sepp da hinterm Ofen!“. Doch der Teufel war wohl einzig und allein wegen mir da.
Schließlich hat er aber auch von mir losgelassen und ist wieder zur Türe hinaus. Ich hab’ in meiner Angst nicht mehr ans abstechen gedacht. Diese Begegnung hat mich noch viele Tage beschäftigt und dabei sind mir auch immer die langen, schwarzen Gummistiefel in den Sinn gekommen, die ich an seinen Füßen bemerkt hatte. Aber wie schon mit der Maske erwähnt, reichte das alles nicht um hinter Maske und Fell einen Menschen auszumachen. Später hab‘ ich dann einmal erfahren, dass es der Nachbarbursch war. Leider ist dieser dann gleich einmal mit 19 Jahren im Krieg gefallen.

So kann es gehen, wenn einen die Schneid verlässt!
Aufgeschrieben von Örg Jöchl, Jochberg im November 2008
Suche