
Tierschützer sind dauerhaft gefordert
Herrenlose Hunde, verletzte Katzen, die aufgefunden werden oder auch Jungvögel, die aus ihren Nestern gefallen sind und aufgezogen werden – dazu Tiere, deren Besitzer verstorben oder erkrankt sind, die behördlich beschlagnahmt wurden oder einfach zugelaufen sind. Die Liste lässt sich unendlich fortsetzen.
Fakt ist: Ob gefunden oder zugelaufen, ausgesetzt, schwach oder krank – wenn hierzulande ein Tier Hilfe benötigt, ist der Tierschutzverein Kitzbühel mit Rat und Tat stets zur Stelle und handelt prompt. Für die ehrenamtlichen Mitarbeiter sind die Herausforderungen jedoch kaum mehr zu stemmen. „Wir sind längst an unsere Grenzen gestoßen, denn wir wissen mittlerweile nicht mehr, wohin mit den Tieren“, klagt Inge Rauchenecker.
„Können Tiere nicht sich selbst überlassen“
Die rührige Obfrau des Kitzbüheler Tierschutzvereines setzt sich seit mehr als 25 Jahren mit ihren Mitstreitern unermüdlich für das Wohl von Tieren in Not ein. „Wir müssen rasch helfen, denn ein Tier kann ja nicht sich selbst überlassen werden, wenn der Besitzer stirbt, wenn es misshandelt oder ausgesetzt wird, nur weil es nicht mehr zum Lebensstil der Familie passt.“
Bis jedoch ein neuer Platz für die Schützlinge gefunden werden kann, müssen sie untergebracht werden. Die Tierheime in Tirol seien überfüllt, weiß Rauchenecker, deshalb springen die Mitglieder des Tierschutzvereines immer wieder ein und nehmen die Tiere privat bei sich auf – auf Dauer sei dies kein Zustand, klagt Rauchenecker.
Die Anforderungen an den Tierschutzverein sind mannigfaltig. So erzählt Rauchenecker etwa von drei verwaisten Katzenbabys, die – weil die Mutter tot aufgefunden wurde – jetzt mit der Flasche aufgezogen werden. Dank einer Helferin, die die Findlinge vorübergehend bei sich aufgenommen hat, um sie vor dem sicheren Tod zu bewahren. „Bleiben können sie dort aus Platzmangel aber leider nicht“, erläutert Rauchenecker.
Hundebesitzer werden ausgeforscht
Ein weiterer Fall handelt von einer betagten Dackeldame namens Fanny, die nach dem Tod von Frauchen plötzlich kein Zuhause mehr hatte. Niemand wollte sie, deshalb sprang Familie Hasenauer ein und nahm die verwaiste Hündin bei sich auf. Fanny durfte bleiben, trotz mehrerer Haustiere und Jungvögel, die von Martina Hasenauer liebevoll aufgezogen werden, beschreibt die Obfrau des Tierschutzvereins.
„Die Tiere werden von uns vorübergehend privat aufgenommen - das kann kein Dauerzustand sein.“
Inge Rauchenecker, Obfrau Tierschutzverein
So viel Glück wie die Dackeldame haben andere Tiere nicht: Ein großes Problem stellen für die Kitzbüheler Tierschützer immer wieder herrenlose Hunde von Urlaubern dar, die zwar gechippt, aber nicht registriert sind. Sofern Herrchen oder Frauchen vom Tierschutzverein überhaupt ausgeforscht werden können, müssen die Vierbeiner irgendwo untergebracht werden, doch es mangelt an Quartieren.
Zunehmend mehr werden auch Hunde, die aus dem Ausland mitgenommen oder überhaupt online bestellt werden. Daheim folgt dann recht rasch die Ernüchterung. „Weil man feststellt, dass die Chemie zwischen Herrchen und Hund überhaupt nicht passt. Dann wendet man sich an uns und wir haben wieder einen Schützling mehr, für den wir ein neues Platzerl finden müssen“, erläutert Rauchenecker.
Aufgefundene Hunde werden vom Tierschutzverein im Übrigen nicht nur betreut und medizinisch versorgt, sondern vor der Weitervermittlung teilweise auch sozialisiert. Immer wieder springen dafür Hundetrainer ein. Aber auch sie können sich jeweils nur einem Vierbeiner widmen, den sie bei sich privat aufnehmen, um mit ihm zu arbeiten, erklärt die Obfrau des Tierschutzvereines.
"Wir machen diese Arbeit mit viel Freude"
Rauchenecker hält fest: „Wir machen diese Arbeit ehrenamtlich und wir machen sie mit sehr viel Freude, weil unser Herz für die Tiere schlägt. Dafür bringen wir viel Zeit, Energie und Geld auf. Wir kommen sowohl für das Futter, als auch für die Tierarztrechnungen und die Medikamente auf.“ Sogar das Futter für rund 100 herrenlose Katzen werde zur Verfügung gestellt. Der Tierschutzverein, der auch den Taubenschlag in Kitzbühel betreibt und darüber hinaus auch Igel aufnimmt, füttert und über den Winter bringt, finanziere sich ausschließlich über Spenden und Mitgliedsbeiträge, aber ohne öffentliche Zuschüsse, stellt Rauchenecker klar.
"Wir wissen nicht mehr wohin mit den Tieren."
Inge Rauchenecker, Obfrau Tierschutzverein

Tierheim ist ein großer Wunsch
Sie hofft nun, dass sich ihr größter Wunsch – die Errichtung eines Tierheimes in Kitzbühel auf Kosten des Vereines – in naher Zukunft erfüllen möge. Dabei schwebe ihr und ihren Helfern aber kein Tierheim im großen Stil vor, es gehe lediglich um eine vorübergehende Unterbringung von Waldi, Murli & Co. „Wir können Hunde, Katzen, Hasen und Vögel, Schildkröten und Springmäuse nicht mehr länger in unseren Privatwohnungen aufnehmen.“
Die Beschaffung von temporären Not-Quartieren bedeute für die Vereinsmitglieder Stress, sagt die 68-Jährige. „Wir müssen ständig improvisieren.“