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Kitzbüheler Anzeiger

Thomas Reisenzahn hat Tipp gegen Preisdruck

Kitzbühel  | Der Kitzbüheler Thomas Reisenzahn ist Generalsekretär der Österreichischen Hoteliervereinigung. Im Interview mit dem Kitzbüheler Anzeiger lotete er die aktuelle Situation der Hoteliers aus.

KA: Spartenobmann Christian Mühlberger ortet im Bezirk eine Überkapazität an Betten. Braucht es ein zentrales Steuerungselement?

Reisenzahn: Bettenkapazitäten lassen sich höchstens über Flächenwidmung steuern. Politiker wiederum haben natürlich immer Interesse an neuen Betrieben. Wenn ein neues Hotel ge-plant wird, muss man sich im Vorfeld die Situation sehr gut anschauen und tiefgreifende Machbarkeits-Studien erstellen. Denn durch die Mehrkapazität an Betten stagniert oft die Auslastung. Ein neues Bett bringt nicht automatisch einen neuen Gast. Sondern es setzt eher ein Verdrängungswettbewerb ein.

KA: Durch die hohe Bettendichte rutschen die Preise in den Keller. Wie kann ein einzelner Hotelier dem gegensteuern?

Reisenzahn: Indem er Eigeninitiative zeigt. Es nutzt mir nichts, wenn ich die beste Infrastruktur und die besten Arbeitskräfte habe, wenn der Vertrieb nicht stimmt. Man muss sich Marketing und Vertrieb wieder zurückholen. 67 Prozent aller Gäste informieren sich über ihren Urlaub im Internet. 20 Prozent buchen auch online. Deswegen wäre ein wichtiger erster Schritt, auch auf der Homepage buchbar zu werden. Man sollte möglichst viele Gäste über die eigene Plattform erreichen. Hier gibt es viele Möglichkeiten.
Die Hoteliers müssen den Vertrieb wieder in die eigenen Hände nehmen. Das sichert höhere Preise.

KA: Sollte der Preis auch bei der Sterne-Kategorisierung eine Rolle spielen?

Reisenzahn: Da hätte die Wettbewerbsbehörde etwas dagegen, da dies Preisabsprachen wären.

KA: Wie kann man den Berufszweig Tourismus attraktiver machen?

Reisenzahn: Grundsätzlich muss man sagen, dass noch nie so viele Menschen im Tourismus gearbeitet haben wie heute. Das soll aber nicht davon abhalten, dass man die Sparte attraktiver macht, etwa durch spezielle Schulungen, attraktivere Unterkünfte oder auch Checks, ob die Lehrpläne eingehalten werden. Generell muss sich das Image verbessern.

KA: Hoteliers sehen sich großem Investitionsdruck gegenüber. Steht die Branche vor der Überschuldung?

Reisenzahn: Das Hauptproblem wird sein, dass die Zinsen nach oben gehen werden. Im Tourismus müssen jährlich drei Milliarden Euro investiert werden, nur um den gleichen Level zu halten. Dabei bleiben erfreulicherweise die Investitionen lokal. Hier richte ich einen Appell an die Banken, sich partnerschaftlich zu verhalten.
Elisabeth Krista

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