Theater im geölten Spielfluss
Anton Hamiks bäuerliches Lustspiel „Der verkaufte Großvater“ ist eines der Lieblingsstücke im Repertoire bayerischer und österreichischer Landbühnen und könnte so leichtfertig als Dorfbühnenklamauk abgetan werden.
Westendorf | Zwei Fakten straften ein solches Vorurteil jedoch Lügen, und zwar erstens liegt immerhin die Bearbeitung von Franz Xaver Kroetz vor und zweitens hat die Volksbühne Westendorf ganze Arbeit geleistet und eine saubere, in jeder Phase authentisch wirkende Vorstellung geliefert. Spielleiterin Annemarie Plieseis hat liebevoll, aber wohl auch streng das achtköpfige Laienensemble (5 Herren, 3 Damen) durch die drei Akte begleitet, wobei die improvisierte Situation im Schwarzenauer-Haus mitten im Gewerbegebiet, begleitet von Geräuschen der nahen Bahn und einem Gewitter (2. Aufführung) den Charakter eines Sommertheaters geradezu charmant verstärkte.
Zum Stück: Zwei Bauern haben den Wunsch, ihre Kinder miteinander zu verheiraten, was diese aber vorerst nicht akzeptieren wollen. Der nörglerische Großvater wird hingegen Kaufobjekt, es steckt natürlich bauernschlaue Berechnung und Erbschleicherei dahinter. Aber man hat den Opa unterschätzt, er hält letzten Endes die Fäden des Geschehens in der Hand.
Die zentrale Figur des Großvaters und dessen Tyrannei und Schläue wird von Herbert Anfang mit sichtlicher Spielfreude verwirklicht, Katrin Pletzer ist eine unnachahmlich „goscherte“ Magd Zenzi, eloquent und beweglich, Werner Krimbacher setzt den Knecht Martl sympathisch in Szene, Caroline Rabl kann glaubwürdig in die Figur der gierigen Nanni schlüpfen, Julia Hirzinger entzückt sympathisch und hübsch als saubere Bauerntochter Evi, auf Augenhöhe dazu Simon Rieser als fescher Jungbauer Lois. Mit oftmaligem Szenenapplaus werden vor allem Engelbert Nöckle als großspuriger Haslinger und Jakob Schermer als Kreithofer bedacht, ihre Verkaufsverhandlungen bezüglich Großvater und ihre Rückforderungen sind zentrale Gustostückerln der Aufführung und komödiantische Bestleistung.
Fazit: eine lebendige, spielfreudige und in jeder Phase kontinuierliche Vorstellung, mit einem quasi „geölten“ Spielfluss, in dem die Szenen mühelos ineinandergreifen.
Die Moral von der G’schicht: Mit Großvätern darf nicht gehandelt werden!
Das Stück ist bis 19. September zu sehen. Peter Teyml/Foto: Plieseis