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Kitzbüheler Anzeiger

Für Tabu-Thema sensibilisieren

Homosexualität ist ein Thema, dass gerade am Land immer noch weitgehend totgeschwiegen wird. Tatsächlich leben aber auch im Bezirk Männer und Frauen, die gleichgeschlechtlich orientiert sind und mit ihren Problemen oft völlig isoliert dastehen. Für sie wollte der homosexuelle Fieberbrunner GR Manfred Waltl ein Zeichen setzten und organisierte mit der Arbeitsgruppe “Grüne andersrum” das erste Event dieser Art, das jemals im Bezirk (ja dem gesamten Unterland) stattfand. Es war recht ungewiss, ob überhaupt jemand der Einladung folgen würde, doch gab es rund 40 Besucher.

Fakten sichtbar machen


“Wichtig ist die Sichtbarkeit dieses Themas, Aufklärung darüber dass auch bei uns sexuell andersrum fühlende Menschen leben und der Versuch, die Angst vor dem Anderssein abzubauen. Bei persönlichen Gesprächen lassen sich viele Vorurteile aus der Welt schaffen”, beschreibt Manfred Waltl seine Motivation. In ganz Tirol gibt es nur zwei geoutete Gemeinderäte, Waltl war der erste überhaupt, der 2004 öffentlich zu seiner Homosexualität stand. Seit damals ist er auch Mitarbeiter bei “Grüne andersrum Tirol”, einer Arbeitsgruppe, die inzwischen in acht Bundesländern existiert.

Ein schwieriger Weg

“Der Schritt war schwierig und hat viel Mut erfordert, weil es anfangs sehr diffamierende Äußerungen mir und auch meinen Freunden gegenüber gab. Das hat sich aber mittlerweile gelegt und generell sind die Vorurteile in der Politik stärker vertreten als bei den Menschen. Ich kenne aber viele, auch aus dem Internet, die sich nicht trauen, besonders betroffen sind Jugendliche. Gerade unter ihnen gibt es deswegen immer wieder Selbstmorde und so ist es notwendig, auch außerhalb der Städte einmal ins Licht der Öffentlichkeit zu treten”, so Waltl. Am Land ist Homosexualität generell ein viel größeres Problem, weil einerseits “Jeder Jeden kennt” und man in konservativen Werten und Moralvorstellungen noch sehr verhaftet ist.

Fieberbrunn Vorreiter


Gerade in Fieberbrunn hat es aber immer wieder Versuche gegeben, das “andersrum Sein” zu thematisieren. “Das erste Mal habe ich dieses Thema mit dem schwulen Kabarettisten Alfons Haider und unserem Verein Kulturbrunnen hierhergebracht. Es war damals sehr verletzend, weil wir bei vielen Geschäftsleuten nicht plakatieren durften. Wir haben uns aber nicht entmutigen lassen und der Erfolg der Auftritte gab uns Recht. Erwähnen möchte ich auch, dass es in Fieberbrunn kein Problem war, bei den Schiliften oder am Badesee eine Partnerkarte für einen gleichgeschlechtlichen Partner zu bekommen!”, hebt Waltl positiv hervor.

Österreich Schlusslicht


Die Gallionsfigur der Grüne andersrum Bewegung ist NR Ulrike Lunacek, Außenpolitiksprecherin und Vorsitzende der Europäischen Grünen Partei. Die Niederösterreicherin, die in Innsbruck studierte und lebte, nimmt in ihrem Buch “Zwischenrufe” zu diesem und anderen politischen Themen Stellung, die sie in zehn Jahren u. a. im Zuge ihrer Tätigkeit als Journalistin und Kolumnistin “gesammelt” hat. Der Kampf um eine staatliche Anerkennung gleichgeschlechtlicher Paare ist in dieser Zeit noch nicht weit gekommen. In 14 der ursprünglichen 15 EU-Staaten gibt es inzwischen die rechtliche Gleichstellung, in drei dürfen sie heiraten (ESP, NL, BEL). “Österreich ist hier Schlusslicht und wird früher oder später über eine europäische Gerichtshofentscheidung gezwungen sein, diesen Schritt zu machen, falls es nicht freiwillig geschieht. Es sollte auch ein Zeichen sein, dass wir für den Staat keine Menschen zweiter Klasse sind”, meint Lunacek. Noch immer gibt es kein Erb- oder im Krankheitfall kein Besuchsrecht für gleichgeschlechtliche Partner. “Ich würde meinen Partner auch gerne heiraten”, betont Manfred Waltl, der mit seinem Freund Martin seit sechs Jahren in Fieberbrunn lebt.sura
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