Szeneapplaus: Musikalisches Top-Ereignis
Musikalisches Top-Ereignis
Das Traum-Duo Benjamin Schmid (Violine) und Ariane Haering (Klavier) brillierte im 1. Kitzbüheler Sommerkonzert
Kitzbühel | Es ist gewiss mit ein Kennzeichen großen Künstlertums, sich vor Publikum – nicht bewusst, sondern unbewusst, so bescheiden wie möglich zu geben, als hätte man das Große, das in einem lebt, eher zu verbergen. Längst vorbei die Zeiten, in denen Künstler sich vielfach abgehoben präsentierten; die heutigen Jüngeren…?! Ein kurzes Sich-Verneigen; dann gehört die Zeit ausschließlich der Musik.
So der Eindruck, den der Welt-Geiger Benjamin Schmid und dessen Gattin Ariane Haering, gleichfalls Weltformat, hinterließen. Er, Schmid, lebt vom ersten Takt an gewissermaßen „in seine Geige hinein“, ist mit ihr eins, spielte, zumindest den einleitenden Mozart – dessen Sonate G-Dur, KV 379, mit welcher die beiden begannen, zumeist mit geschlossenen Augen. Man ist versucht zu sinnieren: Wenn Mozart ihn hörte?!
Es gehört zu den großen Ungerechtigkeiten des Musiklebens, dass im Mitspielenden vielfach nur das „Accompagnieren“, die Begleitfunktion gesehen wird und nicht der gleichberechtigte Partner. Dabei: mit welchem natürlichen Charme spielt doch Ariane Haering! Technische Schwierigkeiten, nein, die scheint sie nicht zu kennen. Und so ist’s eine integrale, eine ganzheitliche Welt, welche die beiden in den Saal – ja, man muss sagen: „zaubern“, egal, ob’s Mozart ist oder Schubert (dessen im wahrsten Sinn des Wortes phantasievolle „Fantasie C-Dur“, D 934, oder der bei uns kaum bekannte Frank Bridge (dessen Sonate 1904) oder schließlich Franz Liszts ‚Grand Duo concertante‘, S 128.
„Im Grunde nebensächlich, was sie spielen“
Im Grunde nebensächlich, was die beiden spielen; wichtig nur das wie. Und so erübrigt es sich, auf die einzelnen Stücke näher einzugehen – kam doch alles wie aus einem Guss, durchsetzt von höchster musikalischer Intelligenz, gewissermaßen ein dynamisches Wellenspiel von Tonphrasen.
‚Wenn wir schon beim Virtuosen sind…‘ (Bezugnahme auf Liszt), meinte Schmid bzgl. einer erklatschten Draufgabe. Und so hörte man noch einen Paganini – dessen ‚Caprice‘ op. 1 Nr. 2.
Hugo J. Bonatti
Das nächste Kitzbüheler Sommerkonzert findet am 20. August um 20 Uhr im K3 Kitzkongress statt. Es spielen Tünde Kurucz und Imre Rohmann am Klavier Werke von W. A. Mozart, Johannes Brahms, Franz Liszt und Claude Debussy.