St. Johanner Handelsbetriebe setzen 113 Millionen Euro um
St. Johann | Jetzt liegen die Fakten auf dem Tisch: Die St. Johanner kaufen bevorzugt in ihrem Heimatort ein. Für Wirtschaftsexperten ist St. Johann nicht nur deshalb „hochinteressant“.
Dass sich die Marktgemeinde als der pulsierende Wirtschaftsstandort im Bezirk schlechthin versteht, ist bekannt. Neu ist aber, dass diese Selbsterkenntnis mit den Fakten einer Standortanalyse untermauert wird, die das Ortsmarketing in Auftrag gegeben hat.
„Für die Weiterentwicklung des Standorts haben uns bisher die Daten über die Ausgangslage gefehlt“, begründet Leiterin Marije Moors. „Wir wussten nichts über die Stärken, Schwächen und Chancen von St. Johann und hatten bisher auch keine Fakten, auf die wir aufbauen können.“
129 Betriebe unter die Lupe genommen
Für die in Auftrag gegebene Studie wurden 1.500 Personen befragt und die 129 ortsansässigen Handels- und konsumnahen Dienstleistungsbetriebe unter die Lupe genommen. Die Ergebnisse sind sehr positiv ausgefallen, wie Roland Murauer von der CIMA Beratungs- und Management GmbH verdeutlicht. „83 Prozent der Kaufkraft der St. Johanner bleibt im Ort“, erläutert Roland Murauer von der CIMA.
Der gesamte Einzelhandelsumsatz liegt bei 113 Millionen Euro, 47 Prozent davon werden allein im Ortszentrum umgesetzt. Fazit: St. Johann kann sich im Wettkampf zu den konkurrierenden Einkaufszentren Wörgl, Saalfelden und Salzburg gut behaupten, wenngleich die Wörgler und Innsbrucker Handelsbetriebe derzeit die meiste Kaufkraft von St. Johann abziehen.
Wörgl setzt im Vergleich – allerdings mit weit größeren Verkaufsflächen – 228 Millionen Euro um, Saalfelden 137 Millionen Euro, Kitzbühel 94 Millionen Euro. Unter dem Strich ist für Murauer der Einzelhandel in St. Johann gut aufgestellt. Er empfiehlt, Neuansiedlungen an der Peripherie künftig sensibel zu behandeln und warnt vor neuen großen Lebensmitteldiskontern.
„Keine neuen Riesendiskonter“
„Diese Riesenflächen bringen keine neuen Kaufkraftzufluss“, sagt Murauer. St. Johann brauche nicht Quantität, sondern Qualität. Allerdings, so Murauer, müsse sich der Einzelhandel künftig um ein verstärktes Marketing bemühen. „Der Außenauftritt mancher Betriebe ist, um es vorsichtig auszudrücken, suboptimal. Und die Konkurrenz schläft nicht.“
St. Johanner Ortskern hat viel Identität
Für die wirtschaftliche Zukunft St. Johanns gelte es, vorerst künftig die „guten Ergebnisse“ zu halten. St. Johann soll identisch bleiben und seinen Ortskern nicht durch die Ansiedlung von Handelsketten den vielen anderen österreichischen Innenstädten und Zentren gleichmachen, wünscht sich Murauer. „Viele Fußgängerzonen sehen ähnlich aus.“
Marije Moors freut sich über die erhaltenen Ergebnisse. Jetzt gehe es ans Eingemachte, sagt sie. „Wir wissen jetzt, in welche Richtung wir unsere Arbeit lenken können.“ Konkrete Projekte gibt es noch nicht. Alexandra Fusser