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Spinnerei Jordan stellt Betrieb ein

Gegründet wurde die Spinnerei vom Großvater des Verstorbenen, Johann Jordan, der  schon in den Zwanzigerjahren eine Wollkartatscherei mit einer selbstgebastelten Maschine betrieb und im Jahre 1937 wiederum mit einer selbstgebastelten hölzernen Maschine in Kirchberg das Gewerbe einer Wolldatscherei anfing. Mit der Instandsetzung ausrangierter Maschinen aus einer der vielen damals in Tirol bestehenden Spinnereien konnte 1946 mit dem mechanischen Spinnen von Schafwolle begonnen werden. Mit der Idee, alte Wollsachen zu reißen und unter Zugabe von Chemiefasern neu zu verspinnen, wurden in der Notzeit nach dem Kriege zehntausende Kilos sog. „Mischwolle“ produziert und in ganz Österreich an bedürftige Kunden versendet. Manchmal bis zu 125 Pakete täglich. 1952 wurde das erste neue Betriebsgebäude am Stöcklfeld errichtet und mit gebrauchten Spinnereimaschinen ausgerüstet. Mit Ende der Nachfrage nach dem Bedarf an der sog. „Mischwolle“ kamen schwere Zeiten für das Unternehmen. 1956 übernahm Sohn Herbert Jordan den Betrieb. Durch zähes Bemühen um Kundschaft und den Erwerb besserer Maschinen konnte die für die damalige Zeit annähernd genügende Konkurrenzfähigkeit erreicht werden und das Betriebsgebäude musste 2 mal erweitert werden.

1970 wurde das Grundstück am Stöcklfeld 34 erworben und darauf ein modernes Betriebsgebäude errichtet. Die maschinelle Einrichtung wurde ständig verbessert und modernisiert und der Betrieb unter dem Sohn Mag. Reinhard Jordan zu einem konkurrenzfähigen Unternehmen ausgebaut, das auch in der Zeit des Sterbens der Textilindustrie in ganz Europa  bestehen konnte und in der noch verbliebenen Branche einen hervorragenden Ruf als verlässlicher Lieferant der besten Qualität  genießt.

100 Mitarbeiter und 4 Mio. kg Wollgarn

Mehrere 100 Arbeiter waren im Laufe der über 60 Jahre währenden Tätigkeit der Firma im Betrieb beschäftigt, über 4 Millionen kg Wollgarne aller Art wurde an österr. Stickereien und Webereien, aber auch in den Export geliefert. Zur Zeit der Gewerbe- und Lohnsummensteuer war die Firma einer der größten Steuerzahler im Ort. Ohne Lärm und ohne Umweltverschmutzung war der Betrieb Jordan ein beliebter Arbeitgeber für Leute, die nicht ins Gastgewerbe gehen wollten.

Am wehmutvollsten stimmt uns die Trennung von unseren lieben Mitarbeitern. Jede und jeder hat das Beste für die Firma gegeben und hat in selbständiger, verantwortungsbewußter Arbeit dazu beigetragen, dass unser kleiner Betrieb gegen die mächtig ausländische Großindustrie bestehen konnte. Eine freundschaftliche Beziehung verbindet alle Mitarbeiter untereinander und wir sind glücklich, miteingeschlossen sein zu dürfen.

Ein herzlicher Dank gebührt auch unseren Kunden, die uns teilweise über Jahrzehnte die Treue hielten. Sie wussten die Qualität unserer Produkte zu schätzen und gaben uns das Vertrauen auch gegen verlockende Angebote aus dem In- und Ausland. Danke! Herbert Jordan erhielt für seine Verdienste um die Wirtschaft das goldene Ehrenzeichen des Österr. Wirtschaftsbundes und das Landesverdienstkreuz.

Von der Gemeinde Kirchberg wurde die Spinnerei Jordan das unverbaute, restliche Grundstück umgewidmet und somit mehr als zur Hälfte entwertet. Aber auch mit solchen Ungelegenheiten muss eine Unternehmerfamilie fertig werden. Nun hat also ein hartes Schicksal das Ende eines florierenden Unternehmens erzwungen. Wir schauen mit Stolz und Wehmut auf das Ende unseres Lebenswerkes zurück.

Herbert &
Dorothea Jordan,
Ministerialrätin Dr. Gertrud Trieb, geb. Jordan,
Dir. Dipl. Ing. Dr. Martin Jordan.

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