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Kitzbüheler Anzeiger

Sessellift geht doch in den Betrieb

Einmal mehr stand die Zukunft des Skigebietes im Mittelpunkt des Kirchdorfer Gemeinderates. Der Sessellift geht nun doch in Betrieb – überdies gibt es ein neues Ganzjahres­projekt.

Kirchdorf | Und er hat es einmal mehr geschafft – als Geschäftsführer der Kirchdorfer Skilifte und Gemeinderat zauberte Florian Schluifer einen weiteren möglichen Investor für eine Ganzjahresattraktivierung aus dem Hut. Der Deutsche Jörg Markus Bußmann von der Firma „Compa Ratio“ in Bayern präsentierte in der jüngsten Gemeinderatssitzung seine ehrgeizigen Ideen, um Kirchdorf in die oberste Liga als „Event­ort“ zu katapultieren.

Das vorerst geplante „Projekt 365“, das um rund zehn Millionen Euro von einer Firma aus Singapur verwirklicht hätte werden sollen, fiel ja, wie berichtet, der Corona-Pandemie zum Opfer. Bußmann präsentierte den Kirchdorfern daher seine Ideen für eine Ganzjahresattraktivierung des Skigebietes.

Vom Mountainbike-Trail bis zum „Bobby Car“
Im Mittelpunkt steht „Fußballgolf“ mit 18 Löchern, das auf den Pisten gespielt werden soll. Dazu kämen unter anderem eine Erlebnisgastronomie, eine Mountainbike-Trail, eine „Giant Swing“, eine „Bobby Car Bahn“ sowie eine Rodelbahn. All das soll auch via 3D-Brille erlebbar sein. Das Investitionsvolumen liegt bei zwölf Millionen Euro. Wie und Wann das Projekt umgesetzt werden kann, ist derzeit noch nicht klar. Der Gemeinderat ist aber optimistisch. „Wir brauchen Visionen“, merkte Schluifer an.

Vorrangig aber war für die Gemeinderäte die Zukunft des Sesselliftes. Bereits in der Mai-Sitzung kündigte Schluifer an, die Notbremse ziehen zu müssen. In den vergangenen Jahren schossen die beiden Haupteigentümer – zum einen die Gemeinde jeweils 84.000 Euro, zum anderen der TVB jeweils 36.000 Euro – jährlich zu.

Schluifer musste damals mit einer mehr als unpopulären Entscheidung aufwarten: Der Sessellift bleibt außer Betrieb, die Schlepplifte sollen aber laufen. Das wollte jedoch weder die örtliche Skischule, noch der Wintersportverein (WSV) so stehen lassen.

Über 900 Kirchdorfer unterschrieben für den Erhalt des Sesselliftes. Mit der entwickelten Voucher-Aktion könnten, wenn auch nur 50 Prozent jener Personen, die für den Erhalt unterschrieben haben, einen Voucher kaufen, bereits 100.000 Euro lukriert werden, hieß es.

In der jüngsten Gemeinderatssitzung präsentierte Schluifer das Ergebnis der ersten Verkaufswochen. Demnach wurden bisher 216 Voucher verkauft. 43.200 Euro konnten auf diese Weise eingenommen werden. Voucher in Höhe von 6.000 Euro erwarb übrigens Bürgermeister Gerhard Obermüller aus seiner Privatschatulle. Er spendete den Großteil davon dem Wintersportverein.

Um den Karren aus dem Dreck zu ziehen, reicht das aber noch nicht. Zwar läuft die Aktion noch bis Dezember, der Gemeinderat war aber jetzt gefordert, eine Entscheidung zu treffen. „Es gibt zwei Varianten, die möglich sind“, betonte Dorfchef Obermüller, der sich klar zum Sessellift bekannte, aber auch keinen Hehl daraus machte, dass er zu wenig genutzt werde. Im Durchschnitt würden die Anlagen nur von zehn Prozent der Bevölkerung zehn Mal jährlich genützt.

Daher galt es zu entscheiden, ob der Sessellift doch im Winter eingeschaltet wird – in diesem Fall muss die Gemeinde 84.000 Euro zuschießen, 36.000 Euro nur für diese Wintersaison. Ein Fehlbetrag von rund 50.000 Euro kommt dann noch dazu, der ebenfalls finanziert werden muss.
Wäre der Sessellift im Winterschlaf geblieben, wäre es jeweils rund die Hälfte der Summe – 57.000 Euro – die von den Eigentümern für den Betrieb der Schlepplifte notwendig gewesen wären. Denn nach einer mehr als emotionalen Debatte stimmten neun Gemeinderäte für das Aufsperren des Sesselliftes und fünf dagegen. Schluifer selbst enthielt sich der Stimme.

TVB-Gremien müssen noch entscheiden
Im Saal saß mit Josef Grander auch der Obmann des Tourismusverbandes Ferienregion St. Johann, Oberndorf, Kirchdorf und Erpfendorf, sowie Josef Lackner, als Vertreter der Kirchdorfer. Grander hielt sich mit Zusagen zurück: „Hier sind jetzt die Gremien am Zug“. Das bestätigte Anfang der Woche auch TVB-Geschäftsführer Gernot Riedel und erklärte:„Darüber wird noch zu reden sein.“ Margret Klausner

Bild: Als Geschäftsführer der Kirchdorfer Skilifte infomierte GR Florian Schluifer in der jüngsten Gemeinderatssitzung über den Stand der Dinge. Das Voucher-Projekt läuft noch zwei Monate. 216 wurden bisher verkauft. Foto: Klausner

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