Seiwald widerlegt Gerüchte drohender Insolvenz der Bergbahn
St. Johann | Braucht es in der Bergbahn St. Johann einen zweiten Geschäftsführer? Das ist nur eine der vielen Fragen, denen das eingesetzte Sanierungsteam nachgehen muss.
Der Kitzbüheler Anzeiger hat es bereits vor Wochen berichtet, seit der jüngsten Gemeinderatssitzung ist es amtlich: Stefan Seiwald, Gemeinderat und die Nummer zwei auf der VP-Bürgermeisterliste bei der Gemeinderatswahl, wird BM Josef Grander in der Geschäftsführung der St. Johanner Bergbahn vorübergehend vertreten. Das segneten auch die Mandatare einstimmig ab.
Die finanzielle Situation des Seilbahnunternehmens hat sich vor geraumer Zeit bekanntlich zugespitzt. Von den mehr als 100 Gesellschaftern am meisten betroffen ist die Marktgemeinde. Als stiller Gesellschafter mit einer Einlage von 3,6 Millionen Euro gehört ihr ein Viertel des Unternehmens.
Vorwurf: Zu wenig Informationen
Seiwald – er ist selbst Unternehmer und ausgebildeter Unternehmensberater – musste sich von seinen Kollegen im Gemeinderat herbe Kritik gefallen lassen. Sie beklagten einen starken Mangel an Informationen seitens der Bergbahnführung. „Wir kennen nur Gerüchte, aber keine Fakten“, hieß es quer durch alle Fraktionen.
Das finanziell angeschlagene Unternehmen wird derzeit mit Hilfe einer externen Expertenfirma genau durchleuchtet. Die Ergebnisse können allerdings erst im Herbst bekannt gegeben werden, wenn das Sanierungskonzept steht, berichtet Seiwald. Über laufende Gespräche zum derzeitigen Zeitpunkt öffentlich zu berichten, erachtet er als „kontraproduktiv“.
Grund zur Panik gäbe es aber nicht: Seiwald selbst ist erstaunt über die Gerüchte drohender Insolvenz, die derzeit in der Markgemeinde kursieren. „Die Liquidität der Bergbahn ist für die nächs-
ten Monate gesichert“, stellt er unmissverständlich klar. Es bestehe auch keine Gefahr, dass die Haftung über 1,6 Millionen Euro für die Marktgemeinde schlagend werde.
Beschönigen will Seiwald die derzeitige Situation allerdings nicht: Es gibt einen klaren Restrukturierungsbedarf. „Wir müssen die Ziele und die Optimierungsmöglichkeiten für das Unternehmen aufzeigen“, bestätigt er.
Unternehmen bis Herbst auf Prüfstand
Dazu gehöre auch, dass gewisse Formalismen geändert und das Unternehmen organisatorisch gestrafft werde. Die Sinnhaftigkeit eines zweiten Geschäftsführers, der durch die Gemeinde zur Vertretung ihrer Interessen entsendet wird, stehe dabei natürlich auch zur Diskussion. „Generell wird es keine Akutmaßnahmen geben“, kündigte Seiwald an.
Die Bergbahn St. Johann erwirtschaftet jährlich sechs Millionen Euro und beschäftigt – je nach Sommer- und Wintersaison – zwischen 30 und 100 Mitarbeiter.
Alexandra Fusser