badgebadge
Job AnzeigerImpulsTrendig MagazinServus
Kitzbüheler Anzeiger

Seilbahnpionier aus Leidenschaft

Wenn er von seinem Büro aus dem Fenster schaut, sieht Andreas Brandtner, zu dem alle nur Andrä sagen,  sein Lebenswerk: Die Seilbahn auf die Steinplatte. Oder genauer: Einen Teil seines Schaffens, denn die Aufstiegshilfe dient nur als Zubringerbahn in das hoch über seinem Heimatort Waidring gelegene Skigebiet. Zu dem noch sieben moderne, zwischen drei- und achtsitzige Sesselbahnen sowie mehr als 100 Schneekanonen, die die 70 Pistenkilometer innerhalb eines Tages beschneien, zählen. Und neuerdings eine Erlebniswelt namens Triassic Park, in dem die Steinplatte als Korallenriff vor 250 Millionen Jahren widergespiegelt wird.

Es wäre nicht Andreas Brandtner, wenn nicht schon die Pläne für eine weitere Seilbahn  in der Schublade liegen würden.

50 Jahre ein Sägewerk

Doch von Beginn an: Der Liftpionier Brandtner wurde am 26. Jänner 1929 als Sohn von Andreas und Margarethe Brandtner in Waidring geboren. Seine Eltern besaßen den Waidringer Hof, der auch heute noch in Familienbesitz ist. Seine Schulausbildung könnte nicht unterschiedlicher sein: Vor dem Krieg besuchte er in Hall die dem damaligen Regime genehme Oberschule für Jugendliche, nach dem Krieg ebenfalls in Hall eine Schule der Patres Franziskaner, die er mit der Matura abschloss. Forstmeister sollte Andreas werden, weil dieser im ganzen Bezirk eine Respektsperson war – vergleichbar mit dem Bürgermeister, Pfarrer, Lehrer  oder Gendarmen.

Andreas Brandtner wendete sich zwar dem Holz zu, aber in einer ganz anderen Form:  1949 gründete er ein Sägewerk. Anfangs schnitten sechs Mitarbeiter 2.000 Festmeter Holz. Fünfzig Jahre später, 1999, wurde es stillgelegt: Fünf Leute bearbeiteten zu diesem Zeitpunkt 15.000 Festmeter.

Lösung Touristenzone

In all den Jahren geisterte im Kopf des „Saglers“ stets der Gedanke, auf der Steinplatte ein Skigebiet entstehen zu lassen. Wer nun glaubt, dass er damit offene Türen einrannte, irrt. Doch dank seiner Zähigkeit – oder Sturheit? – gab er nicht auf.  Selbst ein vernichtendes Gutachten des damaligen Skipapstes Friedl Wolfgang ließ ihn von seiner Idee nicht abbringen.

Die Hürden schienen unüberwindbar: Zuerst die Zustimmung von drei Agrargemeinschaften mit zwölf Eigentümern, damit ihre Flächen als Skipisten benützt werden können, dazu der Ausbau eines Güterweges zu einer  Mautstraße.  Und das Haupthindernis: Das Skigebiet sollte sich über zwei Staaten, Deutschland (Bayern) und Österreich (Tirol und Salzburg) erstrecken. Und das zu einer Zeit, in der von der EU und dem Fallen der Grenzen noch keine Rede war. Dank eines Tipps, eine Touristenzone einzurichten, wurde diese Hürde überwunden.

Ein Direktor vertraute

Dann war da noch das liebe Geld. Schließlich fand er Anfang der Siebzigerjahre mit  dem Skischulbesitzer Wenzel Pravda und dem Rechtsanwalt Richard Larcher zwei alles andere als begeisterte Partner. 18 Millionen Schilling (mehr als 1,3 Mio. €) sah das erste Projekt vor. 1972 stellte der Bankdirektor Gerhard Moser das notwendige Kapital für eine abgespeckte Variante zur Verfügung. Ohne Sicherstellung. Aus Dankbarkeit hält Brandtner dem Geldinstitut die Treue.

Der Rest ist bekannt. Heute stellt die Steinplatte ein bekanntes Skigebiet dar. Nicht zuletzt wegen Sohn Andreas jun., der längst die Zügel mit in der Hand hält. Aber auch dank des Seniors: Denn trotz seiner 80 Jahre ist er täglich im Betrieb, fährt prüfend die Pisten ab, mischt sich unter die Skifahrer, um ihre Meinung  zu hören. Denn ein Geheimnis lautet Qualität, Qualität und nochmals Qualität.         Alexander Rußegger
Suche