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Schwester Wilberg

St. Johann i. T. | Sie ist groß, schlank, hat graublaue Augen und ein feinzügiges Gesicht: Schwester Wilbirg (62), die neue Einsiedlerin hoch über St. Johann. Den ersten Sommer hat sie überstanden, nun freut sie sich auf den Winter.

Die Geschichte scheint sich zu wiederholen: Nach einer Generalsanierung 1996 war die Einsiedelei, zu der auch die kleine Wallfahrtskirche Maria Blut gehört, fünf Jahre lang unbewohnt. Dann zog Schwester Veronika ein, die im Vorjahr einem Krebsleiden erlegen ist.

Nun ist in das Kleinod wieder Leben eingekehrt. Schwester Wilbirg von den Kreuzschwestern, geboren im Mühlviertel und viele Jahre lang als Erzieherin in Linz tätig, hat den Weg nach St. Johann gefunden.

Alleine näher zu Gott

Über den Umweg Unzmarkt in der Steiermark, wo sie in der Fraktion Frauenburg bereits zwei Jahre als Einsiedlerin gelebt hatte. „In mir war der Wunsch gereift, alleine zu leben“, begründet Schwester Wilbirg ihre Zurückgezogenheit. „Ich habe dazu die Erlaubnis meines Ordens erhalten.“

Zum Weg nach Tirol: Bei einer der vielen Erziehertagungen hatte Schwester Wilbirg auch Schwester Veronika kennengelernt, die vor ihrem Schritt zur Einsiedlerin ebenfalls auf diesem Gebiet gearbeitet hatte. Als Sr. Wilbirg von Veronikas Ableben hörte, reifte in ihr der Entschluss, nach Tirol zu übersiedeln.

Erste Besichtigung

„Ich habe erfahren, dass die Einsiedelei wieder besetzt wird. Deshalb habe ich Dekan Johann Trausnitz angerufen und ihn gebeten, ob ich mir die Einsiedelei nicht einmal ansehen kann.“ Am 22. November des Vorjahres, einen Tag nach dem der erste Schnee gefallen war, kam Sr. Wilbirg zum Lokalaugenschein. Es war so etwas wie Liebe auf den ersten Blick. „Ich stellte ein Ansuchen, der Pfarrkirchenrat sagte einstimmig ja.“

Der Tagesablauf unterscheidet sich nur geringfügig von dem ihrer Vorgängerin. „Ich stehe später auf als meine Vorgängerin“, schildert sie. „Nach dem Morgengebet bereite ich mir gegen 8 Uhr das Frühstück zu.“ Es schließt die Hausarbeit an, unterbrochen mit stündlichen Gebeten und einem Mittagessen gegen 12 Uhr. Stündliche Gebete auch am Nachmittag, nach einer Vesper gegen 17.30 Uhr folgt bis zum Schlafengehen die Zeit der Stille. Fernsehgerät oder Zeitung sind Fremdwörter, lediglich einmal täglich hört sie Radio-Nachrichten.

Wie hält es die Gottesdienerin mit Besuchern? „Wer kommen möchte, ist willkommen“, sagt sie. „Durstige werden gelabt.“ Alexander Rußegger

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