badgebadge
Job AnzeigerImpulsTrendig MagazinServus
Kitzbüheler Anzeiger
a_Biber_28_2025_adobestock.com
Peter Schröcksnadel zeigt am Ufer des Kapellenbachs einen Biber-Damm, der für die Fische zum Problem werden kann.

Schröcksnadel macht gegen Biber mobil

Seit Jahrzehnten ist Peter Schröcksnadel mit Kössen eng verbunden – der Unternehmer und ehemalige, wortgewaltige ÖSV-Präsident hat dem Skigebiet am Unterberg vor vielen Jahren wieder neues Leben eingehaucht. Dafür dankte ihm die Kaiserwinkler Gemeinde mit der Ehrenbürgerschaft. Für Schröcksnadel ist Kössen auch zur zweiten Heimat geworden – weniger des Skifahrens wegen, sondern aufgrund seiner zweiten großen Leidenschaft: dem Fischen. Seit seiner Jugend ist der Innsbrucker begeisterter Angler und hat u.a. mit dem Kapellenbach ein eigenes Fischrevier in Kössen.

Dieser Tage lud Schröcksnadel zu einer Begehung entlang des kleinen Gewässers und zeigte sich verärgert: In den vergangenen Jahren hat sich der Biber in diesem Bereich stark ausgebreitet. Auch wenn dieser keine Fische frisst, macht er mit seinen Dämmen vor allem den Bachforellen das Leben schwer. „Das Wasser kann nicht mehr fließen, es wird warm“, schildert Schröcksnadel beim Spaziergang entlang des Baches. Immer wieder zeigt er auf die Dämme, die der fleißige Nager gebaut hat. Vor allem die Forellen, die auf fließendes Wasser angewiesen sind, finden hier keinen geeigneten Lebensraum mehr.

Mit dem Biberbeauftragten des Bezirks habe es bereits Begehungen gegeben, schildert der Kössener Ehrenbürger – mit dem Ergebnis ist er jedoch nicht zufrieden. Er hat sich die Rettung der Bachforellen auf die Fahnen geheftet. Im Laufe der Jahre sei ihm zunehmend aufgefallen, dass der Bestand der heimischen Bachforelle dramatisch zurückgeht, ohne dass es in der Öffentlichkeit große Aufmerksamkeit dafür gegeben hätte. Das war auch sein Motiv zur Gründung des „River and Nature Trust“ – der Anzeiger berichtete bereits mehrfach. Einer der ersten Schwerpunkte im Engagement für die Natur ist für Schröcksnadel und seine Mitstreiter die Bachforelle. Er habe sich das Ziel gesetzt, diese vor dem Aussterben zu bewahren. Da die Fische keine Sprache haben, wolle er ihr Anwalt sein – ebenso für andere Flusstiere wie Krebse und Muscheln, so der Initiator.

Fischbiologe erstellt Gutachten

Zur Rettung der Forelle im Kapellenbach hat sich der Revierbesitzer mit dem Fischereibiologen Nikolaus Medgyesy aus Ranggen Unterstützung geholt. Medgyesy ist auch Vorstandsmitglied im „River and Nature Trust“ und war bei den Begehungen am Kapellenbach dabei. Er stellte fest, dass die durch den Biber verursachten Staubereiche auch eine Gefahr für die dort lebenden Menschen darstellen – Stichwort Grundwasseranstieg. Die durch die Dämme fragmentierten Gewässer verhindern zudem eine freie Fischwanderung und führen zu einer Verringerung der Fließgeschwindigkeit. Das hat unter anderem Ablagerungen von Laub und Schlamm zur Folge.
Bei der letzten Untersuchung der Großache – einem Vorzeigegewässer der Alpen – sei laut Medgyesy bereits eine starke Beeinträchtigung der Fischbestandsdichte festgestellt worden.

Sein Fazit: Als Fischereibiologe empfiehlt er die Entfernung der Biberdämme im Kapellenbach im Abschnitt zwischen der Mündung in die Großache und der Anna-Kapelle. „Damit der Kapellenbach wieder seine Funktion als Laich- und Aufzuchtgewässer für die Bachforelle sowie für die Äsche in der Großache erfüllen kann.“
Ganz so einfach ist das jedoch nicht – aktuell läuft in dieser Causa ein Verfahren bei der Bezirkshauptmannschaft, wie auch der Biberbeauftragte Philipp Larch bestätigt. Zum laufenden Verfahren außert er sich nicht. Er betont, „dass wir den Konflikt natürlich lösen wollen und uns um eine gute Lösung bemühen.“ Eine davon war das Absenken eines der Dämme im Kapellenbach. Zufrieden ist Schröcksnadel damit aber nicht, wie er bei der Begehung mit dem Anzeiger erklärt. „Einige der Bauten sind geschützt“, stellt Larch klar, strebt aber einen Konsens an. Die meisten Biber leben laut Larch übrigens in Kirchdorf, dort sei die Population stabil.

Fischotter, Biber –
und viele offene Fragen

Die Sorgen Schröcksnadels kann der Fischereiobmann des Bezirks, Helmut Pletzenauer, gut nachvollziehen. Für ihn sind nicht nur die Fischotter, sondern auch die Biber ein Problem: „Es betrifft nicht nur den Kapellenbach, sondern auch viele Seitenbäche. Das Problem ist, dass es einfach zu viele Tiere sind. In anderen Bundesländern werden sie bereits entnommen – in Tirol ist das derzeit nicht möglich.“ Pletzenauer hofft auf eine tragfähige Lösung auch für Tirol.Vorerst aber heißt es abwarten, wie das laufende Verfahren für den Kapellenbach ausgeht.

Suche