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Schranke gegen Säge

In den Sechzigerjahren wurden viele Forstwege gebaut, denn man wollte das Holz bereits mittels Lastwagen abführen. Somit gab es im Winter bald keine Pferdefuhrwerke und keinen Schlittenzug mehr. Im Wald sang noch gerade ein Vogel am Baum und dann, drei Stunden später, war der Baum bereits im Sägewerk.

Auf den Forstwegen fuhren aber auch allerhand Autos. Fremde, Neugierige, Schwammerlsucher, usw. waren unterwegs.

Die ersten Schranken waren aus Holz

Daraufhin folgten die ersten Schranken, die versperrbar waren. Für Metallschranken (wie wir sie heute kennen) reichte das Geld noch nicht, außerdem war ja genug Holz vorhanden. Deshalb wurden die Schranken eben daraus hergestellt und aufgestellt.

Einmal, da gab es eine lus-tige Begebenheit: es war auf dem so genannten Brandkopfweg oder Wirtsalmweg nahe Jochbergwald. Vielleicht war es ein Fremder, der gerade zum Schwammerlsuchen unterwegs und den Weg hinaufgefahren war. Als er wieder talwärts kam, da war der Schranken versperrt.

Wie sollte er nun mit seinem Auto durchkommen? Es blieb ihm nichts anders übrig, er musste zu Fuß den Weg und dann die Straße entlang marschieren. Beim ersten Haus, bzw. Bauern, es war der Kainathbauer, fragte er, ob sie vielleicht einen Schlüssel hätten? Die Antwort war: „Nein, da musst du zum Forsthaus, zum Oberförster gehen!“

Försterfrau verlieh die Bügelsäge

Also marschierte er weiter bis zum Forsthaus. Dort war aber nur die Frau Oberförster zuhause. Der Gast fragte aber um keinen Schlüssel, sondern um eine Bügelsäge. Diese bekam er auch und ging dann wieder zurück zum Schranken. Als er dann beim Schranken ankam, machte er sich an die Arbeit; sofort war die Bügelsäge in Betrieb genommen und ritsch, ratsch, da war der Schranken entzwei geschnitten und er konnte mit dem Auto durchfahren.

Um die Säge hat er sich aber nicht mehr gekümmert, sondern sie einfach neben der Schranke liegen gelassen. Als dann der Oberförster dort vorbei kam, hat er natürlich keine Freude an dieser Aktion, was verständlich ist.

Holzknechte schmunzelten über Förster

Wir Holzknechte mussten über diesen Einfallsreichtum, noch mehr aber über das Gesicht des Oberförsters nur schmunzeln. Sodann musste gleich ein neuer Schranken gebaut werden.
Jochberg, im Juli 2008,
Georg Jöchl, Ortschronist
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