
Ralf macht ordendlich Dampf
Wenn es so richtig heiß her geht, behält er einen kühlen Kopf: Der St. Johanner Ralf Klingler ist seit drei Jahren Saunameister im Kaiserbad Ellmau und verrät, die richtige Technik, worauf man lieber verzichten sollte und warum manche auch in der Dampfwolke nicht ohne ihr Handy können.
Regelmäßige Saunagänger kennen das schon: Da gibt es die Typen, die nach dem Prinzip „Nur die Harten kommen in den Garten“ agieren und für die vorzeitiges Aufstehen nicht infrage kommt. Es gibt die Genuss-Saunierer, die gerne mal das Schwitzen mit dem Kulinarischen verbinden und es gibt die Duft-Fetischisten, die den Aufguss als Wellness- und Kosmetikeinheit nützen.
„Umgekippt ist mir gottseidank noch keiner, aber ich habe schon grenzwertige Fälle erlebt. “ Ralf Klingler
Für sie alle ist Platz in der Sauna, keine Frage. Dennoch hat Ralf Klingler gute Tipps parat, wie es eigentlich richtig geht. Damit der Körper nicht leidet, sondern einen Mehrwert durch den Aufguss hat. „Zum richtigen Saunagehen gehört vorher warm duschen. Wichtig ist, sich langsam aufzuwärmen, schon einige Minuten vorher in der Sauna sitzen.“ Die warme Dusche öffnet die Poren, so kann man leichter schwitzen und somit den Körper entlasten: „Es ist ja nicht Sinn und Zweck zu sagen: Wer hält es am längsten aus, ohne einen Tropfen Schweiß zu vergießen.“ Man kann und soll jederzeit hinausgehen, wenn einem die Zeremonie zu heiß wird. Das kann Ralf Klingler nicht oft genug betonen, denn es gibt so manche, die aus falschem Ehrgeiz sitzenbleiben und so ihren Kreislauf in Gefahr bringen. „Umgekippt ist mir gottseidank noch keiner“, sagt der Saunameister, aber: „ich habe schon Fälle gehabt, wo es grenzwertig war.“ Genauso wichtig, wie langsam hochzufahren, ist es, hinterher auch gemächlich wieder runterzufahren mit der Temperatur. Also sind der berühmte Hupfer ins eiskalte Becken oder die Schock-Dusche nach dem Schwitzen eher kontraproduktiv. „Besser ist, erst einmal ein wenig herumzuspazieren, sich danach langsam abzuduschen und dabei immer kälter zu werden.“
Das gilt nicht nur für die Sauna, sondern auch z.B. für die Dampfbäder. Die sind dank 100 Prozent Luftfeuchtigkeit hervorragend für die Atemwege und bekanntlich auch nicht so heiß. Dennoch: „Alles mit Maß und Ziel. Überall sollte man sich nur 10 bis 15 Minuten maximal aufhalten und sich danach eine Ruhepause gönnen.“
Regelmäßiges Saunieren unterstützt das Immunsystem, der Kreislauf wird gepusht und auch die Haut freut’s: das strategische Schwitzen hat viele Vorteile. Aber ein Mythos hält sich dennoch – bei Infekten eine Hitzekur in der Sauna, und alles wird gut: „Das Gesundschwitzen ist ein Irrglaube. Wenn ich schon angeschlagen bin, ist der Kreislauf schon in Mitleidenschaft gezogen, da bringt mir die Sauna auch nichts mehr.“ Der Kreislauf ist auch der Grund, warum nach dem Sport eine Ruhephase angesagt ist, bevor man den Saunabereich aufsuchen sollte. Nach dem Schwitzen empfiehlt sich dann der Genuss von Wasser oder Säften.
Leute sind glücklich, wenn sich was „rührt“
Sauna ist immer in. Das gilt übrigens auch für den Maestro selbst: „Ich bin seit drei Jahren Saunameister, bin allerdings davor schon ‚saunageschädigt‘ gewesen“, schmunzelt er. Denn er war selbst begeisterter Kunde im Ellmauer Kaiserbad, bevor sich ihm die Chance bot, sein Hobby zum Beruf zu machen. „Zuvor habe ich als Taxifahrer gearbeitet, da hat man ja auch viel mit Leuten zu tun.“ Weil er selbst gerne in die Sauna geht, hat er ein Gespür dafür, was die Leute von einem Wellness-Nachmittag erwarten: „Man muss immer bemüht sein, dem Gast ein schönes Erlebnis zu bieten. Die Leute sind glücklich, wenn sich was ‚rührt‘.“ Übrigens hat jeder Saunameister seinen eigenen Stil „Und das ist ja auch das Schöne dabei.“ So gibt es Themenaufgüsse und schon zu den Standards zählen die verschiedenen Düfte. „Fruchtig kommt immer an. Echte Klassiker sind Lemongrass oder auch Lavendel.“ Gut für die Haut und auch gefragt sind zudem die Peelings – und hinterher noch Cremen, „das macht die Haut so weich wie ein Babypopo“. Sehr beliebt sind im Ellmauer Bad die „Langen Nächte“ in der Sauna. „Da machen wir dann ganz eigene Themenaufgüsse. Es herrscht dabei eine besondere, euphorische Stimmung. Die Leute nehmen das gerne an.“
Wenn es für die „Stammkunden“ einmal härter sein soll, ist ein Eisaufguss übrigens nur die halbe Miete. „Es ist die Kombination mit Wasser, die die Härte eines Aufgusses ausmacht. Eine gewisse Dosis Eis, eine gewisse Dosis Wasser, weil man ja auch Luftfeuchtigkeit für die Hitze braucht.“
Menschen legen die Kleidung ab, aber nicht das Handy
Da die Sauna nun einmal FKK-Bereich ist, sind Handys untersagt. Manche können sich aber trotz der Dampfwolke nicht davon trennen, wie Ralf Klingler weiß. Dafür gibt es eigene Klebe-Etiketten für die Handykamera, um die Privatsphäre der anderen Gäste nicht zu kompromittieren.
Generell ist das moderne Zeitalter offenbar auch im Saunabereich angekommen, denn: „Es kommen sogar Leute her, die ihren Laptop auspacken. Nach dem Motto: Wir sind zum Arbeiten da.“ Ansonsten halten sich die „No-Gos“ im Arbeitsalltag aber in Grenzen, sagt Klingler.
Im Kaiserbad Ellmau gibt es rund ein halbes Dutzend Bademeister. Sie alle sind auch als Saunameister tätig – „damit wir flexibel im Betrieb agieren können“. Der Zusammenhalt im Team ist großartig, freut sich der St. Johanner.
Somit können sie gemeinsam den Gästen so richtig einheizen. Denn: Ohne Schweiß kein Preis.