Raketenhagel erzürnt Kitzbüheler
Kitzbühel | Die Anzahl der Pyrotechnikspektakel zu jeder Jahreszeit nimmt stark zu. Die Behörde könne sie nicht verbieten, heißt es seitens der BH.
Wenn betuchte VIPs und Wirtschaftsmagnaten abseits der Silvesternacht in der Gamsstadt rauschende Feste feiern, knallen nicht nur die Champagnerkorken, sondern auch die Feuerwerkskörper. Zum Leidwesen der Anrainer, der angrenzenden Bauern und der Jägerschaft, die über Lärmbelästigung, verschreckte Tiere und mit Raketenteilen verunreinigte Felder klagen.
Vieh und Wild immer wieder unter Stress
Ortsbauernobmann Sepp Wurzenrainer hat sich ob der steigenden Anzahl der Feuerwerke in Kitzbühel schon an oberster Stelle beim Bezirkshauptmann beschwert. „Man nimmt keine Rücksicht auf Vieh und Wild, kranke und alte Menschen“, sagt er auf Anfrage des Anzeigers.
Vom Wild, das in Stresssituationen gerät, erzählt der Förster der Stadtgemeinde Lois Erber. Die Tiere werden durch das plötzliche Knallen verschreckt und verlieren den natürlichen Äsungsrhythmus.
In der BH Kitzbühel ist man sich des Problems freilich bewusst. „Die Zahl der Feuerwerke zu privaten Anlässen, etwa Geburtstagspartys oder Firmenfeiern, hat stark zugenommen. Die Tendenz ist steigend“, bestätigt der zuständige Beamte Franz Überall.
Im Bezirk wurden im abgelaufenen Jahr rund 60 Mittel- und Großfeuerwerke angemeldet und genehmigt. Mehr als die Hälfte davon hat rund um den Jahreswechsel den Himmel erleuchtet, der Rest wurde in den Sommermonaten in die Luft geballert. Der Schwerpunkt des Raketenhagels liegt freilich das ganze Jahr über in Kitzbühel, wo sich die Promis mit Pyrotechnikshows den Abend verschönern lassen.
Eine gesetzliche Handhabe zur Verhinderung derartiger Spektakel gebe es trotz der Beschwerdeflut nicht, sagt Überall. Sofern die gesetzlichen Auflagen eingehalten werden, sei das Feuerwerk zu genehmigen, das sei so im Pyrotechnikgesetz geregelt. Überall: „Wir weisen aber jeden Antragsteller darauf hin, dass sich das Verständnis dafür in der Bevölkerung in Grenzen hält.“
Geldstrafen für Raketen nach 22 Uhr
Die derzeit einzige Beschränkung ist temporär: „Die Bürgermeister im Bezirk haben sich darauf geeinigt, dass außerhalb der Silvesternacht nach 22 Uhr keine Raketen mehr abgeschossen werden dürfen“, berichtet Überall. Wer sich nicht daran hält, muss mit empfindlichen Geldstrafen rechnen. Im Vorjahr sei in Kirchberg ein derartiges Vergehen bereits sanktioniert worden, sagt der Beamte.
Mutmaßungen, wonach Raketen für Reich und Schön illegal abgefeuert worden sind, weist Überall zurück. Alexandra Fusser, Foto: Albin Niederstrasser