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Kitzbüheler Anzeiger

Der Pleitegeier kreist

„Es ist fünf nach zwölf“ – Kirchdorfs Finanzreferent Vize-Bgm. Hans Hinterholzer beschönigte nichts in der jüngsten Gemeinderatssitzung. Die örtliche Skiliftgesellschaft ist finanziell in einer schweren Schieflage. Um das Gebiet zu retten, stimmte der Gemeinderat einer Entschuldung zu. Eine Arbeitsgruppe soll Vorschläge ausarbeiten, wie das Gebiet attraktiver gemacht und vor allem wirtschaftlich geführt werden kann.

Kirchdorf | Drei Schlepp- und ein Sessellift sowie ein paar Pisten – Generationen von Kirchdorfern haben im kleinen Skigebiet direkt neben der Bundesstraße das Skifahren gelernt.  Doch jetzt schwebt der Pleite­geier über dem kleinen Skigebiet. „Die Skiliftgesellschaft ist im Grunde zahlungsunfähig“, informierte Finanzreferent Vize-Bgm. Hans Hinterholzer in der Gemeinderatssitzung seine Kollegen. Mit über einer Million Euro steht die Gesellschaft, die zu 70 Prozent der Gemeinde gehört, bei den Banken in der Kreide. Die restlichen 30 Prozent gehören dem Tourismusverband sowie einigen Gesellschaftern. Fest steht, dass die Gesellschaft die Kredite kaum mehr bedienen kann.

Der schneearme Winter im letzten Jahr machte die Situation noch um einiges prekärer und heuer schaut es auch nicht viel besser aus. Dass die Gesellschaft alleine kaum lebensfähig ist, war den Kirchdorfern immer bewusst. Jahr für Jahr segnete der Gemeinderat die Übernahme des Abganges ab. Jetzt ist Schluss. Es könne nicht sein, dass auch weiterhin immer nur die finanziellen Löcher gestopft werden. Eine Lösung müsse her. „Es ist fünf nach zwölf“, betonte Hinterholzer, „Es kann so nicht weitergehen.“ Dass die Vollversammlung der Liftgesellschaft die jüngste Bilanz quasi kommentarlos abgesegnet hat, stößt dem Gemeinderat sauer auf.

Sesselliftkosten zu hoch

Die Gründe für die finanzielle Schieflage ist aber nicht nur in den schneearmen Wintern  zu suchen. Vor acht Jahren haben sich die Kirchdorfer dazu entschieden, statt eines neuen Schleppliftes eine moderne Sesselbahn zu bauen. Kosten, an denen sie jetzt noch zu knabbern haben. „Ich habe damals anfänglich für den Schlepplift plädiert, mich aber dann doch überzeugen lassen. Das war ein Fehler“, betonte Bgm. Ernst Schwaiger. Schuldzuweisungen trat Schwaiger übrigens vehement entgegen. „Im damaligen Gemeinderat wurde einstimmig für den Bau des Sesselliftes gestimmt. Da kann sich heute keiner drücken“, hatte der Dorfchef in der Sitzung auch alle damaligen Gemeinderatsbeschlüsse parat.

Gemeinde übernimmt 70 Prozent

Hans Hinterholzer präsentierte dann seinen Vorschlag, um die drohende Pleite abzuwenden und nicht nur wieder den Abgang zu übernehmen. „Unser Vorschlag wäre, die Gesellschaft zu entschulden“, erklärte der Finanzreferent. Demnach übernimmt die Gemeinde 70 Prozent der Kredite, den Rest soll der Tourismusverband übernehmen. Emotionale Debatten waren die Folge – vor allem die Frage, warum der Gemeinderat so spät von der drohenden Pleite erfuhr, sorgte für Kritik. Einig waren sich alle Mandatare, dass das Gebiet gerettet werden muss. Vor allem der Geschäftsführung wird zukünftig mehr auf die Finger geschaut. Außerdem wurde die Gründung eines Arbeitskreises, bestehend aus drei Gemeinderäten, zwei Mitarbeitern der Liftgesellschaft, des TVB sowie der Skischule, beschlossen.

Dieser soll ein Konzept erarbeiten, wie das Gebiet wirtschaftlicher zu führen ist und wieder an Attraktivität gewinnt. Außerdem muss die Lift-Geschäftsführung den Budgetvorschlag Ende April abliefern und nicht mehr wie bisher Ende des Jahres, damit sofort eingegriffen werden kann. Elf Mandatare stimmten der Entschuldung zu, zwei waren dagegen, einer enthielt sich. Jetzt liegt der Ball bei der Gemeinde-Aufsichtsbehörde. Stimmt diese sowie der Aufsichtsrat des Tourismusverbandes zu, kann die Entschuldung in Angriff genommen werden. Marget Klausner

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