Pläne sorgen für Kopfschütteln
Enttäuscht von der Vorgangsweise des Landes Tirol zeigen sich die St. Johanner Gemeinderäte. Obwohl in der Marktgemeinde Wohnmöglichkeiten für Asylwerber gemeldet wurden, will das Land nun Holzhäuser im Areal der Landwirtschaftlichen Lehranstalt Weitau bauen.
St. Johann | Und plötzlich ging alles sehr schnell in St. Johann. Am 1. Dezember wurden Bürgermeister Stefan Seiwald die Pläne präsentiert: Das Land Tirol will zwei Holzhäuser in Modulbauweise, in denen je 52 Asylwerber auf Zeit untergebracht werden können, auf dem Feld gegenüber der LLA Weitau bauen.
Das Land plant insgesamt sieben solcher 2- stöckigen Holzhäuser über Tirol verstreut zu errichten. Die abgeänderte Bauordnung ermöglicht dem Land Tirol ohne größere Behördenverfahren Unterkünfte für Flüchtlinge zu schaffen
Ende Dezember startet die Ausschreibung
Am 29. Dezember will das Land mit der Ausschreibung für die Holzhäuser starten. Im März 2016 soll mit dem Bau begonnen werden, der Bezug wird für Juni/Juli anvisiert.
Nachnutzung als Internat für die LLA Weitau
Die Nutzung der Häuser als Flüchtlingsheim ist für maximal sieben Jahre (fünf Jahre plus Option 2 Jahre auf Verlängerung) angedacht. Auch an eine Nachnutzung der Unterkunft hat das Land Tirol gedacht. Die Häuser sollen später als Internat für die LLA Weitau dienen. „Wobei die Räumlichkeiten für die Internatsnutzung größer gestaltet werden, so wird die Anzahl der Schlafplätze halbiert“, berichtet Bürgermeister Seiwald. Eine Änderung der Räumlichkeiten sei durch die Modulbauweise und die Tatsache, dass im Innenbereich keine tragenden Wände vorhanden sind, leicht möglich.
Zusagen für rund 70 Plätze für Asylwerber
Die St. Johanner Mandatare, die bereits ausführlich über eine Aufnahme von Flüchtlingen beraten haben und die sich ihrer Verantwortung stellen wollen, zeigen sich von der Vorgehensweise des Landes enttäuscht. „Es geht hier aber nicht um die Aufnahme, wir schaffen es locker 100 Flüchtlinge aufzunehmen, sondern darum, dass wir von den Plänen erst so spät erfahren“, betont Bürgermeister Seiwald.
Die Gemeindeführung bemühte sich darum, kleinere Einheiten für Flüchtlinge zu finden - mit Erfolg. „Ich habe mir die Füße wund gelaufen und Zusagen für ca. 70 Plätze in St. Johann bekommen. Ein Haus würde sogar kostenlos zur Verfügung gestellt werden. Wir haben alles dem Land gemeldet, aber die kommen teilweise nicht einmal zum Anschauen“, erzählt Christl Bernhofer (SOLI).
„Wir wurden zum Narren gehalten“
Herbe Kritik übt auch Vize Bürgermeisterin Helga Embacher an „ihrer“ zuständigen Grünen Soziallandesrätin Christine Baur. „Ich bin enttäuscht. Ich habe zig Mal nachgefragt, aber man bekommt einfach keine Informationen. Man hat uns im Kreis laufen lassen und hält uns zum Narren“, findet Embacher klare Worte. GR Heribert Mariacher, der auch im Tiroler Landtag sitzt, sieht ein komplettes Versagen der Landespolitik: „Es wird schon wieder über die Gemeinden drübergefahren. Das Projekt wird ja schon länger geplant gewesen sein.“
FPÖ will nicht an Lösung mitarbeiten
Nichtsdestotrotz wollen die Gemeinderäte, bis auf FPÖ Mandatar Mariacher, der sagt, dass es „sowieso nichts bringt“, fraktionsübergreifend verbesserte Lösungsvorschläge für die Unterbringung der Asylwerber erarbeiten. Eine Arbeitsgruppe wird gebildet und soll in dieser Woche bereits das erste Mal tagen. „Es geht hier nicht um die Frage, ob wir Flüchtlinge aufnehmen wollen, denn dazu sagen wir klar Ja, wir schaffen das. Es geht darum, die optimale Lösung für unseren Ort zu finden und dahinter müssen wir alle gemeinsam stehen, egal welcher Partei man angehört“, so Bürgermeister Seiwald.
Was sagt Weitau-Direktor Franz Berger dazu?
Der Direktor der LLA Weitau, Franz Berger, sieht vor allem die Nachnutzung der Flüchtlingsunterkünfte als Internat sehr positiv. „Wenn die Häuser direkt am Schulgelände gebaut werden, würde ich es eher skeptisch sehen. Die Nachnutzung als kleine Wohneinheiten für unsere Schüler wäre für uns aber optimal“, so Berger. Bei der nächsten Gemeinderatssitzung, die für den 15. Dezember anberaumt ist, will die Arbeitsgruppe bereits erste Vorschläge für eine verbesserte Unterbringung präsentieren.
Johanna Monitzer