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Peter Zoller

Er war Ortsstellenleiter des Roten Kreuzes, Sprengelarzt der Gemeinde, Schul- und Bergrettungsarzt  und vor allem Landarzt mit Leib und Seele:  Der Kirchberger Allgemeinmediziner Peter Zoller verabschiedete sich in den wohl verdienten Ruhestand.

Kirchberg  |  Vom so genannten Ohren-Ausspritzen bis zum Anlegen und Abnehmen von Gipsverbänden, von Mutter-Kind-Pass-Untersuchungen bis zur Entfernung von Muttermalen: In seiner Ordination hat Peter  Zoller die ganze Bandbreite der Allgemeinmedizin zur Anwendung gebracht. Generationen von Kirchbergern hat er im Laufe seiner 34-jährigen Tätigkeit als niedergelassener Arzt behandelt und betreut. Er selbst bezeichnet sich als „klassischen Landarzt“ – als Angehöriger einer  Spezies, die, so hofft er, auch in Zukunft bestehen bleibt.

Eine Ordination im urbanen Bereich hat der gebürtige Innsbrucker nie angestrebt. „Ich wollte immer als praktischer Arzt aufs Land. Eine Anstellung im Krankenhaus oder eine Stadtpraxis  ist für mich nie in Frage gekommen“, erklärt er im Gespräch mit dem Kitzbüheler Anzeiger.

„Praktischer Arzt ist ein Mediziner an der Front“

Um so größer war seine Freude, als er als frisch gebackener Mediziner 1979 die Nachfolge von Dr. Liechem antreten und dessen Ordination übernehmen konnte.  
„Ein praktischer Arzt ist ein Mediziner an der Front, schildert Peter Zoller. „Er stellt die Erstdiagnose und  vermittelt die Patienten dann an die jeweiligen Fachärzte, um sie in weiterer Folge in der Ordination und bei Hausbesuchen weiter zu betreuen.“

Bummerl spielen nach Blutdruck messen

Anders als in der Stadt ist im ländlichen Bereich der Hausarzt zumeist rund um die Uhr erreichbar und deshalb ganz nah an den Patienten. Zoller: „Dadurch bauen sich zwischen Arzt und Patienten intensive Beziehungen auf. Die Kontakte werden stets gepflegt – manchmal auch auf ungewöhnliche Art und Weise. „Doktor, jetzt tust mir noch Zucker und Blutdruck messen, und dann spielen wir ein Bummerl auf“, bekam Peter Zoller bei seinen Hausbesuchen nicht selten von seinen Patienten zu hören. 

34 Jahre war Peter Zoller als praktischer Arzt tätig, ab 1984 übernahm er zusätzlich die Agenden des Sprengelarztes in der Gemeinde. Zusätzlich leitete er zwölf Jahre lang die Rot-Kreuz-Ortsstelle Kirchberg, war als Flugrettungsarzt des Notarzthubschrauber C4 unterwegs, gründete eine Parkinson Selbsthilfegruppe und bildete alljährlich rund 150 Skilehrer in Erster Hilfe aus. „Ich war mit Kirchberg praktisch verheiratet“, fasst Zoller schmunzelnd zusammen.

Seine Funktion als Bergrettungsarzt bestand vorwiegend in der Schulung der Bergrettungsmänner, die Kirchberger Bergwelt konnte er hingegen nie richtig erkunden: „Dafür fehlte mir immer die Zeit.“
Apropos Zeit: Die war immer knapp, wie Peter Zoller erzählt. „Der Beruf hatte eben immer Vorrang.“ Es gab kaum ein gemeinsames Mittagessen mit der Familie, das nicht durch das Klingeln des Telefons unterbrochen wurde, weil der Doktor zu einem Notfall oder zu einem Hausbesuch gerufen wurde. Zusätzlich die Rufvisite: Dann musste er – trotz prall gefüllten Wartezimmers in der Ordination – zu einem Notfall eilen.

Geburt im Rettungsauto

So auch vor vielen Jahren,  als er im Rettungsauto auf dem Weg zum Krankenhaus als Geburtshelfer agierte. Oder als er im weißen Arztkittel während eines Hochwetters nach Aschau fuhr, um dort auf einer Almhütte einen holländischen Gast zu versorgen – bis sein Auto von einer Schlammlawine im Unteren Grund abgetrieben wurde und darin stecken blieb. „Ich war dann im weißen G‘wand, mit dreckiger Brille und der Arzttasche zu Fuß unterwegs“, erinnert sich Peter Zoller lächelnd zurück.

Jetzt, da er seine Ordination an Nachfolgerin Diana  Prader übergeben kann, freut sich der Mediziner auf einen neuen Lebensabschnitt, in dem er mit der Familie seine Freizeit genießen will. Denn hier habe er, so sagt er, Aufholbedarf. Bereut hat Peter Zoller seinen eingeschlagenen Weg noch nie: „Ich wollte nie etwas anderes als Landarzt sein.“ Alexandra Fusser

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