Peter Obernauer, der Chef am Hahnenkamm ist 70
Den Schneeflüsterer von Kitzbühel könnte man ihn nennen: Peter Obernauer, der Hahnenkamm-Rennleiter, gehört zu den besten Aushängeschildern für den heimischen Skisport. Er feierte kürzlich den 70. Geburtstag.
Eigentlich schien es, als wäre für Peter Obernauer eine Karriere als berühmter Skirennfahrer bestimmt gewesen: Er war in den Sechziger Jahren als Kader-Rennläufer bereits gemeinsam mit Rudi Sailer, Herbert Huber, Michael Schwaiger, Fritz Feyrsinger und Peter Feyrsinger Teil des Kitzbüheler „Nachwuchs-Wunderteams“. Doch bei einem Einsatz bei den Hahnenkammrennen kam alles anders. Die Ausfahrt Steilhang wurde ihm zum Verhängnis: Obernauer – damals die Startnummer 113 – kam schwer zu Sturz und damit war die Rennkarriere bereits mit 20 Jahren zu Ende.
Bevor er wieder auf die Brettl zurück fand, wollte er eine andere wintersportliche Schiene einschlagen: „Ich habe den Staatlichen Skiboblehrer gemacht und wollte eine Skibobschule eröffnen.“ Die Behörden winkten allerdings ab und so absolvierte Obernauer eben die Staatliche Ausbildung zum Skitrainer.
Spätere Renngrößen trainiert
Ende der Sechziger folgten daraufhin Obernauers „fünf schönste Jahre im Skirennsport“, wie er sagt. Als Trainer der österreichischen Jugend- und Juniorenauswahl coachte er Größen wie Franz Klammer, Harti Weirather oder Sepp Walcher. Die Arbeit mit dem Nachwuchs machte ihm so viel Freude, dass er sogar die Trainerstelle beim Österreichischen Damenteam ausgeschlagen hat.
Ab 1974 widmete sich der gelernte Kaufmann Peter Obernauer dann verstärkt seinem Geschäft. Als Textil-Großhändler vertrieb er erfolgreich internationale Marken in Österreich, Deutschland und der Schweiz.
Seit 2007 Rennleiter am Hahnenkamm
Doch der Hahnenkamm ließ ihn nicht los – bereits 1977 war der jetzige Rennleiter der Hahnenkammrennen erstmals als Pisten-Abschnittsleiter bei Präparierungsarbeiten dabei. 1990 übernahm er schließlich von Ernst Krimbacher die Leitung des Pistenteams auf Streif und Ganslern.
Als Nachfolger von Toni Sailer als Rennleiter war Peter Obernauer im Jahr 2007 schließlich die logische Wahl. In dieser Funktion setzte er viele Akzente – etwa, dass „wir Abschnittsverantwortliche haben. Das hat sich schon oft bewährt.“ Denn obwohl er seinen Hausberg sehr gut kennt, gibt es immer wieder Überraschungsmomente auf der Streif. Eigentlich jedes Jahr. „Aber wir sind vom Konzept her so aufgestellt, dass wir auf sehr viele unvorhergesehene Situationen reagieren können“, ist sich Obernauer sicher.
Obernauer übergibt an Naglich
„Heuer ist mein letztes Jahr als Rennleiter, nach dem 75. Rennen werde ich die Funktion Axel Naglich übergeben“, erläutert Peter Obernauer – und setzt nach: „Nicht, weil ich nicht körperlich in der Lage wäre, sondern, weil ich es versprochen habe.“
International ist Peter Obernauers enormes Fachwissen stets gefragt. Im Jahr 1991 legte Obernauer die ÖSV Kampfrichter-Prüfung ab, ein Jahr später die Prüfung zum Technischen Delegierten der FIS. „Ich war dann bei fast allen wichtigen Weltcuprennen als Technischer Delegierter dabei“, erläutert Obernauer. Und das ist noch bescheiden ausgedrückt, denn Peter Obernauer wurde schließlich zu der Alpinen Ski-WM nach St. Anton als Rennleiter geholt, aber auch bei der Olympiade in Nagano 1998 sowie bei der Ski-WM in St. Moritz war Obernauer als Technischer Delegierter im Einsatz. Die Krönung war aber seine Arbeit als Jurymitglied bei den olympischen Winterspielen in Vancouver 2010 bei den alpinen Herren.
Auch beim Snowboard-Weltcup war Obernauer als Technischer Delegierter gefragt. Er selbst hat „das Snowboarden auch ein bissl gelernt“, wie er erläutert. Seit 2009 ist der Jubilar Mitglied beim FIS-Subkomitee Alpiner Weltcup. Der Kitzbüheler ist seinem Ski Club eng verbunden: Seit 1956 ist er Mitglied beim KSC, seit 1991 im Vorstand.
KSC‘ler mit Leib und Seele
Im Jahr 2006 schließlich wurde er zum Vizepräsidenten des Kitzbüheler Ski Clubs. Sein unermüdliches Wirken für die Belange des Skisports brachte ihm etliche Ehrungen ein.
Doch nicht nur als Sportfunktionär setzte er seine Talente ein: In der Ära Wendling war Peter Obernauer im Kitzbüheler Gemeinderat. Als Sportreferent machte er sich unter anderem für den Sportpass für Jugendliche stark.
Zudem engagierte er sich im Ausschuss von Kitzbühel Tourismus. Zu den Höhepunkten während dieser Zeit gehört für Peter Obernauer die Eröffnung des Golfplatzes Schwarzsee.
„Jetzt bin ich außerdem im Aufsichtsrat der Bergbahn, was mir sehr viel Freude macht“, ergänzt Peter Obernauer. Bei so viel Engagement scheint kaum mehr Platz für Privates zu sein: Doch der Jubilar lebt nicht nur für den Sport, er hat auch Interesse an Kultur und vor allem anderen Kulturen.
„Habe die ganze Welt bereist“
„Ich habe die ganze Welt bereist“, erzählt Peter Obernauer stolz. Sechs Mal ist er beispielsweise im Himalaya gewesen. Übrigens: Auf Reisen, da gebe es für ihn keinen Sport „sondern nur Lesen“. Obernauer begeistert sich für Fachliteratur aller Arten, etwa philosophische oder politische Bücher aber genauso wirtschaftliche Themen. In kulturellen Belangen ist Obernauer genauso beschlagen. Er interessiert sich für Musik ebenso wie für Literatur und Malerei.
Jemand, der sich einen großen Namen im Wintersport-Geschehen gemacht hat, scheint im Sommer etwas aufgeschmissen zu sein. Doch davor muss man sich bei Peter Obernauer nicht fürchten. Auch in der warmen Saison zieht es ihn an den Berg. Zudem zählen Golf und Radfahren zu seinen Passionen.
„Smart, gesellig, charmant“ – umschrieb ihn vor einigen Jahren der Kitzbüheler Anzeiger in einer Hommage. Dem schließen sich seine Bekannten und Freunde sehr gerne an. Trotzdem, sagt Obernauer, sei er „kein Stammtischbruder“. Doch das Pflegen von echten Freundschaften ist ihm sehr wichtig. Freundschaften, die er eigentlich in aller Welt unterhält. Peter Obernauer schätzt das tiefsinnige Gespräch und neue Perspektiven.
Wer Peter Obernauer in Kitzbühel treffen möchte, hat natürlich am ehesten Chancen am Berg: „Im Winter gehe ich jeden Tag Skifahren.“ Obernauer ist eben kein Funktionär, der nur am Schreibtisch sitzt.
Elisabeth Galehr