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Kitzbüheler Anzeiger

Peter Löw haucht altem Stadthaus neues Leben ein

Es ist das höchste und eines der markantesten Gebäude in der Kitzbüheler Innenstadt: Das ehemalige Finanzamt hat durch seine historischen und baulichen Besonderheiten das Interesse von Investor Peter Löw geweckt, der seit vielen Monaten großen Wert auf dessen behutsame bauliche Revitalisierung legt.

Kitzbühel | Das in der Hinterstadt gelegene Gebäude hat eine wechselvolle Geschichte. Seit Mitte des 16. Jahrhunderts  war das Berggericht Kitzbühel darin untergebracht, später etwa seit dem 19. Jahrhundert  –  beherbergte es das Waldamt und schließlich das Finanzamt. Dann stand es leer und wechselte mehrmals die Besitzer, bis es der deutsche Multi-Unternehmer Peter Löw im Jänner 2012 um 11 Millionen Euro erwarb.
Für ihn ist es viel mehr, als „nur“  das Alte Finanzamt, wie die Kitzbüheler das altehrwürdige Bauwerk salopp bezeichnen. „Es war das repräsentative Verwaltungsgebäude, zuständig für den Bergbau, der im Mittelalter zum Reichtum der Stadt Kitzbühel wesentlich beigetragen hat.“

„Freistehendes Haus ist eine Besonderheit“

Die Einzigartigkeit des alten Gemäuers erkläre sich durch seinen Standort, schildert Löw. „Es wurde baulich nicht in die Häuserzeile eingegliedert, sondern es steht frei und bildet mit der Katharinenkirche und dem ebenfalls von Löw erworbenen Lackner-Haus ein historisch bedeutsames Ensemble.  „Dieses Haus hat die Identität der Stadt Kitzbühel wesentlich mitgeprägt“, ist Löw, der promovierte Historiker, überzeugt.

Strenge Auflagen werden penibel erfüllt

Seine Ziel hat der neue Besitzer klar definiert: Er will das denkmalgeschützte  Gebäude sorgsam  renovieren, die alten, vorwiegend in den Sechzigerjahren des vorigen Jahrhunderts entstandenen   Bauwunden wieder schließen  und das  Innere durch neue Nutzung  zumindest teilweise der Öffentlichkeit wieder zugänglich machen. So soll das Erdgeschoss  künftig ein Geschäft, der erste Stock ein Nobelrestaurant beherbergen. Das Obergeschoss bleibt hingegen  in der Hand des Eigentümers:  Hier entsteht seine Wohnung über drei Etagen. Besonderen Wert legt er auf eine Außengestaltung, die der Renaissancegeschichte des  alten Berggerichts Rechnung trägt.   Alle Umbauarbeiten geschehen, so betont Löw,  in enger Abstimmung mit dem Bundesdenkmalamt und der Stadtgemeinde Kitzbühel.

„Rekonstruktion ist eine Gratwanderung“

Walter Hauser, Landeskonservator für Tirol,  bescheinigt dem Bauherren „gutes Bemühen“ und „kulturhistorisches Verständnis“. Hauser: „Das einstige Spekulationsobjekt hat jetzt Bodenhaftung bekommen.“ Auch im Inneren sei Löw sehr bemüht, die  historische Raumstruktur zu erhalten, bestätigt Hauser.  Für den Bauherren selbst  stellt das Vorhaben allerdings einen Balanceakt dar. Löw: „Man kann den alten Zustand nicht originalgetreu wieder herstellen, ohne auf den Komfort des 21. Jahrhunderts zu verzichten.“

Lift wurde eingebaut, Netzgewölbe renoviert

So wurde im Inneren  bereits ein Lift eingebaut. Ganz behutsam, um  das historisch wertvolle Netzgewölbe nicht zu zerstören. Auch der durch archäologische Grabungsarbeiten freigelegte ehemalige Pestkeller soll für die Nachwelt erhalten werden und bleibt Teil der Geschäftsräumlichkeiten im Erdgeschoss. Barocke Fensterkonstruktionen müssen wieder eingebaut werden, um die Fassade nach außen hin originalgetreu wieder herzustellen. Auch eine zurückhaltende Wandgestaltung soll den historischen Renaissancecharakter eines der ältesten Häuser Kitzbühels unterstreichen.

Millioneninvestition in Rück- und Umbau

Warum tut man sich ein derartig aufwändiges und kompliziertes Bauvorhaben an, fragt man sich angesichts der strengen Auflagen und Bauvorschriften, die es für Peter Löw zu erfüllen gilt. Er habe eben ein Faible für geschichtsträchtige Bauwerke, sagt er und begründet seine Bemühungen mit  historischem Interesse, aber auch mit der „Freude, einen verschütteten Schatz zu heben“.

Der finanzielle Aufwand  über mehrere Millionen Euro bewege sich  für ihn in einem noch „erträglichen Rahmen“. Bei derartigen Vorhaben brauche es eben einen langen Atem und die nötige Gelassenheit, um mit der Zeit alle Steine aus dem Weg zu räumen, sagt der Bauherr. Dankbar zeigte sich Löw auch für die Geduld der Nachbarn: „Ich weiß, dass eine solche Baustelle eine erhebliche Belastung für die Nachbarschaft mitbringt und wir bemühen uns nach Kräften, die Beeinträchtigungen so gering und kurzfristig wie möglich zu halten.“

Derartige 1a-Lagen sind weltweit begrenzt

Auf lange Sicht werde sich die Investition auch für die umliegenden Gebäude rechnen, ist er überzeugt. Bei dem Kitzbüheler Bauwerk  jedenfalls handle es sich um eine sogenannte 1a-Lage, und diese seien eben weltweit begrenzt. Bis Ende November - also noch vor Beginn der Wintersaison - sollen die Fassade des Gebäudes und Löws Wohnung fertiggestellt sein. Im kommenden Jahr  werden auch Geschäft und Restaurant ihrer Bestimmung übergeben. Alexandra Fusser

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