„Passt mir auf mein Going gut auf“
Goings Langzeitbürgermeister Josef Pirchl machte es spannend: Bis Nennungsschluss herrschte am Fuße des Wilden Kaisers Rätselraten darüber, ob er nochmals in den Ring steigt oder nicht.
Going | Nach 24 Jahren in der Kommunalpolitik – davon zwölf Jahre als Bürgermeister – lässt Pirchl es nun allerdings gut sein: „Wenn Barack Obama nur zwei Amtszeiten ran darf, wird es für einen Goinger Bürgermeister auch reichen“, kommentiert er launig. Zwei Perioden lang auf dem Ortschef-Sessel, das habe er stets im Hinterkopf gehabt. Josef Pirchl wird heuer 48 Jahre alt. Der Dreifach-Belastung durch eigene Landwirtschaft, Firma und Gemeinde wollte er auf Dauer nicht ausgesetzt sein.
Warum er dann doch bis zuletzt Stillschweigen über seine Entscheidung bewahrt hat, begründet Pirchl mit politischer Taktik. „Wenn ich gesagt hätte, ich höre auf, dann folgt mir keiner mehr. Wenn ich gesagt hätte, ich tue weiter, hätten sie mich vom ersten Tag an bekämpft“, meint der Bürgermeister verschmitzt. Nun will er sich verstärkt der Firma und der Familie widmen.
Prestigeprojekt Kindergarten
Während seiner Zeit als Ortschef ist in Going einiges weitergegangen. Zu den größten Projekten der Gemeinde zählt unter anderem der Kindergarten, auf den Pirchl besonders stolz ist: „Wir haben sicher einen der schönsten.“ In den vergangenen Jahren konnte zudem der Umsatz beim Badesee dank sukzessivem Ausbau von 70.000 Euro auf 220.000 Euro mehr als verdreifacht werden „und das bei gleichem Eintritt“, wie Josef Pirchl betont.
Während seiner Amtszeit ist die Steuerleistung um ein Drittel gestiegen, sagt Josef Pirchl, „weil wir den örtlichen Unternehmen die Möglichkeit geschaffen haben, sich zu erweitern“. Als gutes Beispiel für die funktionierende Wirtschaft sieht er das Gewerbegebiet Ost.
Auch touristisch stehe man auf soliden Beinen: „Wir haben 350.000 Nächtigungen, alleine 110.000 davon beim Stanglwirt.“ Der Bürgermeister ortet eine gute Kooperation mit der Bergbahn: „Die Rodelbahn ist z.B. ein Musterstück und hat sich sehr bewährt.“
Ein großes Thema war und ist leistbares Wohnen für Einheimische. Auch hier verweist Josef Pirchl auf wichtige Schritte, die in seiner Amtszeit gesetzt wurden: „Nun können wir als Gemeinde 40 Einheiten vergeben.“ Going hat sich in den vergangenen Jahren eingehend mit der Wasserversorgung beschäftigt. Hier konnten Quellen erschlossen werden. Stolz ist der langjährige Ortschef nicht zuletzt auf das Klärwerk.
In Josef Pirchls Zeit als Bürgermeister gab es natürlich auch Katastrophen, die es zu meistern galt.
„Da fährt es einem durch Mark und Bein“
Besonders in‘s Gedächtnis gebrannt hat sich der Hangrutsch im Jahr 2011. „Da fährt es einem durch Mark und Bein. Vor allem die ersten Stunden waren schrecklich, bis geklärt war, ob da noch einer drunter liegt.“ Gerade mitten in der Krise konnte der Bürgermeister allerdings besonders auf seine Goinger zählen: „Es war schön für mich, das menschlich Positive zu sehen, wie die Leute zusammen halten und sich gegenseitig helfen.“
Weniger freuen den Ortschef allerdings die großen Hürden der Bürokratie, die bis heute den Klärungsprozess des Hangrutsches hemmen. „Es werden immer noch mehr Kosten mit Gutachten und Gegengutachten produziert, dabei könnte alles schon lange erledigt sein.“ Generell sieht sich Pirchl in der Gemeindearbeit von „überbordendem Bürokratismus“ verfolgt. Jeder Häuslbauer müsse sich damit herum plagen, die Gemeinde stehe dabei an vorderster Front, kann aber eigentlich gar nichts dafür. Der Bürgermeister plädiert daher für einen Bürokratieabbau.
Gute Kollegschaft mit Nachbar-Bürgermeistern
Gemäß dem Motto „Wenn es am schönsten ist, soll man gehen“, zieht sich Josef Pirchl nun also zurück. In seiner Zeit habe er natürlich auch Kämpfe auszufechten gehabt, aber: „Wir haben uns zusammengerauft, und so wird der Sepp vielleicht in Erinnerung bleiben.“ Was ihm als Ortschef stets große Freude bereitet hat, war die gute Kollegschaft mit den anderen Bürgermeistern des Bezirkes.
Und an seine Nachfolger hat Josef Pirchl noch eine Botschaft mit gewissem Augenzwinkern parat: „Wenn‘s nicht ordentlich läuft, bin ich in sechs Jahren wieder da. Passt mir auf mein Going gut auf.“ E. Galehr
Bild: Noch sitzt Josef Pirchl auf dem Bürgermeister-Sessel in Going. Für den aktuellen Urnengang hat er sich nicht mehr zur Verfügung gestellt, er will sich verstärkt auf seine Familie konzentrieren. Foto: Galehr