
Otter rauben Fischern den letzten Nerv
Er ist putzig, aber extrem gefräßig – der Fischotter frisst pro Tag einen Kilo Fisch, also insgesamt rund 350 Kilo im Jahr. Vor allem in den vergangenen Jahren hat die Population im Bezirk massiv zugenommen – nur eines der Themen, die den Fischern im Bezirk unter den Nägeln brennen, wie sich auch im Rahmen der Jahreshauptversammlung des Revierausschusses zeigte.
Revierausschuss-Obmann Helmut Pletzenauer – seit zwei Jahren oberster Fischer im Bezirk – freute sich über den großen Andrang bei der Versammlung. In seinem umfangreichen Bericht informierte er über das Fischereijahr. Im Rahmen einer Studie, der Anzeiger berichtete, die der Tiroler Fischereiverband mit dem Kitzbüheler Bezirksausschuss in Auftrag gab, wurden die Gewässer des Bezirks unter die Lupe genommen. Die Studie belege eindrucksvoll, so Pletzenauer, dass fischfressende Arten – auch unter Berücksichtigung anderer Faktoren – einen wesentlichen Einfluss auf den Rückgang der Fischbestände haben.
Nach Zustellung der Studie an die zuständigen Behörden, auch an LH-Stv. Josef Geisler, LR Zumtobel sowie an die Zuständigen der Wasserwirtschaft wurde eine Medienoffensive gestartet. In den darauffolgenden Gesprächen und im Schriftverkehr konnten jedoch keine zufriedenstellenden Ergebnisse erzielt werden.
Zählfähigkeit der Fischer angezweifelt
Beim letzten Gesprächstermin mit LH-Stv. Josef Geisler, Kurt Kapeller (Leiter der Abteilung Umweltschutz), einem Vertreter der Landwirtschaftskammer sowie Andreas Schiechtl, Zacharias Schähle und Emilio Stock (Landesfischereiverband) wurde die Situation deutlich. „Kurt Kapeller hat die Zählfähigkeit der Fischer bei der Erhebung von Vogelzahlen in Frage gestellt und kritisierte, dass Abschussbewilligungen für fischfressende Vögel in der Vergangenheit nicht ausreichend ausgeschöpft wurden“, ist Pletzenauer verärgert. Zudem kündigte Kapeller an, dass es in seiner Amtszeit in Tirol keine Entnahme von Fischottern geben werde. LHStv. Geisler hätte zwar eingeräumt, dass insbesondere in Osttirol und im Unterland ein Fischotterproblem bestehe, konkrete Schritte blieben jedoch aus.
„Als Konsequenz wurde ein neuerliches Fischottermonitoring angekündigt – ein Vorgehen, das Zeit kostet und bereits jetzt von Behörden als Argument gegen eine Otterentnahme genutzt wird. Die weitere Arbeit erfolgt in enger Abstimmung mit dem Landesverband“, informierte Pletzenauer. Erschwerend kommt hinzu, dass es äußerst schwierig ist, einen positiven Bescheid zur Regulierung fischfressender Vögel zu erwirken.
Fischaufstiegshilfe in Aussicht gestellt
Ein weiteres Thema, das angesprochen wurde, sind die Hochwasserschutzmaßnahmen, an denen im Bezirk gearbeitet wird. Das ökologische Projekt am Pillersee steht kurz vor dem Abschluss, informierte der Obmann. Einige positive Maßnahmen konnten erfolgreich umgesetzt werden: So wurde etwa der Grieslbach mäandriert, wodurch sich die Strukturvielfalt erheblich verbesserte. Bereits im vergangenen Herbst konnten dort laichende Bachforellen beobachtet werden – ein erfreuliches Zeichen für die ökologische Aufwertung. Bei der Jahreshauptversammlung des Fischereivereins Pillersee habe Bürgermeister Martin Mitterer, zugleich Fischereiberechtigter, zugesagt, die Fischaufstiegshilfe (FAH) am Ausfluss des Sees noch vor der Kollaudierung fischpassierbar nachzurüsten. Allerdings entspricht die bisher errichtete Anlage nicht den Vorgaben des Leitfadens für Fischaufstiegshilfen des Bundesministeriums. Im offiziellen Bescheid wird von einer „Krebs- und Fischaufstiegshilfe“ gesprochen, ohne dass eine genauere technische Beschreibung vorliegt.
Geschiebeentnahme an der Großache
Seit Anfang Jänner laufen Arbeiten an der Großache unterhalb von St. Johann bis zum Furthersteg. In diesem Zuge erfolgt eine massive Geschiebeentnahme. Gleichzeitig werden ökologische Verbesserungen umgesetzt: Eine durchgehende Insel von der alten Mündung des Wieshofermühlbaches bis zum Furthersteg bleibt erhalten, was wichtigen Brutraum für Flussuferläufer und Flussregenpfeifer bietet. Fischökologische Maßnahmen wie mit Holzpiloten gesicherte Steinwürfe und sogenannte Chevrons – rau angeordnete Baumstämme, ebenfalls mit Holzpiloten fixiert – wurden eingebaut. Totholzstrukturen gelten als wertvolle Fischunterstände und -schutzzonen. Im kommenden Herbst sollen die Arbeiten zur Geschiebeentnahme im Bereich Kirchdorf fortgesetzt werden.
Im Mittelpunkt der Versammlung stand Hans Obernauer. Der Kitzbüheler stand 15 Jahre dem Revierausschuss vor. Vom Obmann des Tiroler Fischereiverbandes, Andreas Schiechtl und Bezirksobmann Helmut Pletzenauer wurde er mit der silbernen Ehrenurkunde ausgezeichnet.