
Ortsbus lässt weiter auf sich warten
Da fehlt St. Johanns Bürgermeister Stefan Seiwald jedes Verständnis: „Wir sind die neuntgrößte Gemeinde Tirols und haben nach wie vor keinen Ortsbus.“ Und damit, so Seiwald, sei die Marktgemeinde die einzige unter den 20 größten Gemeinden des Landes, die noch über kein solches System verfüge – obwohl ein fixfertiges Konzept vorliege, wie der Bürgermeister betont. Das Problem liege beim Verkehrsverbund Tirol (VVT), stellt der Dorfchef klar. Um das Projekt realisieren zu können, brauche es den VVT – und dieser habe vorerst abgelehnt.
Der öffentliche Verkehr sei ein zentrales Thema in St. Johann. „Wir haben bereits vor zehn Jahren darüber diskutiert“, erinnert sich Seiwald. Damals entschied sich die Gemeinde zunächst für die Einführung des ASTI-Systems (Anrufsammeltaxi). Derzeit bietet die Gemeinde in Zusammenarbeit mit den örtlichen Taxiunternehmen Gutscheine im Wert von 3,50 Euro an. Diese können im Gemeindeamt erworben werden. Pro Haushalt sind monatlich bis zu 20 Gutscheine erhältlich, die rund um die Uhr für innerörtliche Fahrten genutzt werden können.
„Eine Erfolgsgeschichte mit Vorbildcharakter“, wie Seiwald betont. Doch die demografischen Daten – die Gemeinde wächst weiter – sprechen laut Bürgermeister klar für die Einführung eines Ortsbusses. „Gemeinsam mit Fachplanern und dem VVT haben wir ein durchdachtes Konzept erstellt, das unter anderem auf Bahnanschlüsse, Schulzeiten und touristische Gegebenheiten abgestimmt ist“, erklärt Seiwald. Geplant ist, den Skibus in ein ganzjähriges Ortsbussystem umzuwandeln. Es folgten Gespräche mit dem VVT und dem Land Tirol zur Finanzierung. Allerdings habe die Ko-Finanzierung mit dem Land nicht funktioniert – insgesamt zwölf Termine habe es gegeben, die aber zu keinem zufriedenstellenden Ergebnis geführt hätten. Das ausgearbeitete Konzept lasse laut Seiwald keine Wünsche offen: 9.652 von insgesamt 11.871 St. Johannern würden im Umkreis von 300 Metern eine Bushaltestelle erreichen. Fast 4.000 Gästebetten liegen im selben Radius.
Drei Routen sind vorgesehen
Geplant sind drei Linien: Weitau, Bärnstetten und Egger. Als Umstiegshaltestellen sind das Gemeindeamt, der Bahnhof und die Speckbacherstraße vorgesehen. Wichtig war den Planern zentrale Einrichtungen wie Schulen, das Krankenhaus, die Panorama Badewelt und die Firma Egger einzubinden. Selbst die Haltestellen sind bereits detailliert geplant, ebenso liegen Kostenschätzungen vor: Sechs große Haltestellen zu je 25.000 Euro, fünf kleinere zu je 20.000 Euro sowie 38 Standardhaltestellen zu je 3.500 Euro. Die Tiefbauarbeiten würden laut aktueller Schätzung rund 160.000 Euro kosten.
„80 Prozent der Bevölkerung hätten damit eine Bushaltestelle in unmittelbarer Nähe“, betont Seiwald, der das Projekt massiv forciert – und entsprechend ungehalten ist, dass es nicht vorangeht. „Die Zusage für den ganzjährigen Ortsbus durch den VVT lag im Herbst 2024 vor. Eine Einführung war für Ende 2025 vorgesehen“, erklärt der Bürgermeister. Allerdings sei das Projekt vom VVT im Zuge einer internen Prioritätensetzung auf das Jahr 2027 verschoben worden. „Das ist der letzte Informationsstand – und ich bin alles andere als erfreut darüber“, so Seiwald.
Verkehrsverbund reagiert knapp
Der Geschäftsführer des VVT, Alexander Jug, äußerte sich zur Causa St. Johann nur kurz und erklärt: „Der VVT plant eine Umsetzung des Stadtbusses St. Johann frühestens im Jahr 2028, vorausgesetzt, die dafür erforderlichen finanziellen Mittel stehen zur Verfügung.“ Für eine langfristige Finanzierung seien über zehn Jahre mehr als zwei Drittel Landesförderung notwendig.
Gerade in der derzeit angespannten Budgetlage sei es nicht möglich, über die bereits vertraglich vereinbarten und finanzierten Ausbauschritte hinaus weitere Projekte kurzfristig umzusetzen. Dies betreffe – so bedauerlich es auch sei – das Ortsbuskonzept für St. Johann – obwohl, wie Jug betont, „bereits ein fundiertes und gutes Konzept vorliegt“. Unabhängig davon sei für den Bezirk Kitzbühel mit dem Fahrplanwechsel 2025/26 eine generelle Verbesserung des Busangebots vorgesehen.