„Nicht wegschauen, anpacken“
Sie ist eine, die nicht wegschaut und laut ihre Meinung sagt - auch wenn sie nicht jedem passt. Gertraud Rief hat die Gamsstadt und ihre sozialen Strukturen geprägt.
Kitzbühel | Pioniergeist, Visionen und Hartnäckigkeit gepaart mit einer großen Portion Menschlichkeit zeichnen Gertraud Rief aus. Zum 20. Geburtstag ihres „Kindes“, wie der Jochberger Bürgermeister Heinz Leitner den Sozialsprengel Kitzbühel-Aurach-Jochberg nannte, zeichnete die Stadt Kitzbühel Rief am Samstag mit dem Ehrenring aus. Als einzige Frau darf Rief neben Georg Berger, Andreas Feller, Manfred Rupert, Hans Wirtenberger und Olympiasieger Ernst Hinterseer den Ring nun tragen.
Gertraud Rief hat viele Spuren hinterlassen
„Es gibt Menschen, deren Lebenslauf dadurch geprägt ist, dass er Spuren hinterlässt. Gertraud Rief hat viele Spuren in Kitzbühel hinterlassen“, so Bürgermeister Klaus Winkler in seiner Laudatio. Er erzählte davon, wie Rief Mitte der 70er Jahre den Zebrastreifen hinter dem Rathaus anregte und der damalige Bürgermeister Hans Brettauer ihr zugestehen musste, dass „das gar keine schlechte Idee wäre“. Der Zebrastreifen geleitet übrigens noch heute zahlreiche Volksschüler sicher über die Straße.
Sozialsprengel gegründet
Eine ihrer größten Leistungen war aber wohl der Aufbau des Sozialsprengels. Damals gab es das landauf landab schon, nur die heimische Politik weigerte sich. „Ich habe heute noch in den Ohren, wie die Politiker gesagt haben: wir brauchen das nicht“, erinnert sich der Jochberger Bürgermeister Heinz Leitner. Rief ließ sich davon nicht abhalten. Sie erkannte die Zeichen der Zeit. „Heute sind die meisten Dinge Standard, die Gertraud damals gefordert hat. Sie war und ist sehr hartnäckig. Widerspruch verträgt sie nicht so gut und ich glaub sie ist uns allen auch manchmal ein wenig auf die Nerven gegangen. Im Nachhinein betrachtet war aber alles richtig und wichtig“, spart auch der Auracher Bürgermeister Andreas Koidl nicht mit Lob.
Der Sozialsprengel ist mittlerweile zu einer nicht mehr wegzudenkenden Institution geworden. 66 Mitarbeiter arbeiten in sieben Abteilungen. Von der mobilen Hauskrankenpflege, über Kinder- und Familienbetreuung bis hin zur Hospiz deckt der Vereine alle Bereiche ab.
Gertraud Rief bedankte sich in ihrer unverwechselbar ehrlichen Art für die Ehrung. „Ich freu mich schon sehr, ich gebe es zu“, lächelte Rief nach der Überreichung der Ehrenurkunde und des Ringes. Tosenden Applaus gab es auch von allen Anwesenden im Saal der Landesmusikschule. Johanna Monitzer