Neue Pläne für ein altes Gemäuer
Das sogenannte „alte Stadtspital“ ist ein historisches Kleinod im Eigentum der Stadtgemeinde. Dem Gebäude im Zentrum von Kitzbühel soll neues Leben eingehaucht werden. Vorerst sind die Landeskonservatoren am Zug.
Kitzbühel | Jeder kennt es, aber nur wenige wissen genauer darüber Bescheid: „Das alte Stadtspital ist ein wahrer Schatz, das ist den meisten von uns gar nicht richtig bewusst“, erklärt Gemeinderat Fritz Eller. Der Kitzbüheler Kulturreferent ist, wie er betont, sehr stolz auf dieses geschichtsträchtige Haus, in dem unzählige Generationen von Kitzbühelern Hilfe bekamen und medizinisch behandelt worden sind – über einen stattlichen Zeitraum von mehr als sechs Jahrhunderten.
Bis 1966 diente das Gebäude als Krankenhaus der Stadt Kitzbühel, doch seine Wurzeln reichen bis in die Anfänge des 13. Jahrhunderts zurück. Derzeit befinden sich darin eine Anlaufstelle des Stadtbauhofes, das Vereinslokal der Weinritter sowie einige Notunterkünfte. Sogar den TV-Zuschauern ist zumindest die Fassade bekannt: Sie diente über Jahre als Kulisse für den Polizeiposten in der Krimiserie „Soko Kitzbühel“. Ab den 1970er-Jahren war hier darüber hinaus das Stadtarchiv untergebracht; es übersiedelte 2019 in sein neues Quartier im ehemaligen Gesundheitsamt (Pfarrgasse 1).
Mehrere Bauepochen im Haus vorhanden
Die leerstehenden Räumlichkeiten nimmt die Stadtgemeinde zum Anlass, das alte Gemäuer künftig für die Bevökerung zu öffnen. Kein einfaches Vorhaben, zumal in diesem Haus mehrere Kunst-Epochen im Laufe der Jahrhunderte miteinander baulich verschmolzen sind. Das Gebäude wird aktuell von Experten des Bundesdenkmalamtes auf Herz und Nieren geprüft. Erst wenn deren Gutachten vorliege, können auch entsprechende Planungen in Angriff genommen werden, betonen sowohl Kulturreferent Eller, als auch Bürgermeister Klaus Winkler.
Die große Vision für dieses Projekt: die Schaffung einer Begegnungszone. Konkret gemeint ist, einen Veranstaltungsraum mit Bühne entstehen zu lassen – ähnlich wie es das legendäre Café Praxmair gewesen ist. Denkbar sei auch, die Stadtbücherei unterzubringen.
Der Zugang könnte, sofern eine entsprechende Genehmigung des Bundesdenkmalamtes vorliege, über die Vorderstadt erfolgen, erläutert Stadtchef Klaus Winkler, für den die Revitalisierung des alten Stadtspitals „eine Herzensangelegenenheit“ darstellt. Eine Brücke, die sich oberhalb der öffentlichen Toilettenanlagen erstrecken könnte, soll Besuchern den Eintritt direkt in das erste Obergeschoss ermöglichen. „Mit diesem Projekt würde die untere Vorderstadt belebt werden“, ist sich Winkler sicher. „Es wäre das Pendant zur Hinterstadt, wo das mit dem überdachten BH-Hof und dem Kulturcafé schon erfolgreich gelungen ist.“
Vorerst handelt es sich bei allen Überlegungen um reine Zukunftsmusik. Weil auch die technischen Möglichkeiten, wie etwa Brandschutz, samt der Finanzierung erst evaluiert werden müssten. Alexandra Fusser
Bild: Das alte Stadtspital befindet sich in der Kirchgasse 2. Der Zugang aus der Vorderstadt könnte über eine Brücke erfolgen. Den Besuchern würde damit direkt der Zutritt in das erste Obergeschoss des Gebäudes ermöglicht. Foto: Fusser
Das alte Stadtspital - Vor 600 Jahren errichtet
Kitzbühel | Man schrieb das Jahr 1412, als Herzog Stefan II. von Bayern den Kitzbühelern die Errichtung eines Bürgerspitals samt dazugehöriger Kapelle genehmigte. Im Mittelalter wurde diese Einrichtung vorwiegend zur Beherbergung von Reisenden und Pilgern genutzt, sie war aber auch eine Versorgungsstelle für die Ärmsten der Armen, die ohne Hilfe jämmerlich verhungert oder erfroren wären.
Im Laufe der Jahrhunderte wurde das Gebäude mehrmals umgebaut (1614 – 1617, 1751 sowie im 19. Jahrhundert), als Krankenhaus wurde es allerdings erst ab 1787 genützt. Es war bis 1966 in Betrieb und wurde durch den Neubau am Aschbachweg (Schließung im Dezember 2009) abgelöst.