Der Natur Einhalt gebieten
Die Gefahren eines Wildbaches darf man nicht unterschätzen. Deshalb informierte die Wildbach- und Lawinenverbauung (WLV) Politiker vor Ort im Brixental über erfolgreiche und geplante Schutzmaßnahmen. Allein im Jahr 2014 investierte die WLV tirolweit 35 Millionen Euro in den Schutz vor Muren, Steinschlag und Lawinen.
Brixental | Ruhig vor sich hinplätschernde Gebirgsbäche können bei Gewitter oder Starkregen zu zerstörerischen Wassermassen anwachsen, in ihrem Schlepptau sorgen Wildholz und Geschiebe für eine weitere Bedrohung für Siedlungsgebiete und wirtschaftliches Nutzland.
Bei der Exkursion durch das Brixental informierte die Wildbach- und Lawinenverbauung (WLV) Politiker sowie Vertreter der Wissenschaft und der Verwaltung über die bereits errichteten Schutzbauten beziehungsweise stellte auch das geplante Projekt für den Brixenbach vor.
Wie viele Gefahren von den Bächen ausgehen, erläuterte Bürgermeister Paul Sieberer anhand seiner Gemeinde. „In Hopfgarten gibt es 100 Bäche, die Hälfte davon ist verbaut. Es gibt zwar das Instrument der Raumordnung, die Gefahren kann man damit allein aber nicht umgehen“, erklärt Sieberer. Das Ortszentrum wird alleine schon von fünf Bächen bedroht. Ergänzend dazu informierte Landtagsabgeordneter Josef Edenhauser, dass es eine Neuauflage des Gefahrenzonenplanes gibt, die zusätzliche Probleme bringt.
Zwei komplett unterschiedliche Herangehensweisen der Verbauung hatte die WLV in Hopfgarten und Westendorf. Zwar fließen bei beiden Projekten die Bäche vom Salvenberg herunter, die geologischen Verhältnisse und auch die Raummöglichkeiten erforderten aber unterschiedliche Maßnahmen.
Holzbauten vermindern Geschiebetransport
Am Spitalgraben in Hopfgarten hat die WLV seit 2010 eine ganze Reihe an Schutzmechanismen errichtet: „Mit naturfreundlichen Holzverbauungen erreichen wir eine Verringerung des Geschiebetransportes. Zudem ermöglicht ein derzeit in Bau befindlicher Bypass, dass wir im Ernstfall Wasser aus dem Spitalgraben in einen schmalen Kanal leiten können und dadurch das Hochwasserrisiko weiter reduzieren“, erläutert Andreas Haas, Leiter der WLV-Gebietsbauleitung Unteres Inntal. 60 Holzstaffeln wurde eingezogen. Die Kosten für das Projekt werden mit 1,9 Millionen Euro beziffert.
Auffangbecken schützt die Siedlung Feichten
Ein anderer Ansatz wird am Feichtnergraben in Westendorf verfolgt. Dort hat die WLV nur wenige Meter oberhalb der Siedlung Feichten zwei Geschiebesperren und Rückhaltebecken installiert. Im Falle eines Murenabgangs wird das Material zurückgehalten und somit das Siedlungsgebiet geschützt. Einlaufsperren bremsen zudem die Energie der Muren. Begonnen wurde mit dem Projekt 2012, im letzten Jahr wurde es fertiggestellt.
Neue Schutzmaßnahme für den Brixenbach
Großes Gefahrenpotential birgt der Brixenbach. Bei den Unwettern im Vorjahr und auch heuer drohte dem Ort eine Katastrophe, die dank der bereits vorhandenen Schutzbauten verhindert werden konnten. „Die Unwetter am 3. August und das damit verbundene Hochwasser haben Sperren beschädigt“, erklärt Haas. Das Auffangbecken war bis obenhin gefüllt, 55.000 Kubikmeter Material wurden aus dem Becken geschaufelt. „Die Arbeiten haben uns bis jetzt 400.000 Euro gekostet“, erzählt Brixens Bürgermeister Ernst Huber.
Ein neues Verbauungsprojekt ist bereits ausgearbeitet. Während der Wintermonate gilt es die Finanzierung zu planen und die behördlichen Genehmigungen einzuholen, danach kann mit dem Bau losgelegt werden. „Sind die Vorarbeiten erledigt, können wir bereits 2015 mit der Umsetzung starten“, erklärt Haas. Die genauen Baukosten will der Fachmann der Wildbach-Verbauung noch nicht beziffern. Die Bauzeit wird mit fünf bis sechs Jahren geschätzt. „Bei diesem Projekt kommen sämtliche Maßnahmen des Hochwasserschutzes zum Einsatz“, erzählt Haas. Elisabeth M. Pöll
Bild: Andreas Haas (Leiter der WLV-Gebietsbauleitung) und Bürgermeister Ernst Huber (rechts) erklärten das Projekt für den Brixenbach. Fotos: Pöll