Musikant mit Leib und Seele
Schwendt | Der Schwendter Josef Fritz wird im hohen Alter von 92 Jahren den Feierlichkeiten des Bezirksmusikfestes beiwohnen. Er ist das einzige lebende Gründungsmitglied der örtlichen Blasmusik.
Im Rahmen des Festumzugs beim Bezirksmusikfest wird auch er in der Kutsche der Ehrengäste sitzen: Josef Fritz (92) ist das einzige lebende Gründungsmitglied der Bundesmusikkapelle Schwendt, die vor 80 Jahren ins Leben gerufen wurde.
Im Alter von zwölf Jahren ist er 1932 der neu gegründeten Musikkapelle beigetreten, schildert er im Gespräch mit dem Kitzbüheler Anzeiger. Und zwar als Klarinettist. Beim ersten Kapellmeister, dem damaligen Organisten, Oberlehrer und Mesner Walter Riedel hat er gelernt, sein Instrument zu beherrschen. Josef Fritz: „Riedel hat die Kapelle praktisch aus dem Nichts gegründet. Wir alle mussten erst einmal die Noten lernen.“
Die Zeiten waren karg, die Instrumente damals ein begehrtes Gut. „Unsere Instrumente waren minderwertig, weil sich unsere Eltern keine besseren leisten konnten,“ erinnert sich Josef Fritz. Umso erstaunlicher war, dass die 25 Burschen der Musikkapelle Schwendt schon bald zu Veranstaltungen ausrücken konnten. Als besonderes Erlebnis bleibt Fritz die Ausrückung 1933 in Innsbruck in Erinnerung.
Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges musste Josef Fritz seine Karriere bei der örtlichen Musikkapelle beenden. Der Musik blieb er bis heute treu, wenngleich er nach dem Krieg die Schwendter Musikantentracht an den Nagel hängte: Er wurde Tanzmusikant und spielte abwechselnd in einer Drei- bzw. Fünf-Mann-Kapelle. Als Könner auf fünf Instrumenten – Akkordeon, diatonische Harmonika, Gitarre, Harfe und Klarinette – war er ein vielseitiger und vor allem gefragter Musikant.
„Wir haben damals auf Festen, Bällen und Hochzeiten gespielt“, erzählt er. „Vor allem Volks- und Tanzlmusik, aber auch Schlager, Tango und Samba.“
Gemeinsame Proben gab es damals kaum: In seiner Werkstatt, in der er Dachplatten erzeugte, habe er Platten auf dem Grammophon abgespielt und sich die Melodien während der Arbeit eingeprägt, schildert er. Bei den Auftritten wurden die Stücke dann gleich einstudiert. „Wir haben viel nach dem Gehör gespielt, ließen uns die Stücke auch oftmals vorsingen, und haben sie dann nachgespielt.“
Das Leben eines Musikanten war auch in der Nachkriegszeit nicht einfach. So musste Josef Fritz einmal seine geliebte Harfe bei dichtem Schneetreiben auf dem Schlitten von Schwendter Kohlental bis nach Kirchdorf ziehen.
Dort stoppte er ein Postauto, das ihn zu dem Gasthof nach St. Johann zu seiner Spielverpflichtung brachte.
Die Musik hat das Leben von Josef Fritz geprägt. Bis vor wenigen Jahren spielte er gemeinsam mit BM Sebastian Haunholter – dem langjährigen Kapellmeister von Schwendt – sogar noch öffentlich im Rahmen von Gästeehrungen auf. Auch jetzt nimmt Josef Fritz die Diatonische immer wieder zur Hand, damit er „aus dem Spielen nicht ganz d‘rauskommt“.
Vorerst aber freut sich der Schwendter Musikant auf das Bezirksmusikfest, wo er als Ehrengast geladen ist. Auf ein Hendl und eine Mass Bier im Festzelt und natürlich auf viel Musik. Alexandra Fusser