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Kitzbüheler Anzeiger

Millionenbetrag für die Bergbahn

Die Ortstaxe wird um einen Euro erhöht. Ein Teil der Mehreinnahmen soll in den Bau einer neuen Gondelbahn und einer Beschneiungsanlage  fließen.

St. Johann | Fieberbrunn hat es vorgemacht: Durch die Mehreinnahme einer erhöhten Ortstaxe finanzieren die Touristiker bzw. der Gast, an den diese Abgabe abgewälzt wird, den Bau einer Gondelbahn mit. Doch so leicht, wie in Fieberbrunn fiel den Touristikern in der Region St. Johann, Oberndorf, Kirchdorf und Erpfendorf die Entscheidung bei der außerordentlich einberufenen Versammlung nicht. TVB-Obmann Dieter Jöchler und Geschäftsführer Gernot Riedel mussten einiges an Überzeugungsarbeit leisten, um den Touristikern die Mitfinanzierung des 24 Millionen-Euro-Projektes der Bergbahn im Bereich Eichenhof schmackhaft zu machen.

Innerhalb der nächsten 10 Jahre vier Mio. Euro

Über eine Stunde referierte Riedel über die Chancen, die aufgrund einer Erhöhung der Ortstaxe ab 15. Juni nächsten Jahres auf 2,20 Euro (derzeit 1,20 Euro) wahrgenommen werden können. Er setzt die Nächtigungszahlen in direkten Vergleich mit den Ersteintritten ins St. Johanner Skigebiet. „Das Skigebiet muss attraktiver werden. In den letzten vier Wintern waren immer mehr Gäste im Ort, als Skifahrer am Berg“, rechnete Riedel vor.

Durch die Erhöhung der Orts-taxe erwartet der Tourismusverband rund 700.000 Euro an Mehreinnahmen pro Jahr.  Der Großteil davon, rund 400.000 Euro, soll in den nächsten 10 Jahren zweckgebunden an die Bergbahn für das Eichenhof-Projekt fließen, der Rest wird auf die Orts- und Regionalbudgets aufgeteilt. Die Bergbahn erhält somit in den nächsten zehn Jahren mindestens vier Millionen Euro (je nach Entwicklung der Nächtigungen). „Wir sind mit 36 Prozent an der Bergbahn beteiligt - das ist unser Leitbetrieb, deshalb müssen wir sie unterstützen“, appellierte Riedel. In Tirol verlangen die Verbände bis zu drei Euro Ortstaxe pro Nacht. Spitzenreiter ist übrigens die Region Ötztal.

Nicht alle Mitglieder waren begeistert

Nicht bei allen Mitgliedern zeigten die düsteren Prognosen der Tourismuschefs, was ohne den Bau der Gondelbahn eintreten könnte, Wirkung. „Wir sollten aus der Vergangenheit gelernt haben und nicht unsere nachfolgenden Generationen für Investitionen bluten lassen. Reicht nicht auch eine Sesselbahn?“, fragte etwa Hotelier Balthasar Lackner. Ein Mitglied stellte den Nutzen in Frage: „Trotz der dann dritten Aufstiegsmöglichkeit, bleibt das Skigebiet oben dasselbe. Das Gebiet wird dadurch nicht attraktiver.“

Die Frage nach der Wirtschaftlichkeit

Vielfach wurde auch eine Wirtschaftlichkeitsprüfung von einem externen Experten gefordert. „Ich kann heute nicht zustimmen, weil ich nicht weiß, ob die Investition wirtschaftlich ist“, sagte etwa Eduard Bichler und Wolfgang Hagsteiner kritisierte die Vorgehensweise: „Wenn ich als Unternehmer Geld möchte, dann muss ich zuerst vorlegen, dass das Projekt wirtschaftlich ist.“ Auch der Ruf nach einem Großinvestor wurde laut. Die Bedenken der Mitglieder sind nicht unbegründet, die Bergbahn schrammte 2010 haarscharf an der Insolvenz vorbei.

Endziel: ein Skigebiet mit Kitzbühel

Der anwesende Geschäftsführer der Bergbahn, Wolfram Jahn, nahm bei der Versammlung zu den Fragen und Bedenken nicht Stellung. Neben den TVB-Funktionären sprang Bergbahn-Aufsichtsrat und Bürgermeister Stefan Seiwald für das Projekt in die Bresche. „Die Bergbahn ist finanziell saniert. Es ist fast beleidigend, dass die Meinung der Experten, die wir natürlich zu Rate gezogen haben, so hinterfragt wird. Die Experten sehen die Eichenhofbahn als strategisch wichtigsten Zug. Das letzte Ziel ist nach wie vor der Zusammenschluss mit Kitzbühel, aber wir müssen zuerst unsere Hausaufgaben machen“, so der Ortschef.

Auch andere Projekte werden gestartet

Das heißt aber nicht, dass nur die Bergbahn alleine von der Erhöhung profitieren soll, in der gesamten Region sollen neue Projekte angekurbelt werden, wie zum Beispiel ein Klettersteig im Kaiserbachtal, die Sanierung des Eifersbacher Wasserfalls oder die Einführung einer Gästecard.

Land prüft Antrag noch

Die Abstimmung endete kurz vor Mitternacht mit einem klaren Ja für die Erhöhung der Ortstaxe und somit die Finanzierung der Bergbahn (1.o64 Stimmpunkte Ja, 319 Nein). Jetzt muss nur noch das Land Tirol zustimmen.“Wir werden alles prüfen. Es ist noch kein einziges Projekt beschlossen“, erklärte Wahlleiter Gerhard Föger, Abteilungsvorstand Tourismus.

Freude herrschte aber dennoch bei den TVB-Funktionären. „Ihr habt heute den Weg in die Zukunft geebnet“, bedankte sich Obmann Dieter Jöchler für das Vertrauen.
Johanna Monitzer

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