Menschen im Blickpunkt: Sepp Hechenberger
Nicht nur die bergsteigerische Herausforderung, auch Kultur und Natur Nepals hinterließen dabei Spuren in seinem Denken.
Jochberg, Nepal | Gemeinsam mit dem Innsbrucker Hannes Gröbner stand Sepp Hechenberger am 25. September nach zehn Tagen Anmarsch und nur einer Woche Besteigungszeit am Gipfel des Manaslu – dem achthöchsten Berg der Welt. Damit setzte der Bergfex das ehrgeizige Vorhaben seiner ersten Achttausenderbesteigung um.
Eines war Hechenberger im Rahmen seines Expeditionsvorhabens besonders wichtig, und das war nicht das Muss den Gipfel zu erklimmen, sondern der Aufstieg im Alpinstil, also ohne künstlichen Sauerstoff, ohne vorher präparierte Route und ohne Hochträger ab dem Basislager. „Alles andere ist kein Bergsteigen“, meint der Jochberger. So bestieg und befuhr er und sein Team den Achttausender ohne fremde Hilfe mit Ski entlang der Route der Erstbesteiger. Lediglich fünf Menschen konnten den Manaslu 2013 ohne zusätzliche Hilfsmittel im alpinen Stil bezwingen.
„Sepp passt nicht in eine Schublade“
„Es gibt natürlich auch viele Kritiker, die sich fragen, warum sich jemand in solch eine Gefahr begibt. Weil ein Achttausender ist immer ein Risiko“, gibt Hechenberger zu bedenken. „Sepp ist eben kein ´Normalgestrickter´, der in eine Schublade passt,“ meint seine Frau Anneliese dazu, die, gemeinsam mit den vier Kindern, sechseinhalb Wochen zu Hause mitfieberte. „Vor allem in der Zeit, in der die Gipfelbesteigung aktuell wurde, fuhren die Gefühle Achterbahn. In den letzten beiden Wochen haben wir nur noch die Tage bis zu seiner Rückkehr gezählt.“ Für Hechenberger sei die Familie auch immer ein zusätzlicher Sicherheitsfaktor gewesen: „Dadurch hat man die Verantwortung, wieder nach Hause zu kommen.“
Der ambitionierte Bergsteiger hatte sich zwar intensivst auf die Expedition vorbereitet und ist als Bergführer auch viel in den Höhen unterwegs – dennoch: bisher verschlug es den Jochberger „nur“ bis auf 5.000 Meter. Wie sein Körper auf Höhen jenseits dieser Marke reagieren würde, konnte er nicht wissen. Aber bereits während des Anmarsches über den 4.720 Meter hohen, vergletscherten Rupina La (La=Pass), der zur Aklimatisierung genutzt wurde, ahnte Hechenberger, dass er mit der Höhe zurecht kommen werde.
„Am Berg war ich immer schnell“
Eine tiefe Verbundenheit mit den Bergen hat Sepp Hechenberger seit frühester Kindheit. „Ich war viel auf den Almen unterwegs, deswegen bin ich auch Bergführer geworden – am Berg war ich immer schnell“. Auch beruflich verschlägt es den Jochberger täglich in die Höhen: Als Käsemeister auf der Stanglalm macht er sich tagaus tagein zu Fuß oder auf dem Rad auf den Weg zu seinem Arbeitsplatz im Kaisergebirge.
Für Hechenberger war die Expedition im nepalesischen Himalaya aber nicht nur aus bergsteigerischer Sicht Neuland. „Ich bin direkt von der Alm in die Metropole Kathmandu mit zwei Millionen Menschen gekommen. Das Land mit seiner bombastischen Natur und Vegetation bis 4.000 Meter Höhe – eine einzigartige Erfahrung,“ so der sympathische Jochberger beeindruckt von Land und Kultur Nepals.
Für die Zukunft hat sich Hechenberger in alpinistischer Hinsicht noch eines zum Ziel gesetzt: Die Eiger Nordwand. „Das Höhenbergsteigen habe ich eigentlich abgeschlossen, man sollte aber niemals nie sagen.“
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Bild: Im Alpinstil bestieg Sepp Hechenberger den achthöchsten Berg der Welt, den Manaslu in Nepal.Foto: Hannes Gröbner