Mehr als 20.000 Gäste sind nicht erfasst worden
„Aus touristischer Sicht war diese Weihnachtssaison überall sehr gut, aber nirgendwo besser als in Kitzbühel“, ist Christian Harisch überzeugt. „Heuer waren mehr Menschen in Kitzbühel als je zuvor.“ Diese Aussage resultiere nicht aus persönlicher Wahrnehmung, sondern sei durch Fakten belegbar, hält Harisch fest. Im Verbandsgebiet von Kitzbühel Tourismus war über den Zeitraum von zehn Tagen kein freies Bett mehr verfügbar.
Auch die Bergbahn AG Kitzbühel jubelt angesichts der guten Schneelage und des sonnigen Winterwetters über explodierende Beförderungszahlen: „Spitzentag war der 29. Dezember mit 29.000 Menschen im gesamten Skigebiet“, bestätigt Bergbahn-Vorstand Christian Wörister, der freudig über ein überaus erfolgreiches Ergebnis berichtet.
Mit Stichtag 29. Dezember waren 6.400 Gäste bei Kitzbühel Tourismus registriert. Harisch: „Wir gehen von rund 600 Nachmeldungen aus, also waren an den Spitzentagen 7.000 Beherbergungsgäste hier.“ Diese Zahlen werfen jedoch Fragen auf: 7.000 Gästebetten zählen nämlich zusammengenommen die Orte Kitzbühel, Aurach und Jochberg. „Es waren aber deutlich mehr Menschen hier, als Gästebetten vorhanden sind“, erklärt Harisch.
Die Zahlen des Abwasserverbandes Großache Süd, in dem die Gemeinden Kitzbühel, Aurach und Jochberg vereint sind, sprechen eine deutliche Sprache und untermauern Harischs Vermutungen. „Allein in der Gamsstadt haben sich täglich 55.000 Menschen aufgehalten“, das bestätigt Gerhard Mitterer, Leiter des Abwasserverbandes Großache Süd auf Anfrage des Kitzbüheler Anzeigers und nach eingehender Begutachtung der Laborwerte. „Zählt man die erfassten Daten von Aurach und Jochberg hinzu, hielten sich täglich an die 66.000 Menschen in diesen drei Orten auf – so viel wie noch nie zuvor im Zeitraum von Weihnachten bis 6. Jänner.“
Anhand dieser Fakten rechnet Harisch vor: „Insgesamt sind 10.984 Personen mit Hauptwohnsitz und 6.713 Personen mit einem Nebenwohnsitz in Kitzbühel, Aurach und Jochberg gemeldet. Damit sind in Summe 17.697 Personen, aufgerundet etwa 18.000 Personen, erfasst. Dazu kommen 7.000 gemeldete Gäste aus den Beherbergungsbetrieben der besagten drei Orte sowie jedenfalls mehr als 10.000 geschätzte Tagesgäste der Bergbahn am Hahnenkamm sowie im Skigebiet Jochberg. Das macht in Summe 35.000 Menschen.“
Die Tagesgäste der Bergbahn im Kirchberger Teil des Skigebietes (Fleckalm, Maierl, Pengelstein) klammert Harisch
in seinen Berechnungen aus, ebenso die Gemeinde Reith, die zwar Teil des Verbandsgebietes von Kitzbühel Tourismus ist, ihre Abwässer jedoch in die Kläranlage Going abführt. Nicht erfasst sind außerdem Tagesbesucher der Innenstadt.
„Wo aber waren tausende Menschen, die vom Meldesystem nicht erfasst wurden?“, fragt sich Harisch. Für ihn liegt die Vermutung nahe, dass viele davon in bestehenden Häusern eingeladen waren. Der Obmann folgert: Der hohe Bestand an Häusern und Wohnungen, die keine Hauptwohnsitze sind, führe zu einer weit erhöhten Anzahl an Nächtigungen. „Für die Bürgerinnen und Bürger aus dem EU-Raum, die hier arbeiten und investieren, gibt es keine gesetzliche Grundlage, weil das Tiroler Raumordnungsgesetz den Arbeitswohnsitz nicht vorsieht. Dadurch entgehen der Allgemeinheit hohe Einnahmen.“
Harisch fordert Regelung für Arbeitswohnsitze
Für ihn, Harisch, sei es ein Gebot der Stunde, gesetzlich für Klarheit zu sorgen. Er bezieht sich auf die 2.Richtlinie 2004/38/EG, die das Recht der EU-Bürger, sich in anderen Mitgliedsstaaten frei zu bewegen und zu wohnen, regelt. „Der Arbeitswohnsitz muss Teil des Tiroler Raumordnungsgesetzes werden. Alles andere wäre verfassungswidrig, EU-widrig und grob fahrlässig.“
Er fordere jedoch keine Ausweitung von Freizeitwohnsitzen, stellt der Kitzbüheler Tourismusobmann unmissverständlich klar. „1.300 genehmigte Freizeitwohnsitz-Objekte sind ausreichend.“ Und noch etwas liegt Harisch angesichts der bis dato nicht erfassten Gästezahlen am Herzen: „Das erklärt unter anderem die Umsatzsteigerungen der letzten Jahre bei gleichzeitigem offiziellen Nächtigungsminus.“