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Kitzbüheler Anzeiger

Märchen erzählende Mutter von 125 Kindern in Peru

REITH BEI KITZBÜHEL
Sie könnte ein ruhiges Leben führen, die 53-jährige Ursula Krabichler. Als Hauptschullehrerin beruflich abgesichert, bewohnt sie in Reith ein schmuckes Haus. Doch ihr Lebensinhalt lautet, anderen Freude zu bereiten: Hierzulande als Geschichtenerzählerin und in einem Kinderhilfswerk für die Ärmsten der armen Kinder.

Ihr Gesicht hellt sich schlagartig auf, die Augen beginnen zu leuchten, ihr Herz öffnet sich. Und aus ihrem Mund sprudeln die Worte nur so heraus - immer dann, wenn Ursula Krabichler auf Peru zu sprechen kommt. Und sie kann einiges erzählen. Von der Adoption von Marietta, von ihrem Engagement als Projektleiterin für das Kinderhilfswerk „Tras Las Huellas de Christo“ (Auf den Spuren Christus) im Armenviertel Cayma in der Zwei-Millionen- Stadt Arequipa. Von ihren Tätigkeiten, wie etwa als Mitglied im Pfarrgemeinderat, als Gründerin der Jungschar usw., usw. Sie kann aber auch einiges berichten - als durch das Land ziehende Märchen- und Geschichtenerzählerin.

Wie kommt jemand dazu, anderen Menschen Geschichten zu erzählen? Und warum bemüht sich jemand für Kinder im fernen Peru? „Ich bin über die Gute-Nacht-Geschichten meiner Kinder auf das Erzählen gekommen. Fasziniert haben mich immer Indianergeschichten“, blickt sie zurück. Als sie eines Tages ihre Märchen vor einem kleinen Kreis vortrug, saß unter den Zuhörern eine befreundete Schauspielerin. Die begeistert war. „Sie hat mich ermutigt, die Märchen auch vor größerem Publikum zum Besten zu geben.“ Erste vorsichtige Gehversuche unternahm sie in der Nähe von München und bei einem Jugendfest in Saalfelden.

Als Freude an der Tätigkeit - und nicht einmal gegen einen Spesenersatz.

Positive Kritik motivierte

Richtig Mut fasste sie dann, als eine große Tiroler Tageszeitung eine Kritik über die „Tiroler Märchenerzählerin“ brachte. Heute ist sie für das Tiroler Kulturservice im ganzen Land unterwegs und erzählt ihre Geschichten überwiegend vor Volksschülern. Und vor Erwachsenen, wie beispielsweise in Büchereien, in Museen oder in Altenwohnheimen. Themen sind alte Märchen und Weihnachtsgeschichten. Bei der Langen Nacht der Museen hatte sie Gruselgeschichten geschildert, beim Osterfestival im Kongresshaus in Innsbruck rezitierte sie Mythen und Märchen aus dem Regenwald. Der Stoff dazu stammt aus Büchern. Ihr Lieblingsthema sind Indianergeschichten, die sie in der passenden Bekleidung vorträgt. Mit viel Pantomimik und indianischer Musik in Hintergrund.

Steiniger Weg bis zur Adoption

Trotz zweier leiblicher Kinder, dem 1982 geborenen Roland und der 1984 geborenen Verena, reifte beim Ehepaar Krabichler der Wunsch, ein Kind aus Peru zu adoptieren.  Peru nicht zuletzt deshalb, weil sich eine in München lebende Künstlerin indianischer Abstammung für ein Kinderhilfswerk einsetzt. „Das bei den Lesungen eingenommene Geld habe ich immer auf die Seite gelegt. Wir wollten einem Kind helfen und es bei uns aufziehen.“ 1986 war es soweit: Im Oktober flog die mittlerweile spanisch Sprechende in das in Südperu liegende Abancay, um die zwei Monate alte Maritta in den Familienkreis aufzunehmen. Am Ende eines unglaublichen Papierkrieges: Zuerst musste eine auf die Krabichlers lautende Geburtsurkunde ausgestellt werden, danach in Lima ein Reisepass besorgt werden. In Kitzbühel galt sie bis zur Einbürgerung als Ausländerin. Ein Jahr später erblickte dann mit Manuel ein drittes leibliches Kind das Licht der Welt.

Patenschaften für 125 Kinder

Am Rande eines Gastspiels einer peruanischen Musikgruppe wurde sie auf das Lehrerehepaar Miriam und Urbano Gallegos aufmerksam, das im Elendsviertel Cayma in der zweitgrößten Stadt Perus, in Arequipa, eine Anlaufstelle für Kinder in Not einrichtete. „Das war das Projekt, welches wir unterstützen wollen“, waren sich die Krabichlers einig. Seit dem Tod ihres Mannes 2001 sozusagen als Einzelkämpferin, sorgt sie für 125 Kinder ohne familiären Hintergrund, die weit unter der Armutsgrenze leben. Dank Patenschaften konnte von dem Kinderhilfswerk ein Haus gekauft werden, täglich zwei Mahlzeiten verteilt sowie die Kinder unterrichtet und ärztlich versorgt werden.

Übrigens: Mit einem Euro pro Tag bzw. 30 Euro pro Monat ist man mit einer Patenschaft dabei. Genaueres auf der Homepage www.baustein-peru.at
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