
Lückenschluss in der Warteschleife
Der durchgehende Radweg von der gemeinsamen Reither und Kirchberger Gemeindegrenze bis zum Gasthof Reinache, wo der Radweg in das bestehende Netz von Going und Oberndorf einmünden soll – das ist seit vielen Jahren, eigentlich schon seit Jahrzehnten, der große Wunsch der Reither.
Knackpunkt „Bodner Wald“ wurde gelöst
Schwierigstes Teilstück in den bisherigen Planungen war bisher der Streckenabschnitt durch den sogenannten Bodner Wald – eine berüchtigte Engstelle, in der sich Autofahrer und Radler die schmale und kurvenreiche, zwischen Bach und Wald verlaufende Landesstraße teilen müssen. Immer wieder kommt es dort zu gefährlichen Situationen im Straßenverkehr. Die Entflechtung von Pkw- und Radverkehr in diesem Abschnitt war daher ein unbedingtes Muss.
In der Gemeinde Reith, aber auch im Baubezirksamt Kufstein tüftelte man über mehrere Jahre an der geeigneten Lösung zur Entschärfung dieser Engstelle, bis vor rund einem Jahr das fertige Einreichprojekt vorlag. Demnach soll die künftige Radweg-Trasse auf der Hangseite, parallel zur Straße durch den Bodner Wald verlaufen, schildert Bürgermeister Stefan Jöchl. Aus geologischer und wasserrechtlicher Sicht kein einfaches Vorhaben. Da die Gemeinde Reith auch die für die Trasse notwendigen Grundflächen bereits erworben hatte, war der Ortschef schon vor einem Jahr zuversichtlich, dass der Baustart noch im Jahr 2024 erfolgen würde.
Die Zeichen dafür standen gut: Im August 2024 wurde verhandelt. Straßenrechtlich, Wasser- und forstrechtlich, aber auch seitens der Umweltschutzbehörde gab es keine Einwände.Gebaut wurde die neue Trasse für den Radweg aber bis heute nicht: „Es fehlt noch immer der Bescheid, weil sich ein Grundeigentümer querlegt“, wie Bürgermeister Jöchl im Rahmen der jüngsten Gemeindeversammlung begründete.
"Es ist alles verhandelt, es fehlt nur noch eine einzige Unterschrift."
Bgm. Stefan Jöchl
Konkret davon betroffen seien die letzten 100 bis 150 Meter des geplanten Radweges im Bereich des Gasthofs Reinache, die sich schon auf Oberndorfer Gemeindegebiet befinden. Bürgermeister Hans Schweigkofler kam seinem Reither Amtskollegen zu Hilfe und nahm die Verhandlungen mit besagtem Grundeigentümer auf – bisher erfolglos, wie er gegenüber dem Kizbüheler Anzeiger bestätigt.
Jetzt werden Alternativen entwickelt. Zwei Varianten sind denkbar: „Einerseits könnte der Radweg oberhalb des Wohnhauses des Grundeigentümers führen oder auf der Landesstraße, die dadurch allerdings schmäler würde. Wir sind in enger Abstimmung mit dem Baubezirksamt“, beschreibt Schweigkofler, der entsprechende Planungen bereits in Auftrag gegeben hat.
"Es gibt zwei Alternativen: entweder oberhalb des Hauses oder auf der L 202."
Bgm. Hans Schweigkofler
Für die Gemeinde Reith drängt mittlerweile die Zeit: Zwischen 2,5 und drei Millionen Euro wurden für das Radweg-Projekt veranschlagt, 70 Prozent davon haben Bund und Land an Fördermitteln bereits zugesagt. „Weil es sich um den notwendigen Lückenschluss in einem überregionalen Radwegeetz handelt“, wie Jöchl begründet.
Dringlicher Baustart wegen Förderungen
Er fürchtet nun, dass diese Zusagen womöglich den angekündigten Sparplänen der neuen Bundesregierung zum Opfer fallen könnten. „Diese Zusagen werden nicht ewig halten. Der Baubeginn muss noch heuer erfolgen, damit wir die Fördermittel nicht verlieren“.
Radweg soll alltagstauglich sein
Für die e5-Gemeinde Reith, die sich einer strukturierten und nachhaltigen Klimaschutzarbeit verpflichtet hat, stellt der Radweg noch viel mehr als eine touristische oder Freizeiteinrichtung dar. „Er soll vor allem alltagstauglich sein“, beschreibt Bgm. Jöchl. „E-Bikes bieten einen größeren Aktionsradius. Sie machen es möglich, dass man das Auto eher stehen lässt und auf das Rad umsteigt – auch dann, wenn man in Reith wohnt und in St. Johann oder Oberndorf arbeitet.“
Der lang ersehnte Lückenschluss sei für Reith daher eine notwendige Investition in die Zukunft, so Bürgermeister Jöchl abschließend.